Radgaragen
Es gibt unterschiedliche Systeme, um Fahrrädern Schutz vor Witterung und Diebstahl zu bieten.
Wer im Alltag radelt, weiß regengeschützte Abstellmöglichkeiten zu schätzen – in einem Fahrradabstellraum oder durch Garagenmodelle. Sie bieten nicht nur Schutz vor diversen Witterungen, sondern auch besseren Schutz vor Diebstahl als ein Radabstellplatz im Freien. Neben großen, teils zweistöckigen Fahrradgaragen, die häufig an Bahnhöfen stehen, gibt es aber auch kleinere Modelle für Unternehmen und den öffentlichen Raum, die sich in Größe, Form und Material unterscheiden. Manche Ausführungen bieten außerdem Lademöglichkeiten für E-Bikes. Hier werden drei Arten von Fahrradgaragen vorgestellt: Garagen mit öffenbarer Vorderhaube, Fahrradhäuschen und Bikeboxen.
Haube zu, Fahrrad sicher
Garagen mit öffenbarer Vorderhaube (»Haubenschließer«) funktionieren immer nach dem gleichen Prinzip, unterscheiden sich aber im verbauten Material – entweder Kunststoff, Stahl oder selten auch Holz. Der Vorteil ist, dass in ihnen auf wenig Platz viele Räder untergebracht werden können, und sie eignen sich daher sowohl für Unternehmen, öffentliche Plätze als auch als Parklet auf ehemaligen Kfz-Parkplatzflächen und fügen sich dank ihres schlanken Designs gut in das Stadtbild ein.
Ein Klassiker der Haubenschließer sind die sogenannten fietshangar in den Niederlanden. Seit den 90ern sind die kompakten, überdachten Abstellplätze aus Stahl vor allem in Rotterdam zu finden.
Äußerlich ähneln sie einer Brotbox mit einem nach oben verschiebbaren Rollo, innen bieten sie bis zu acht Fahrrädern Schutz vor Witterung und Diebstahl – das Schloss kann entweder mit einem Schlüssel oder einem digitalen Schließsystem gesperrt werden. Das deutsche Unternehmen Cervotec produziert seit 2006 Fahrradgaragen, ihr beliebtestes Modell heißt Ceratum One – ein den fietshangars ähnelnder Haubenschließer. Das Gerüst besteht aus Edelstahl, die Verkleidung aus schlagfestem und witterungsbeständigem, transparentem Kunststoff – es ist auch in nicht durchsichtiger Optik erhältlich.
Je nach Ausführung haben in der Fahrradgarage bis zu acht Räder Platz. Die Modelle sind standardmäßig 2,21 Meter tief und 1,60 Meter hoch, die kleinste Ausführung ist 2,25 Meter breit, die größte 3,75 Meter. Geöffnet werden sie mithilfe eines Fußhebels, das Schloss lässt sich außerdem gegen ein digitales Schließsystem tauschen. Ähnliche Systeme bieten die österreichischen Unternehmen Ziegler und Biohort an.
Fahrradhäuschen: Praktisch, aber hässlich?
Fahrradhäuschen bieten viel Platz auf wenig Raum, hier haben modellabhängig bis zu zwölf Räder Platz. Schon seit den 90er-Jahren prägen die ersten der derzeit rund 400 Hamburger Fahrradhäuschen das Stadtbild. Sie sind praktisch und robust, ihr Design ist aber – freundlich ausgedrückt – gewöhnungsbedürftig.
Von der Idee der Fahrradhäuschen war die Stadt Mainz begeistert, der Look gefiel der Stiftung für Klimaschutz und dem städtischen Verkehrsbund jedoch nicht. So ging man optisch einen anderen Weg und beauftragte das Architekturbüro Schoyerer Architekten Syra im Jahr 2015, einen ästhetischen und vandalismussicheren Fahrradpavillon zu entwerfen. Das Ergebnis des Pilotprojekts steht in der Mainzer Hindenburgstraße. Für den Pavillon, der anders als die klassischen Fahrradhäuschen von außen einsehbar ist, wurde ausschließlich auf industriell vorgefertigte Bauteile zurückgegriffen. Der Mainzer Fahrradpavillon kann auf nur vier Quadratmetern bis zu zwölf hängende Fahrräder beherbergen. Ein Stellplatz – oder besser gesagt Hängeplatz – kostet monatlich zehn Euro, Lademöglichkeiten für E-Bikes gibt es nicht.
Eine hölzerne Umsetzung eines Fahrradhäuschens findet man in Wuppertal. 2019 entstand das erste Modell, in dem zwölf Fahrräder aufgehängt und sechs Fahrräder abgestellt werden können. Die Garage ist Teil einer Mobilstation. Errichtet in Öffi-Nähe, hat sie zwei Taxiparkplätze und Carsharing-Plätze. Zweieinhalb Jahre später folgte die zweite Mobilstation in Wuppertal. Die enthaltene Fahrradgarage verfügt wieder über zwölf Hängeplätze und diesmal über vier Stellplätze. Damit Wuppertal seinem Ziel, eine »Stadt der kurzen Wege« zu werden, näherkommt, soll 2023 eine dritte Mobilstation entstehen. Die bereits bestehenden Stationen sollen um weitere Angebote wie Radwerkstätten und kleine Cafés erweitert und dann zu sogenannten Quartier-Hubs zusammengeschlossen werden. Wie ein solcher Hub aussehen könnte, wird derzeit von einem Projekt lokaler Forschungsgruppen untersucht, auch ein BürgerInnenbeteiligungsprojekt zur Ideenfindung wurde ausgerufen.
In Fahrradhäuschen lassen sich im Vergleich zu Haubenschließern und Bikeboxen die meisten Fahrräder auf einmal unterbringen. Alte Designs wie etwa jene in Hamburg wirken zwar klobig, moderne Interpretationen wie in Mainz oder Wuppertal machen aber sowohl im öffentlichen Raum als auch vor Firmengebäuden gute Figur.
Fahrradbox: Klein, aber fein
Im Gegensatz zu den Fahrradhäuschen sind Fahrradboxen im Design sehr kompakt, bieten in ihrer kleinen Ausführung jedoch häufig nur Platz für ein Rad pro Box. Am Markt findet man aber auch mehrstöckige Lösungen, in die das Rad mittels Schiene geschoben werden kann. Das Design reicht von viereckigen Containern und Konstruktionen mit abgerundetem Dach bis hin zu Fahrradgaragen mit Schiebetür.
In den insgesamt 1800 Wiener Gemeindebauten findet man derzeit 948 Fahrradboxen – die ersten fünf Exemplare wurden 2011 in Floridsdorf aufgestellt. In jeder der Boxen, die optisch einem überdimensionierten Briefkasten ähneln, hat ein Fahrrad Platz. In Wien finden sich außerdem vier Safetydocks, einzelne mietbare Fahrradboxen, in denen man das Fahrrad bis zu 48 Stunden lagern kann. Der Fixpreis beträgt 2 Euro, pro Stunde werden 50 Cent verrechnet. Ein Safetydock gibt es außerdem in Niederösterreich, drei in Oberösterreich und zwei im Bundesland Salzburg. Ein ähnliches System gibt es in Vorarlberg. An den Bahnhöfen in Rankweil, Hohenems, Lustenau und Lauterach gibt es mietbare doppelstöckige Fahrradboxen des Verkehrsverbunds Vorarlberg. Im Zuge des Bahnhofsumbaus in Schlins-Beschling, Altach, Hard-Fußach, Lochau-Hörbranz und Feldkirch sollen weitere Radboxen entstehen. Für einen Tag in der Radgarage zahlt man 1,70 Euro, für eine Woche 6 Euro, für ein Jahr in einer Vorarlberger Fahrradbox 96 Euro, der Jahresbetrag für die Box ein »Stockwerk« weiter oben, die mittels Schiene zu erreichen ist, beträgt 86 Euro. Zum Öffnen der Box kann nach Registrierung auf der Website das Vorarlberger Klimaticket verwendet werden. Zu kaufen gibt es Fahrradboxen außerdem bei österreichischen Herstellern wie »2radbox«, die auch Lösungen für die gewerbliche Anwendung anbieten, und Maluk, die sich mit ihrem Angebot eher an PrivatnutzerInnen wenden.
2018 wurde im Wiener Landtag eine eindeutige Mindestanzahl für Fahrradabstellplätze in Wohngebäuden festgelegt. Pro 30 Quadratmeter Wohnnutzfläche muss es einen Stellplatz geben. Die Stadt Wien fördert auch die Errichtung von Radabstellanlagen an Betriebsstätten.
wien.gv.at/verkehr/radfahren
Smart Bike Locker
Eine interessante Lösung für Unternehmen, aber auch für den öffentlichen Raum bietet
Bikeep. Ihr Smart Bike Locker kann kontaktlos mittels Handy-App oder mit einer Karte entsperrt werden, wodurch digitale Zutrittskontrollen und ein Bezahlsystem ermöglicht werden. Im Inneren können E-Bikes aufgeladen werden, mit 93 Zentimetern Breite und 125 Zentimetern Länge sind die Boxen außerdem platzsparend. In Vancouver wurden zwei Exemplare neben Bahnstationen aufgestellt, für die Stromversorgung wird Solarenergie, die von einer Anlage direkt neben der Station produziert wird, genutzt. Aber auch für Unternehmen ist das Modell von bikeep eine gute Lösung, da kein Schlüssel benötigt wird und die robuste Bikebox beispielsweise mit einer Schlüsselkarte des Unternehmens geöffnet werden kann. Dafür wird allerdings ebenso wie für das Laden eines E-
Bikes Strom benötigt, in Vancouver kommt dieser zum Beispiel von Solarpaneelen neben der U-Bahn-Station.
Bei vielen Fahrradboxen lassen sich ähnlich wie bei Schließfächern sehr einfach Bezahlsysteme einrichten.
Eine hölzerne Bikebox steht in Sindelfingen, etwa 15 Kilometer südlich von Stuttgart. Das Radhäusle wurde 2016 vom Stuttgarter Architekturbüro Birk Heilmeyer und Frenzel entworfen, damit das Holz witterungsfest ist, wurde es mittels Acetylierung modifiziert. Es bietet zwar nur Platz für ein Fahrrad, kann allerdings durch seinen modularen Aufbau erweitert werden. Innen gibt es Platz für Gepäck und Helme, auf der Außenseite der hölzernen Fahrradgarage gibt es zudem die Möglichkeit für einen Stehtisch oder eine Bank. So fungiert das Radhäusle, das mit einer Schlüsselkarte geöffnet wird, nicht nur als überdachter Fahrradabstellplatz, sondern auch als Stadtmöbel. Noch ist es ein Prototyp, jedoch würde es wohl in vielen Städten eine durchaus gute Figur abgeben.
Bei vielen Fahrradboxen lassen sich ähnlich wie bei Schließfächern sehr einfach Bezahlsysteme einrichten – außerdem sind sie platzsparend. Dafür hat in den meisten Bikeboxen nur ein Fahrrad Platz, viele Modelle können aber auch nebeneinander oder übereinander angereiht werden.
Lösungen wie jene in Sindelfingen zeigen außerdem, dass sie sich auch gut ins Stadtbild integrieren lassen und sogar als Möbel fungieren können.