WUK 30 – und es wächst.

Eines der größten Kulturzentren Europas feiert sein 30-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum präsentiert das immer noch selbstverwaltete Wiener Werkstätten- und Kulturhaus vom 3.– 9. Oktober ein vielfältiges Programm.

Einer Wohnhausanlage und einer Tiefgarage hätte die ehemalige Lokomotiv-Fabrik in der Wiener Währinger Straße weichen sollen, ehe das historische Backsteingebäude in Bundesbesitz von einem Kollektiv aus Initiativen, Künstlern und sozial Bewegten, allesamt von dringendem Platzbedarf geplagt, im Jahr 1981 in Besitz genommen wurde. Obwohl man dem leerstehenden  Gebäude mit seinen devastierten und teils mit alten Maschinen vollgestopften Räumen ansah, dass es eigentlich zum Abbruch vorgesehen war, hat man sofort begonnen, diese ebenso vielfältig wie provisorisch zu nutzen. Auf 12.000 Quadratmetern entstanden über die Jahre Werkstätten, Ateliers, Proberäume, ein Tonstudio, ein Beisl, vier Kindergruppen, zwei Schulen, ein umfangreiches Bildungszentrum sowie ein Kulturbetrieb mit mehreren Spielstätten und Ausstellungsräumen.

Wie aber funktionieren drei Jahrzehnte erfolgreiche Kulturarbeit und Kunstproduktion mit so vielen Menschen und Vereinen unter einem Dach in Selbstverwaltung? „Plenum“ heißt das zentrale Instrument der Basisdemokratie und ist die Grundlage für Transparenz, Zusammenarbeit und Vernetzung in der Organisationsstruktur des WUK. Nur so können alle Bedürfnisse berücksichtigt werden und eine gemeinsame Auseinandersetzung mit Entscheidungen passieren. Klingt nervenaufreibend, wenn man an all die nächtlichen Sitzungen mit zig Wortmeldungen denkt, aber auch eine positive Streitkultur zu entwickeln erfordert Praxis. „Das WUK wurde vor 30 Jahren von engagierten Leuten gegründet. Bis heute zeichnet die Menschen im und rund ums WUK aus, dass sie Zivilcourage haben und das Denken nicht den anderen überlassen. Darum ist ein klares Bekenntnis zum WUK auch ein klares Bekenntnis zu Zivilcourage, Meinungsfreiheit und Offenheit“, so WUK-Obmann Rudi Bachmann.

Wenn im Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten der „WUK-Bildungs- und Beratungstag“ (4. 10.) mit einem Tag der offenen Tür sowie Podiumsdiskussionen stattfindet, präsentiert der Verein ein Kernstück seiner langjährigen gesellschaftspolitischen Kompetenz: die Perspektivenentwicklung für Menschen mit Problemen am Arbeitsmarkt. Obwohl die Lehrwerkstätten, das ehemalige Vorzeigeprojekt gegen Jugendarbeitslosigkeit, nach 20 Jahren von den Fördergebern geschlossen wurden, hat der Geschäftsbereich Bildung und Beratung in den letzten Jahren seine Aktivitäten erheblich verstärkt und führt derzeit elf Einrichtungen an neun Standorten. WUK bio.pflanzen nennt sich dabei ein Projekt in Gänserndorf, bei dem Langzeitarbeitslose Bio-Kräuter züchten. Abnehmer sind neben dem Biohandel und der Gastronomie auch die Einkäufer am WUK Wochenmarkt, der im begrünten Fabrikshof jeden Freitag stattfindet. Angeboten wird alles, was ein guter Nährboden hervorbringt: Lebensmittel, Pflanzen, Samen, Erde – kontrolliert biologisch, regional, nachhaltig, engagiert. Und auch das WUK wächst weiter – wir gratulieren!

Insgesamt stehen in der Jubiläumswoche 66 Veranstaltungen am Programm. Der Eintritt ist durchgehend frei.

WUK, Währinger Str. 59, 1090 Wien

www.wuk.at

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