WWF-Ranking: Wie klimafreundlich ist dein Bundesland?
„Klare Ziele statt heiße Luft“ lautet das Motto des WWF, der die Bürger dazu aufruft, für eine verbindliche Formulierung klarer Klimaschutzziele für Österreich einzutreten. Wie steht es um die Energiewende und den Klimaschutz in Österreichs Bundesländern? Der WWF analysiert.
Die Folgen des Klimawandels werden immer sichtbarer, und kosten Österreich pro Jahr knapp eine Milliarde Euro. Zusätzlich sind hierzulande die Ressourcen für erneuerbare Energien noch nicht weit genug ausgebaut, um den Energiebedarf Österreichs abdecken zu können und damit gehen jährlich Milliarden für den Import fossiler Energie ins Ausland.
Stichwort Zukunft
Es geht in erster Linie um die Zukunft. Um unsere Zukunft, um die unserer Gletscher, mögen sie uns nicht vor den Augen zerrinnen, und um die Zukunft erträglicher Sommertemperaturen – zusammengefasst um die Zukunft unseres gesamten Planten, der unter den klimatischen Veränderungen leidet.
Um diese Zukunft in die richtigen Bahnen zu lenken, findet die UN-Klimakonferenz Ende November in Paris statt. Die hat der WWF, in Verbindung mit Global 2000 und Greenpeace als Anlass genommen, Österreich genauer unter die Lupe zu nehmen. In Österreich steht die Lage nämlich so: konkrete, verbindliche Klimaschutzziele in einem längerfristigen Rahmen existieren nicht. Um nachhaltig und positiv auf das Klima einzuwirken, müssen Investitionen und Veränderungen lange im Voraus geplant werden – gibt es aber keine Ziele, wird dementsprechend wenig passieren. Das will der WWF ändern.
WWF und BEX
Zu Analyse und Vergleich der Bundesländer im Bezug auf die Energiewende, hat sich der WWF dieses Jahr etwas ganz Besonderes ausgedacht. Der komplexe Bundesländer-Energiewende-Index – BEX – vergleicht die Erfolge und Bemühungen der Bundesländer auf ihrem Weg zu einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung. Er wurde neu entwickelt, und zeigt detailliert, wer Österreichs Spitzenreiter in Punkto Klimaschutz sind, und wer noch deutlich Nachholbedarf hat. Durch die Individualität und die starken strukturellen Unterschiede der Bundesländer, ist es gar nicht so einfach eine Basis zur Vergleichbarkeit aufzustellen.
Die Analyse
Dazu wurden 41 Einzelindikatoren entwickelt, die in 5 Gruppen zusammengefasst zur Analyse der Bundesländer herangezogen werden – Politik, Energie-Effizienz, Erneuerbare Energien, Gebäude und Verkehr. Ausgewertet wurde in diesen Kategorien dann jeweils Input – welche Anstrengungen unternimmt die Politik, welches Budget steht zur Verfügung – und Output – welche Erfolge werden tatsächlich erzielt.
9 Bundesländer, 5 Gruppen, 1 Ergebnis
Heute, am 25.09., wurden die Ergebnisse des BEX im Rahmen eine Pressekonferenz enthüllt. Hat Wien als Hauptstadt die Nase vorn? Nicht ganz. Im Bundesländer Ranking Klima- und Energiewende liegt Wien nur fast an der Spitze, und muss sich das Podest mit Vorarlberg teilen, dem absoluten Spitzenreiter. Sehr abgeschieden liegen Burgenland und Kärnten an letzter Stelle. Warum? Die beiden Bundesländer stehen ganz im Zeichen des Flamingos, und setzen auf ein einziges Standbein: die Erneuerbaren Energien. Windradtechnisch sind sie sogar die Vorreiter Österreichs, jedoch lassen die andern 4 Bereiche so große Defizite vermerken, dass die Gesamtwertung maßgeblich beeinflusst wird. Im guten Mittelfeld, die restlichen Bundesländer. In keiner Kategorie lassen sie nennenwerte Tiefen erkennen, haben jedoch noch überall Aufhol- und Ausbaubedarf. So sind Nieder- und Oberösterreich im Bereich Politik gut aufgestellt, liegen in den anderen Kategorien aber deutlich hinten.
Vorarlberg als österreichisches Klimavorbild
Dass das kleine Vorarlberg, Klimaschutz und Energiepolitik betreffend, mit 74,7 Punkten (fast) einsame Spitze ist, hat mehrere Gründe. Vor allem liegt es daran, dass das Ländle die kompletteste Politik in allen Punkten vorweisen kann. Vor Jahren bereits, wurde im Westen ein Prozess zum Klimaschutz gestartet, Ziele wurden festgelegt und Maßnahmen ergriffen. Und das macht sich bezahlt. Man mag sich wundern, wie ein so ländliches Gebiet auch im Verkehrsektor, der hauptsächlich auf PKWs baut, die Nase vorn haben kann. Hier spielen die geografischen Gegebenheiten des Landes eine maßgebliche Rolle. Ein Großteil der Bevölkerung konzentriert sich in Tälern, somit können weite Transportwege gut vermieden werden. Auch die Elektromobiliät wird verstärkt eingesetzt und ausgebaut.
Und was macht Wien?
Wien ist das erste Bundesland, das bereits im Detail ausgewertet wurde. Wien befindet sich knapp hinter Vorarlberg an zweiter Stelle mit 60,5 Punkten. Das liegt vor allem daran, dass hier weder in der Ziel- noch in der Umsetzung der Ausschöpfung des Potenzials im Sektor der Erneuerbaren Energien viel passiert. Natürlich hat das strukturelle Gründe; durch die dichte Bebauung Wiens wäre gar kein Platz für Windkraftanlagen oder ähnliches. Jedoch – im Bereich der Photovoltaik hat Wien mit seinen Dächern enormes Ausbaupotenzial. Hier spricht der WWF gezielte Empfehlungen aus, in der Zukunft politisch mehr aus diesen Möglichkeiten zu schöpfen – dann wäre der erste Rang im Klimaranking kein fernes Ziel mehr, ist dieser in den Bereichen Gebäude, Verkehr und Energie-Effizienz bereits gesichert. Aber Achtung: auf dem ersten Platz kann sich weder Wien noch Vorarlberg ausruhen! Verbesserungspotenzial besteht immer, die Wertung ist nicht absolut, sondern beschreibt nur den Vergleich zwischen den einzelnen Bundesländern.
Für jeden, dem die Klimaschutz-Zukunft Österreichs am Herzen liegt, gibt es einen Link, der flink anzuklicken und zu unterzeichnen ist. Der WWF hat eine Petition gestartet, die unterschreiben sollte, wer die Forderungen an die Bundesregierung unterstützen will.