Fair – von der Nische zum Mainstream
Der Bio-Boom hat uns schon seit einigen Jahren erfasst. „Ökologisch“ ist gefragt, doch „fair“ steht noch nicht ganz oben auf der Liste der Auswahlkriterien beim Einkauf. Die Bewegung, auf die beide Attribute zurückzuführen sind, heißt Neo-Ökologie. Sie ist der Megatrend, der unsere Gesellschaft dominiert und die Märkte der Zukunft grüner werden lässt. Doch warum fand „bio“ bisher so viel mehr Anklang als „fair“? Und wird sich das vielleicht bald ändern? Das Zukunftsinstitut hat eine Studie dazu veröffentlicht, BIORAMA hat die Studie rezensiert.
Nachhaltigkeit hat mehrere Dimensionen – die Ökologie ist eine davon, die soziale Gerechtigkeit eine andere, hinzu kommt noch die ökonomische Komponente. In jedem Supermarkt, sogar bei Discountern findet man alles, was man möchte, auch in „bio“, die Fairtrade-ausgezeichneten Produkte muss man allerdings eher suchen. Die Mehrheit der Konsumenten in Deutschland kennt Produkte aus fairem Handel, fast die Hälfte kauft sie zumindest gelegentlich. Doch insgesamt rangiert die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards auf der Prioritätenliste noch hinter einigen anderen Einkaufskriterien. Qualität, Gesundheit, Herkunft und Preis-Leistungs-Verhältnis zum Beispiel sind für Konsumenten meist wichtiger. Vielleicht liegt das auch an dem für viele Menschen diffusen Betriff von „fairen Produkten“. Mangelnde Informationen über entsprechende Siegel und Ziele der Zertifizierungsstellen werden häufig als Gründe für die schwere Verständlichkeit genannt.
Trotzdem gibt es eine vielversprechende Aussicht für faire Produkte – die Evolution der Kunden. Nach den Ökos der 70er und 80er und den LOHAS-Konsumenten (Lifestyle of Health and Sustainability) erleben wir nun die Entwicklung eines neuen Konsumententypus – der Conscious Consumer. Er hat mehr Weitblick und Verständnis für eine global-nachhaltige Entwicklung und ist weniger dogmatisch, er ist die Hoffnung für den fairen Handel. Steigendes Bewusstsein bei Verbrauchern kann dazu führen, dass Fair Trade endlich aus seiner Nischenstellung herauswächst und die breite Masse anspricht. Dieser „Tipping Point“ an dem die Stimmung angesichts der unlauteren Methoden, die Unternehmen einsetzen, kippt, scheint bald erreicht. Wann genau liegt auch an der Branche, die man betrachtet – wie schon bei „bio“ ist die Lebensmittelbranche klarer Vorreiter beim Umdenken, doch andere könnten schnell nachziehen. Insgesamt ist jedoch ein klarer Trend zur Kreislaufwirtschaft zu erkennen. Immer mehr Geschäftsmodelle entstehen aus dieser Strömung, so auch das Lease-a-jeans-Konzept von Mud Jeans (BIORAMA berichtete).
Auch Vertriebswege sind ein Thema. Nicht nur Unternehmen, Herstellungsprozesse und Endprodukte stehen vor einem Wandel, sondern alles was dazugehört – inklusive Kommunikation. Fairness soll auch den Dialog mit dem Kunden bestimmen.
Auf 33 Seiten präsentiert das Zukunftsinstitut in seiner Studie einen umfassenden Einblick in den Status quo des fairen Handels und analysiert Strömungen und Phänomene, die mit dessen weiterer Entwicklung zusammenhängen. Durch übersichtliche Grafiken aufgelockert und geradlinig strukturiert gibt die Studie einen wertvollen Einblick und eine vielversprechende Aussicht für den Trend „Fairer Handel“.