Young Mum: Beratung und Hilfe für jugendliche Mütter

Bild: Young Mum

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„Wir bieten jugendlichen Schwangeren, ihren Partnern und näheren Verwandten eine Anlaufstelle: unbürokratisch, unentgeltlich und im Bedarfsfall anonym.“ Young Mum ist eine Initiative des Krankenhauses Göttlicher Heiland, die es sich zur Aufgabe macht, jugendliche Mütter während der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch im ersten Lebensjahr des Kindes zu unterstützt. Um mehr über das gebotene Service zu erfahren, hat sich BIORAMA mit Begründerin und Hebamme Uschi Reim-Hofer unterhalten.

 

BIORAMA: Frau Reim-Hofer, vor elf Jahren wurde die Initiative Young Mum gegründet. Wie wurde das Projekt ins Leben gerufen und wessen Idee war es?

Uschi Reim-Hofer: Ursprünglich wurde ich in das Krankenhaus Göttlicher Heiland berufen, um  ein Wahlhebammensystem zu organisieren, ähnlich wie ich das 1992 in der Semmelweißklinik entwickelt habe. Ich habe dann 2003 das Konzept vorgelegt und zusätzlich die Idee Young Mum präsentiert. Herr Mayer, Primar und Vorstand der Geburtshilflich-Gynäkologischen Abteilung, hat dann zusammen mit dem damaligen Geschäftsvorstand Schwester Kolumba, die Sache in die Hand genommen.

Was für ein Service bieten Sie den jungen Müttern?

Young Mum ist eine Anlaufstelle für Teenager, die ein Kind bekommen werden. Wir sind jedoch keine Konfliktberatungsstelle, die berät, ob das Kind ausgetragen werden soll oder nicht. Das Konzept sieht vor, dass wir diejenigen unterstützen, die das Baby behalten werden. Früher war es so, dass junge Mädchen, die im vierten oder fünften Monat erfahren haben, schwanger zu sein, im gleichen System getaktet wurden, wie Erwachsene. Bei „Young Mum“ gibt es eine ganz eigene spezielle Beratung für jugendliche Schwangere. Wir betreuen die Mädchen nicht nur während der Schwangerschaft. Die meisten, circa 80 Prozent, entbinden dann auch bei der Entbindungsstation des Krankenhaus Göttlicher Heiland.

Wie groß ist ihr Team und aus wem setzt es sich zusammen?

Wir sind drei Hebammen, ein Sozial- und Rechtsberater und eine Therapeutin. Außerdem steht die ganze Geburtsabteilung des Krankenhaus Göttlicher Heiland hinter uns.

Pro Jahr werden in Österreich rund 3.000 Babys von Teenagermüttern auf die Welt gebracht, alleine in Wien sind es über 800. Wie viele werden von Ihnen jährlich betreut?

Im Schnitt werden 150 Mütter von uns betreut, aber natürlich variiert das von Jahr zu Jahr.

Bild. Young Mum

Bild: Young Mum

Sie betreuen Mütter bis zum zwanzigsten Lebensjahr kostenfrei. Gibt es da auch Ausnahmen für welche, die älter sind?

Wir mussten uns auf ein Alter festlegen, denn sonst wäre das Projekt uferlos geworden und wir hätten keine Möglichkeit, die jungen Mütter mit unserem kleinen Team entsprechend zu betreuen. Aber natürlich gibt es soziale Indikationsstellungen. Ausnahmen werden gemacht und sind auch sehr wichtig. Das Durchschnittsalter der Mädchen ist 16,5 , die Jüngsten sind um die 14 Jahre alt.

Welche Vorteile hat es für junge Mütter, sich bei Ihnen anzumelden?

Unser Stützpunkt, das Haus Lena, ist direkt neben dem Spital Göttlicher Heiland, das bedeutet, dass alle Fachleute, die man für eine gute Schwangerenbetreuung braucht, direkt vor Ort sind. Wir können die Mädchen auf allen möglichen Ebenen unterstützen. Ich denke, dass es vor allem bei dieser Zielgruppe wichtig ist, die Angst vor dem Spital zu nehmen. Unsere Einrichtung ist zwar nicht direkt im Krankengebäude, aber in unmittelbarer Nähe, ebnet also den Weg ins Spital.

Können sich auch junge Väter bei Ihnen psychologisch unterstützen lassen?

Ja, alle Angehörigen werden in die Beratung einbezogen und wenn notwendig, psychologisch unterstützt. Die Eltern, aber natürlich auch der zukünftige Vater.

Der Service ist kostenlos. Wie wird das Projekt finanziert?

Unser Service ist unbürokratisch und unentgeltlich, wir bekommen aber bis heute keine öffentlichen Förderungen. Finanziert wird das Projekt vom Krankenhaus Göttlicher Heiland, sowie Spendengelder, auf die wir angewiesen sind.

Ihr Institut in Wien ist österreichweit die einzige Einrichtung dieser Art. Gibt es in anderen Bundesländern auch eine Möglichkeit für junge Mütter, sich von Ihnen beraten zu lassen? 

Unser Einzugsgebiet geht weit über Wien hinaus, wir betreuen auch viele Mädchen aus Niederösterreich und dem Burgenland. Es könnten natürlich Jugendliche aus ganz Österreich unser Service in Anspruch nehmen, allerdings kommt das kaum vor.

Wie oft kommen die Mädchen während der Schwangerschaft zu Ihnen?

Da die meisten Mütter erst im vierten oder fünften Monat von ihrer Schwangerschaft erfahren, bleibt gar nicht allzu lange Zeit. In den meisten Fällen besuchen uns die Mädchen vier bis sechs Mal, wobei das sehr flexibel ist. Es kann auch sein, dass zum Beispiel eine junge Frau unseren Sozialberater öfter in Anspruch nimmt als andere, oder umgekehrt. Wir versuchen, das den Bedürfnisse der Schwangeren anzupassen.

Mit welchen Problemen haben jugendlich Schwangere vor allem zu kämpfen?

Das größte Thema ist Angst vor der Zukunft, Perspektivenlosigkeit. Wie wird das Leben weitergehen? Wie kann man sich mit dem Kind an seiner Seite weiterbilden? Auch ein Problem ist die Stigmatisierung der anderen und die Furcht, ein Außenseiter zu werden. Diese Ängste versuchen wir den Mädchen zu nehmen.

 

www.khgh.at

Das Spendenkonto:
Young Mum
Bank Austria
IBAN: AT681200051516111711
BIC: BKAUATWW

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