Ein Jahr und ein Einmachglas

1-2

© Annemarie Miesbauer

Anfang dieses Jahres beschloss Annemarie Miesbauer ein Jahr lang nur so viel Plastikmüll produzieren, wie in ein Einmachglas passt. Am 31.12. endet der Selbstversuch. BIORAMA fragt nach: ist noch Platz im Glas? 

‚Das geht sich nie und nimma aus‘, meinten ihre Freunde, als Annemarie ihnen von ihrem Plan erzählte, ein Jahr lang so zu leben, dass ihr Plastikabfall am Ende des Jahres in ein nur 1,5 Liter großes Einmachglas passt. Doch sie hat gezeigt: Es ist möglich. Etwas weniger als zwei Monate noch, dann ist das Jahr vorbei, und im Glas ist noch einiges an Platz. Mit Jänner dieses Jahres startete sie das Projekt „Ein Jahr im Glas“ und schreibt seither in dem gleich lautenden Blog über ihre Erfahrungen.

Vor genau zwei Jahren sah die 26-jährige Volksschullehrerin im Fernsehen die Doku „Weggeworfen – Trashed“ – mit Folgen. Die Dokumentation von Candida Brady rund um das globale Müllproblem bewegte die Wienerin, ihr tägliches Einkaufsverhalten radikal zu überdenken. So begann sie – nach Möglichkeit – so einzukaufen, dass in ihrer Einkaufstasche, in ihrer Küche, in ihrem Badezimmer kaum mehr ein Produkt zu finden ist, welches in Plastik verpackt ist bzw. aus Plastik besteht.

Schwieriger Start

Gerade zu Beginn des „Experiments“ wurden ihr die Wintermonate zum Verhängnis. Die

Grippewelle erreichte auch Annemarie. „Wenn man mit 40 Grad Fieber im Bett liegt, ist man froh für alles, was man bekommt“, erzählt sie im Gespräch mit BIORAMA und so gab es für sie in dieser Situation kaum Alternativen zu in Plastik verpackten Medikamenten. Das Einmachglas füllte sich daher im Jänner und Februar schneller, als ihr lieb war. Doch über den Sommer hat sie sich ausgiebig über medizinische Alternativen informiert. Sie kauft jetzt „Öle, Kräuter oder was auch immer von der Natur kommt, die ich verpackungsfrei oder mit so wenig Verpackung wie möglich bekomme“.

Super Märkte

Doch wie tun, wenn die einzelne Gurke in Plastik verschweißt oder der Käse aus der Vitrine in Folie verpackt verkauft wird? „Ich habe früher alles im Supermarkt nebenan gekauft. Das hat sich komplett verändert“, erzählt Annemarie. „Jetzt habe ich meine Standl’n auf meinem Markt oder meine Geschäfte, wo ich weiß, das bekomme ich da und dort. Man kauft von Bauern aus der Umgebung und die verpacken ihre Produkte nicht in Plastik. Von daher ist man sofort aus dem Schneider“. Immer mit im Gepäck sind kleine und mittelgroße Stoffsackerl, Papiersackerl und eine Edelstahldose.

Stoffsackerl

© Annemarie Miesbauer

Doch Milch in der Glasflasche oder Nüsse vom Markt kosten mehr als im Supermarkt. Dennoch: „Ich gebe im Monat nicht mehr Geld aus als früher“, meint die Wienerin. Zum einen bekommt sie bei „ihrem“ Käsestand zehn Prozent Rabatt, da sie immer ihre eigene Dose mitnimmt. Viel mehr jedoch hat sie ihr Einkaufsverhalten geändert. „Weil man viele Sachen nicht plastikfrei bekommt, wägt man z.B. ab: brauch ich die Gummibärchen jetzt oder nicht?“. So tut sie nicht nur ihrer Gesundheit und der Umwelt Gutes, da sie frische und zumeist regionale Produkte kauft, sondern es bleibt auch noch Geld in ihrem Börsel.

Doch wie sieht es mit Dingen aus, die man so im Badezimmer benötigt? Die sind – wenn man darüber nachdenkt – doch eigentlich alle in Plastik verpackt. Doch die junge Wienerin hat auch dafür zu 100 Prozent Alternativen. Sie hat eine Möglichkeit gefunden, ihre Seife verpackungsfrei zu beziehen und diese – und nur diese – wird dann für die Hand- und Körperreinigung benutzt. Waschbare Wattepads, Bambus-Zahnbürste, selbstgemachtes Deo, Teebaumöl gegen lästige Pickel – die Möglichkeiten sind ebenso vielfältig wie nachhaltig.

Neues Jahr – neues Glas

Auf die Frage, was Annemarie sich für das Jahr 2017 vorgenommen hat, antwortet sie: „Ich werde auf jeden Fall wieder mein Glas haben und wieder versuchen, möglichst müllfrei zu leben“. Der engagierten Wienerin interessiert weiterhin, in welchen Bereichen sie Müll produziert und wo es Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Und sie wird natürlich weiter auf ihrem Blog schreiben und mit uns ihre Ideen und Tipps teilen.

Plastikfrei

© Annemarie Miesbauer


www.einjahrimglas.blogspot.co.at

VERWANDTE ARTIKEL