Piaggio Wi-Bike Comfort Plus im Test – Function follows Form
Es ist ein ziemlich gutes Gefühl, so geschwind durch die Gassen zu sausen und sich dabei kaum anstrengen zu müssen. Man kennt das sonst nur vom Bergabfahren. In diesem Fall ist aber ein 250 Watt starker Elektromotor im Fahrrad dafür verantwortlich, der einen beim Treten unterstützt. Bis zu 50 Nm erzeugt der kleine, an der Kurbel sitzende Mittelmotor. Das ist etwa zehn Mal so viel Drehmoment wie die mit Benzin betriebenen 50-ccm-Modelle des italienischen Herstellers auf die Straße bringen.
Je nach Wunsch lässt sich diese Unterstützung mit Knöpfen am Lenkrad dreistufig verstellen. Im Eco-Modus hilft das Rad nur wenig mit, dafür schafft man bei nach 3,5 Stunden voll aufgeladenem 418-Wh-Akku – laut Hersteller – eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern. Mehr Unterstützung erfährt man im Tour-Modus, richtig flott wird es aber erst auf Power. Dann zieht das Rad, bei gleichbleibender Trittfrequenz, selbst bergauf so richtig an. Bei 25 km/h ist aber bauartbedingt Schluss. Wer elektrisch betrieben schneller fahren will, braucht eine Zulassung fürs Fahrzeug. Danach muss man mit der Kraft der Beine beschleunigen – was angesichts des hohen Gewichts nicht immer leicht ist. Eine genaue Gewichtangabe gibt Piaggio leider nicht.
Diebstahlschutz 2.0 via GPS-Ortung
Das Wi-Bike möchte aber nicht nur mit seinen Fahreigenschaften bestechen, sondern auch mit seiner Connectivity. Daher haben die Italiener zusammen mit dem Rad auch eine gleichnamige App auf den Markt gebracht, mit deren Hilfe man das Fahrrad mit dem Handy über Bluetooth verbinden kann. Im Akku ist außerdem ein GPS-GSM-Modul verbaut, so kann das Wi-Bike jederzeit geortet werden. Piaggio nennt das Diebstahlschutz 2.0. Bei etwa drei täglichen Fehlalarmen während der Testdauer bleibt vorerst ein Oldschool-1.0-Schutz in Form eines ordentlichen Fahrradschlosses jedoch angenehmer.
Die App kann allerdings weit mehr als nur das Rad orten. Sind Rad und Handy einmal verbunden, was ehrlich gesagt nicht ganz intuitiv geht, lassen sich über das Mobiltelefon die Unterstützung einstellen, Trainingspläne und Routen erstellen und speichern – und das alles natürlich in den sozialen Medien teilen. Apps wie Endomondo oder Google Tracks würden damit obsolet.
Schickes Design, stolzer Preis
Ganz warm sind wir mit der Bedienung aber nicht geworden. Ist die App aktiviert, lässt sich das Fahrrad nur noch über sie bedienen und nicht mehr über das Modul am Lenker.
Auch andere Kleinigkeiten am Wi-Bike waren etwas störend: So lässt sich der Akku zwar einfach ausbauen und in der Wohnung laden, allerdings stört der laute Lüfter des Ladegerätes – und der proprietäre Stecker erinnert stark an die Politik von Apple. Negativ aufgefallen sind uns auch noch fehlende Schnellspanner am Fahrrad und die Notwendigkeit von zwei verschiedenen Inbus-Schlüsseln. Bei einem Preis von 3.499 Euro, sollte das inkludiert sein.
Getestet:
Preis: 3.499 Euro
Reichweite: 120 km
Ladezeit: 3,5 Stunden