Urlaub im Bademantel zu zweit
Wir haben ein Pärchen ins gemeinsame Wellness-Wochenende geschickt. Sie haben uns Bericht erstattet. Beide.
Wellness, Well Done. Dominik Oswald:
Wellnessurlaub also. Das vermeintlich letzte und todsichere Symptom für beginnende post-adoleszente, vermaledeite Spießbürgerlichkeit zog trotz vorurteilsvollem Image immer in seinen Bann. Zu sehr sind die müden Knochen und die mit Frischluft nicht gerade verwöhnten Lungen von gefühlt unzähligen Wochen am Monitor und im Büroalltag geschändet worden. Klischees bestätigen sich bei Ankunft nach dreistündiger Zugfahrt von Wien auch in Schloss Pichlarn, wo die Lungenflügel wieder richtig atmen lernen. In den Bergen ist es – eine schöne Abwechslung zum Brüten in den Großstädten – angenehm kühl, fast schon romantisch herbstlich: Personal trägt Tradition, das Publikum tradierte Geschlechterrollen.
Das erste Abendessen, gleich nach Einchecken im Hotel, ist zweibehaubt und fünfgängig – passend zu den fünf Sternen des Hauses. Es schmeckt gut, wir freuen uns der güldnen Gaumenfreude. Nach dem Nachtisch gustieren wir am Rezeptionstisch, entscheiden uns für eine angekündigte romantische Verwöhnzeit zu zweit, die spontan für über zwei Stunden am nächsten Frühnachmittag anberaumt wird. Wir lassen uns peelen – und kaufen dann zuhause sogar Peelings für den Privatgebrauch –, schmeißen geistig Fuffies im Club ins Jacuzzi und lassen uns ganzkörpermassieren, M. schließt die Augen und sieht glücklich aus. Ein Gefühl, das mich beim an- und abschließenden Prosecco- und Obstmahl auch besteigt. Pool- und Saunalandschaften sind weitläufig, für unsere Benutzung bereit und schweißtreibend: Geknutsche in den Whirlpools – muss nicht peinlich sein, macht echt jeder in einem Wellnessresort – und Hitze in den Dampfbädern. Gemeinsamer Schweiß schweißt zusammen, die gemeinsame Angst vorm Ende eines Wochenendes aber auch. Das letzte Abendmahl ist ausgezeichnet, dass man trotz Check-Out um 5 vor 12 noch bis in den Abend den Spa-Bereich nutzen kann, aber auch. Traurigkeit überkommt uns dennoch, die Hitze, die Luft der Großstadt warten unbarmherzig auf herzverbundene Romantikurlaubende.
Gönnung All Inclusive. Michaela Pichler:
Zwei Tage Wellness, mit Dominik, in der Pampa. Genauer gesagt im Romantik-Hotel Schloss Pichlarn im Ennstal, wo sich zwischen viel Grün und wenig Flachland Jacuzzis, Golfplätze und Ayurveda »Gute Nacht« sagen. Nach einer richtig harten Woche klang das eigentlich ziemlich gut. Innerhalb der nächsten zwei Tage stellte sich ein aus Schlafen, Essen und Rumliegen bestehender Hedonismus ein, der gerne noch länger hätte anhalten können. Das erste, was wir in dieser »Wellness-Oase“ machten, war erst einmal richtig lange schlafen – was in diesen fast schon zu weißen, in Hotels omnipräsenten Bettlaken erstaunlich gut funktioniert hat. Während sich Polo tragende 50+ auf der Driving Range (ein Golf-Übungsplatz, wurde mir gesagt) im langweiligsten Sport der Welt übten, testeten wir am Samstag stattdessen jede einzelne Sauna. Pro: Sauna. Contra: Ältere Männer mit khakifarbenen Chinos, die von eben jenem Golfplatz trotz meines Handtuchs herüber gafften und lautstark über meine äußere Erscheinung am „Frische-Luft-Tanken“-Balkon diskutierten. I was not amused. Die nächste Dampfbad-Sauna machte das zum Glück aber wieder wett. Mein absolutes Highlight – neben der erstklassigen, zweihaubigen fünf-Gänge-Völlerei – war natürlich die Massage, nach der meine verspannte Nackenmuskulatur schon seit Wochen, Monaten, Jahren gelechzt hat. Um dem Klischee eines wellnessenden Paares endgültig gerecht zu werden, haben wir uns für das Pärchen-Package mit dem klingenden Titel »Romantik zu Zweit« entschieden – der (Hotel)Name ist hier wirklich Programm und wird auf Biegen und Brechen durchgezogen. Neben einem Meersalz-Peeling und dem langersehntem Durchkneten gab es auch noch ein Rosenblüten-Schönheitsbad mit anschließendem Prosecco. Ja, Dominiks innere Prinzessin kam an diesem Tag wirklich auf ihre Kosten. Geendet hat unser Trip dann ehrlicherweise doch nicht mit dem obligatorischem »Bademantel-mitgehen-lassen« – allerdings mussten die Hotel-Badeschlappen daran glauben.
Dominik und Michaela waren für ihre Recherche im Romantik-Hotel Schloss Pichlarn, 8943 Aigen im Ennstal.