Zielgruppe: Allergiker und Menschen mit Unverträglichkeiten

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Neue Konzepte in Lebensmittel-Handel und Gastronomie sorgen dafür, dass Menschen, die unter Unverträglichkeiten oder Allergien leiden, auf nichts verzichten müssen.  

Die Zahl der Betroffenen von Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien steigt stetig. In Europa leiden durchschnittlich 30% an einer Lactose-Intoleranz (Milchzucker). Bei Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) sind es weltweit nur 1%. Klingt erstmal nicht viel, aber 9 von 10 Menschen, die an Zöliakie leiden, wissen nichts davon. Auf was Menschen alles verzichten müssen: Brot, jede Art von Milchprodukten, Torten, Käse, Joghurt, Topfen, und und und. Oft bleibt es aber nicht nur bei einer Unverträglichkeit oder Allergie. Nicht selten kommt es vor, dass Betroffene die unter einer Lactose-Intoleranz leiden, auch eine Unverträglichkeit gegenüber Histaminen und Fructose aufweisen. Das Glas Wein und die Käsepizza zum Feierabend fallen dann also schon mal weg. Oder doch nicht?

Nein, Man muss nicht auf alles verzichten

Die Umstellung der Ernährung und auch die Produktsuche gestalten sich oft zu einem unerträglichen Spießrutenlauf. Aber das Angebot an Supermärkten die allergie- und intoleranzfreundliche Produkte anbieten, wächst, zur Freude der Betroffenen. Vitolerance ist einer dieser neuen Nischen-Läden. Die Inhaberin Iris Bosich hat bei sich selbst und auch familiär mit Unverträglichkeiten zu kämpfen. Ihr Sohn muss sich auf Grund einer Krankheit guten- und kaseinfrei ernähren. Frau Bosich weiß also wie schwierig so etwas sein kann, aber nicht sein muss. Sie hat sich deshalb eigenständig ein kleines Unternehmen aufgebaut, das mit einem Onlineshop begann und schließlich zu einem eigenen Geschäft am Wiener Kagraner Platz geführt hat. Ihr Onlineshop zeichnet sich vor allem durch den sogenannten „Allergiefilter“ aus. Der Kunde gibt an, welche Bestandteile er nicht verträgt und bekommt nur noch Lebensmittel angezeigt die er auch problemlos essen darf.

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Auch ihre Kinder haben die Entscheidung zur Selbstständigkeit maßgeblich beeinflusst.

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Die Karrierefrau bringt das Mutter- und Geschäftsfrau-Dasein perfekt unter einen Hut.

„Ich wollte einfach den Menschen helfen“

Sie kann mit Recht behaupten, dass sie ihr Ziel auch erreicht hat. Montag bis Samstag tummeln sich Kunden, die die Beratung speziell ausgebildeter Diätologen und natürlich die Beratung von Iris Bosich persönlich sehr schätzen. „Mir ist sehr wichtig, dass ich auch selbst immer im Geschäft stehe und in persönlichen Kontakt mit den Kunden treten kann“, erklärt sie uns. Frau Bosich bemüht sich sehr, auch Sonderwünsche, die sich nicht in ihrem Sortiment befinden, nachzukommen. Diese werden dann entweder von ihr persönlich bestellt oder die Produktion wird sogar in Auftrag gegeben. Ihre Produkte werden hauptsächlich von Herstellern aus Österreich bezogen, denn Regionalität ist ihr und ihren Kunden sehr wichtig. Auf ihrer Homepage befinden sich auch einige Videos, wie man einzelne Speisen dann auch zubereitet. Was mache ich aber, wenn ich eine Niete in der Küche bin? Auch auf diese Frage haben wir eine Antwort.

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(Bild: Facebook)

Die „Helene“, die „Mimi“ und sogar der „Herr König“ sind Stammgäste des Allergiker-Cafés

Nein, das sind keine neuen Stars am Schlagerhimmel, sondern die Torten die sich im Sortiment des Cafés befinden. Alle selbstgemacht und allergikerfreundlich, versteht sich. „Eine Torte ist doch ein bisschen wie ein Mensch, und ein Mensch braucht einen Namen“, so Franka Rothaug, eine der Betreiberinnen. Auch die Geschichte des Allergikercafés hat einen sehr persönlichen Ursprung. Margarete Rothaug-Pasteiner, die zweite der drei Betreiberinnen und Frankas Mutter, leidet unter Zöliakie. Dann gibt es noch die jüngste des Dreiergespanns, Astrid Rothaug, Tochter und Schwester der Beiden. Die Familie hat sich das Ziel gesetzt, Menschen mit Allergien die schönen Dinge des Alltags wiederzugeben, wie das Schlemmen von Torten und dazu ordentlichen Café Latte mit der besten Freundin. Es gibt es aber auch Mittagsspeisen, die, wie auch die Süßspeisen, von allen Kunden abgeholt und mitgenommen werden können. Das Koch-Problem wird also gleich mitbehoben.

50/50

Nicht nur Allergiker besuchen das Café auf der Wieder Hauptstraße, auch Kunden, die einfach nur wissen wollen, was in den Speisen enthalten ist, zählen zu den zufriedenen Kunden. „Ich würde sagen, 50% Allergiker und 50% uneingeschränkte Esser. Es ist halt auch ein angenehmer Nebeneffekt“, so Franka. Die Zutaten werden ausführlich im Lokal ausgeschrieben und auf Wunsch wird natürlich auch gerne persönlich beraten. Das Vorurteil, glutenfreie Torten würden anders schmecken, kann uns die junge Frau nehmen. „Jede Torte wird händisch gemacht, dass sie glutenfrei ist, schmeckt man dabei nicht.„. Auch das Allergiker-Café setzt auf regionale Produkte, teilweise von Bio-Lieferanten . „Es kann aber auch schon passieren, dass wir selbst mal schnell zum Spar gegenüber laufen und noch eine laktosefreie Milch holen“, erklärt uns die Betreiberin.

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Franka berät persönlich die Kunden an der Theke und kümmert sich um den Service.

Sie punkten mit der Nähe zum Kunden

Beide Unternehmen setzen auf eine familiäre Atmosphäre, Kundenkontakt und persönliche Beratung. Ein Service der heutzutage durch die Automatisierung oft zu kurz kommt. Als Mensch der mit einer Einschränkung im Nahrungsmittelbleich zu kämpfen hat muss man nicht auf alles Verzichten. Allerdings sind das richtige Angebot und die richtige Beratung essenziell. Ausgebildete Mitarbeiter sind einfach in solchen Fachgeschäften nicht wegzudenken.

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