Zack, die Bohne

Ob Vollautomat, Bialetti oder French Press ist eigentlich egal. Eine gute Kaffeemühle und ein wenig Experimentierfreude mit den Bohnen dieser Welt – mehr ist nicht notwendig, um irgendwann den persönlichen Liebling zu finden.

Es gibt so viele Gründe, die gegen Nespresso & Co. sprechen, dass wir gar nicht wissen, wo wir anfangen sollen. Stellen wir das Ganze einfach einmal auf den Kopf und beginnen beim einzigen Argument, das – unter Umständen – für die Kapseln bzw. Tabs spricht: die Sauberkeit. Wem kaffeepulverfreie Flächen in der Küche wichtiger sind als guter Geschmack und (fast grenzenlose) Vielfalt beim Kaffee, der ist mit einer Kapselmaschine wahrscheinlich besser bedient. Das ist das einzige Argument, das wir gelten lassen – und auch das nur für PedantInnen, die nicht aus ihrer Haut können. Klar, Siebträgermaschinen (und auch Vollautomaten) produzieren Kaffeesud. Der allerdings ist kompostierbar und gibt einen grandiosen Dünger für den Garten ab. Wir haben Alternativen zusammengetragen. Diesmal espressotaugliche Bohnenvielfalt. Quer durch die Kaffeeplantagen dieser Welt und in ganz verschiedenen Röstgraden und Geschmacksrichtungen. Und ein Pirat ist natürlich auch wieder dabei. Alles bio. Außer dem Piraten. 

Caffè a Casa, Ecologic Harvest Gr. 1, Yanesha (Peru)

Die Yanesha sind ein kleines Volk, das in Junín, einer Region am Amazonas, lebt. Ihre Kaffeeplantagen befinden sich in einer Höhe von etwa 1800 Metern. Der Kaffee (100 Prozent Arabica) ist ein richtiger Kraftlackel. Die Säure ist zwar eher mild, der Körper dagegen kraftvoll. Aromen gehen in Richtung Tabak, Nuss und Rauleder. Am besten direkt bei Caffè a Casa genießen. Oder schicken lassen.

Alt Wien Kaffee, Bukonzo Wugar (Uganda)

Wieder 100 Prozent  Arabica, diesmal von den Ausläufern des Ruwenzori-Gebirges in West-Uganda. Bukonzo ist der Name der Kooperative, und ihr Kaffee ist ein Schmeichler. Unglaublich harmonisch, in Duft und Geschmack an Milchschokolade und Mandeln erinnernd. Das Ganze mit herrlicher Crema und beeindruckend langem Abgang. Jedenfalls wieder Kaffee, der beweist, dass man sich auf die Nasen der Jungs von Alt Wien Kaffee verlassen kann. 

The Coffee Collective (Kopenhagen), Finca Buena Vista (Bolivien)

Ja, Kopenhagen ist nicht ums Eck. Wissen wir. Aber wenn man einmal dort ist (was wir aus kulinarischer Sicht jeder/jedem sehr ans Herz legen), kommt man nicht an der Markthalle und damit auch nicht am Coffee Collective vorbei. Der Kaffee von der Finca Buena Vista (eigentlich nur eine Mühle, die die Kirschen bei kleinen Bäuerinnen und Bauern einkauft) ist gewaltig. Reife Banane, frische Melone. Dazu eine erfrischende Säure. Refreshing Espresso at its best. 

Agust, Natura Equa (Mexiko)

Der Italiener im Team. Dolce far niente pur. Und das ist wörtlich gemeint. Der Natura Equa, ein Arabica aus Mexiko, ist süßlich. Er duftet (intensiv) nach roten Beeren, Karamell und Hefegebäck. Ein wenig kann man ihm dieses (eine Spur zu) Harmonische austreiben, indem man einen Spritzer Grappa dazugibt. Quasi Corretto correcto. Aroma, Frucht und Süße sind jedenfalls gut ausgeprägt, Druck und Crema bleiben dabei ein wenig auf der Strecke.

Kaffeefabrik, der seemann dt (Peru, Honduras, Indien)

Der einzige Blend dieser Auswahl und eine sehr gelungene Mischung obendrein. 80 Prozent Arabica, 20 Prozent Robusta. Kräftige Noten von Nuss und Karamell bilden das Fundament, auf dem ein paar zarte Fruchtnoten herumtänzeln. Der Seemann ist ausgesprochen harmonisch mit eleganter Säure und kompaktem, dichtem Körper. Auch die Crema kann sich sehen lassen. 

Goldschmidt Kaffee, San Cristóbal (Galápagos-Inseln)

Die Galápagos-Inseln kennen wir von den Büchern Darwins. Er beschreibt eine endemische Tierwelt und ein Vogelparadies. Heute ist die gesamte Insel ein Naturschutzgebiet. Kaffee darf nur in San Cristóbal angebaut werden, und die Mengen sind überschaubar. Im internationalen Vergleich fast homöopathisch. Der Kaffee selbst ist mild, fruchtig, ausgewogen und ausgesprochen köstlich. 

Freimeisterkollektiv (Josef Farthofer, Ralf Rüller), Mahembe Cold Brew Kaffeelikör

Ralf Rüller ist der Röster hinter dem trendigen Berliner Kaffeelabel The Barn, eine Rösterei in Berlin-Mitte (in der man auch lässige Sachen zu essen bekommt). Josef Farthofer braucht hier nicht vorgestellt zu werden. Gemeinsam machen die beiden für das Freimeisterkollektiv den Mahembe Cold Brew – Likör. Der Kaffee Mahembe Lot #58 kommt aus dem Distrikt Nyamasheke in der Westprovinz in Ruanda. Am Etikett steht Kakao, Kirsche, Muskatnuss, Hagebutte und schwarzer Tee. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

BIORAMA #59

Dieser Artikel ist im BIORAMA #59 erschienen

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