#Klamottenkur: Zweitkleid7 – der etwas andere Second-Hand-Laden

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Während ein Secondhand-Shop einerseits dabei behilflich ist, Schrankinhalt zu reduzieren, bietet er anderseits die Möglichkeit, eben genau den zu vergrößern. So funktioniert auch Zweitkleid7. Und trotzdem ist der Laden von Martina Brückl anders.

Die Inhaberin des Shops in der Westbahnstraße im 7. Bezirk ist wählerisch. Sie nimmt nicht jedes Teil, das nicht mehr gewollt wird. Es gibt Kriterien, die eingehalten werden müssen. Und nur dann wird es Gast bei Zweitkleid7.

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Von Montag bis Samstag sind Martina Brückl und Hund Paco im Geschäft. Hier wird auch die „neue Ware“ begutachtet und bewertet. Sie muss sauber sein, sollte also theoretisch sofort weiterverkauft werden können. Jedes – in irgendeiner Art und Weise – kaputte Teil will die Inhaberin nicht. Genauso wenig werden echte Pelze, Billigmarken, Kinder- oder Sportbekleidung, Socken, Strümpfe oder Unterwäsche angenommen.

Besteht das Kleidungsstück diese Prüfung, wird der Wert geschätzt und mit einem neuen Preis versehen. Dann kommt es auf einen der fast 1000 weißen Kleiderbügel aus Holz. Wie alle anderen Teile im Laden auch, wird damit das gute Stück fein säuberlich neben die neuen Kleider-Nachbarn gehängt. Wühltische oder Schütten – generell Chaos – gibt es nicht im Geschäft.

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Anstelle dessen lassen sich – für alle, die nicht verkaufen, sondern kaufen möchten – Damen- und Herrenbekleidung, ausschließlich ungetragene Schuhe, Schals, Mützen, Handschuhe, Tücher, Sonnenbrillen und noch mehr bei Zweitkleid7 finden.

Sogar handgemachte Seifen sind im Sortiment enthalten, denn Martina Brückl vermietet in ihrem Geschäft Regale an Menschen mit Talent zum Selbermachen. Retromöbel, die orange-rote Tapete, die alte Kassa und Hutschachteln tragen dann noch ihr Übriges bei – es ist wirklich nett.

109Wer sich beim Anprobieren eines Teils nicht sicher ist, der bekommt auch nichts aufgeschwatzt. Es wird Zuhause ja doch nicht getragen und schließlich – so Martina Brückl – „hat es kein Kleidungsstück verdient, zweimal Schrankleiche zu werden.“ Wenn sich ein Teil also gar nicht verkauft und vom Noch-Besitzer auch nicht mehr abgeholt wird, geht es an soziale Einrichtungen wie die Gruft.

Zweitkleid7 ist somit für beide Seiten, für die mit zu viel Kleidung und auch für die mit Bedarf an Kleidung eine gute Gelegenheit, alten Teilen neuen Sinn zu geben.

Für alle, die nicht aus Wien sind, Martina Brückl hat auch einen Online-Store – zwar klein, aber fein.

Und hier geht’s zur Website von Zweitkleid7.

Wer gerne mehr über Themen der Klamottenkur lesen möchte, an dieser Stelle gibt es mehr.

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