Bilder aus der Zukunft  

Im Buch »Zukunftsbilder 2045« werden eventuell realisierbare Zukunftsvisionen dargestellt.

Ein vorgestelltes Wien im Jahr 2045.
Die Urania in Wien, wie man sie sich 2045 vorstellen könnte. Bild: www.realutopien.de / Wien Urania, Zukunftsbild 2045 / Reinventing Society & Wire Collective (CC BY-NC-SA 4.0, Foto: Phoenixpix).

Es könnte 2045 in Wien zum Beispiel aussehen wie hier abgebildet – ein Zukunftsbild, das utopisch, aber möglich ist: Unter dem Titel »Realutopien« sammelt der Verein Reinventing Society e.V. realisierbare Zukunftsvisionen – das umfasst Textbeiträge und Anleitung zum utopischen Denken (»Utopian Charge«), aber auch wortwörtliche Zukunftsbilder: Renderings davon, wie unsere Städte durch Begrünung, durch Instandsetzung von Wasserkreisläufen, durch den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, aber auch durch umfassendere Grundversorgung der BürgerInnen und durchaus streitbare Ideen zu deren Finanzierung gestaltet, sein könnten, damit sie und ihre BewohnerInnen ihren Beitrag zur Klimawende leisten können. Abrufbar über die schöne Url zb2045.de/quellen.
Als Geschichten erzählt gibt es die Quintessenz dieser Inhalte in Buchform – für »Zukunftbilder 2045« verschwindet ein AutorInnenteam (Stella Schaller, Ute Scheub, Sebastian Vollmar und Lino Zeddies) hinter anonymisierten Beiträgen aus einer fiktiven Zukunft. In verschiedenen Städten Deutschlands wie auch in Zürich und Wien werden jeweils zu jenen Bereichen Gespräche geführt, für eine Stadt auf dem Weg ins Jahr 2045 eine Vorbildrolle für Städte eingenommen hat. Das Nachlesen von Gesprächen, die eine unbekannte mit einer erfundenen Person der Zukunft führt, ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber vielleicht genau so verspielt, wie es mitunter nötig ist, an grundlegende Transformationsprozesse heran­zugehen. 

Die Wiener Urania der Vergangenheit 2022 hat noch so ausgesehen. Gar nicht nicht grün rundherum, aber bei Weitem nicht genug. Ob uns die eher oberflächliche Begrünung versiegelter Flächen, wie sie uns in dieser Zukunftvision (oben) bevorsteht, genügt, oder ob wir uns nicht auch viel mehr Solarpanele auf den Dächern wünschen, müssen wir heute herausfinden. Bild: Phoenixpix.

Und dieser Ansatz soll, wie Stella Schaller erklärt, »durch einzelne Charaktere und Geschichten aus deren alltäglicher Arbeit greifbar machen«, wie eine der möglichen Zukünfte aussehen könnte. Nach Wien wird etwa als Beispiel für seine Pionier­leistungen im Bereich Wirtschaft geschaut – das fiktive Gespräch in der Stadt, die nebenbei 2035 vom motorisierten Individualverkehr befreit wurde, erzählt in erster Linie nach, wie das Bruttoinlandsprodukt durch Gemeinwohlindikatoren abgelöst wurde. Und der fiktive Interviewparter Basti Faber ähnelt auch sonst nicht ganz zufällig einem möglichen künftigen Christian Felber (einst Gründer von Attac Österreich).
Zufälliger sind da laut AutorInnen allfällige Ähnlichkeiten zwischen heutigen Mitgliedern des Berliner Ernährungsrates und Annika Janschen, die 2045 im brandenburgischen Wiesenburg von den alten Zeiten erzählt. Von den 2020er-Jahren, in denen der Berliner Senat davon überzeugt werden musste, »dass Essen keine Privatsache ist« und dazu bewegt »eine Ernährungswende für die Region einzuläuten«. Den Durchbruch hat hier die Wissenschaft ermöglicht: durch eine Studie, die berechnete, ein 100-Kilometer-Radius um Berlin reiche zur Ernährung der deutschen Hauptstadt.  

Ein imaginiertes Berlin des Jahres 2045.
Ein imaginiertes Berlin des Jahres 2045. Bild: Phoenixpix / Alexey Fedorenko.

Diese Hauptstadt selbst ist im Buch Schauplatz eines Interviews mit der Wildnisbeauftragten des Weltklimaparlaments, das wir dann längst haben. Sie lässt im Gespräch einige Jahre erfolgreichen Artenschutzes auf Berliner Stadtgebiet Revue passieren. Auf die Frage, wie wir es denn in den 2020ern geschafft haben, dorthin zu kommen, antwortet Stella Schaller aus dem AutorInnenteam: »In Punkto Artenschutz haben wir in den 2010er- und 2020er- Jahren verstanden, dass das Thema Biodiversität so wichtig ist wie auch der Klimawandel
Und deswegen kamen viele Faktoren und Initiativen zusammen – von politischer und gesellschaftlicher Seite.« Sie wechselt in das Heute dieses Magazins und fügt an: »Wichtig ist, dass wir die ökologische und die soziale Dimension zusammendenken. Dass wir in allen Städten die Ökosysteme wieder lebendig werden lassen und es so nicht nur dem Klima, sondern auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dient.« 

»ZUKUNFTSBILDER 2045 – Eine Reise in die Welt von morgen«, 2023, oekom.

Es gibt auf der Plattform Realutopien.info nicht nur die Option, selbst erdachte Visuals für die Zukunft hochzuladen, sondern auch jene, sie für einzelne Orte anzufordern.

BIORAMA Wien-Berlin #3

Dieser Artikel ist im BIORAMA Wien-Berlin #3 erschienen

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