Wie Wien seine Lastenräder fördert
In Österreichs Hauptstadt soll der Schadstoffausstoß des Verkehrs sinken. Die rot-grüne Stadtregierung hat deshalb mit einer Verkaufsförderung von Lastenrädern begonnen.
Wer in der Stadt ein Auto verwendet, tut dies meistens aus zwei Gründen. Er muss Güter transportieren und möchte unabhängig von jedem Fahrplan sein. Beide Voraussetzungen erfüllt ein Lastenrad, ein Fahrrad, welches mit einer Ablagefläche die Beförderung von Waren ermöglicht. Diese Lastenräder sollen eine umweltfreundliche Alternative zum Automobil oder Kleinlaster sein.
Deshalb haben mehrere österreichische Städte begonnen den Kauf von Lastenfahrräder zu fördern. Graz, Salzburg und Lienz unterstützen bereits den Kauf von Lastenrädern. Nun hat auch die Stadt Wien ein eigenes Förderschema etabliert. Ab Montag, den 13. März, subventioniert Wien den Kauf von Lastenrädern durch Unternehmen oder Privatpersonen. Maximal 800 Euro oder die Hälfte des Kaufpreises erhalten die Käufer für konventionelle Fahrräder, bis zu 1.000 Euro sind es für Räder mit Elektroantrieb. Ab einer ausgegebenen Summe von 200.000 Euro ist die Förderung erschöpft. „Mit dieser Summe können 200 bis 250 Transportfahrräder gefördert werden.“, sagt Karin Ivancsits, Pressesprecherin der Mobilitätsagentur Wien. Die Mobilitätsagentur ist eine 2011 von der Stadt Wien gegründete Gesellschaft mit dem Ziel den Fahrrad- und Fußverkehr zu fördern. Sie ist für die Abwicklung der Lastenfahrradförderung der Stadt Wien zuständig.
Bis 2025 sollen nach Plänen der Stadt 80 Prozent des Verkehrs über den Umweltverbund aus Rad, zu Fuß gehen und öffentlicher Verkehr stattfinden. Zudem besagen die Klimaschutzziele der Stadt, dass ihr Wirtschaftsverkehr ab 2030 möglichst kein Kohlenstoffdioxid (CO2) ausstoßen soll. „Die Förderung ist ein Baustein von vielen um diese Ziele zu erreichen“, sagt Ivancsits.
Dass dies zumindest teilweise realistisch ist, zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Diese gab an, dass bis zu 23 Prozent des Wirtschaftsverkehres von PKW und Klein-LKW in Deutschland durch Lastenräder ersetzt werden könnten. Deshalb sieht Christian Gratzer vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zwei Anwendungsbereich für das Lastenfahrrad: „Transporträder können sowohl privat als auch gewerblich genutzt werden“. In Deutschland würden Lastenräder in der Transportbranche bereits vermehrt eingesetzt, während Unternehmen in Österreich das Lastenrad noch verhältnismäßig selten nutzen. „In Dänemark hat jede vierte Familie ein eigenes Lastenfahrrad“, sagt Gratzer.
Im Verhältnis zu Kopenhagen ist Fahrradverkehrsanteil in Wien gering. Nur sieben Prozent der Wege im Privatbereich werden mit dem Fahrrad absolviert. In der dänischen Hauptstadt sind es dreißig Prozent. Deshalb müsse laut dem VCÖ in Wien die Radinfrastruktur verbessert werden. Vor allem soll es durch Radschnellstraßen möglich sein, größere Distanzen ohne Kreuzungen zu überwinden. „Auch muss dem Radverkehr auf der Fahrbahn mehr Platz eingeräumt werden“, so Gratzer.
Mit der Förderung werden auch sogenannte Grätzelräder unterstützt. Dabei stellen Firmen oder Vereine Lastenräder für die Allgemeinheit zur Verfügung. Über einen Onlinekalender kann das Rad ausgeborgt und wieder zurückgebracht werden. Bis zu zehn Räder werden mit maximal 3.000 Euro gefördert. In dem Wiener Stadterweiterungsgebiet Aspern gibt es bereits seit Oktober 2015 vier E-Lastenräder. Seither wurden sie laut der Mobilitätsagentur über 2.000 Mal ausgeliehen.