Weaving for Empowerment

Rund zwei Millionen Menschen sind in Pakistan in der Teppichindustrie beschäftigt. Gearbeitet wird oft in Heimarbeit zu extrem niedrigen Löhnen und ohne soziale Absicherung. Label STEP knüpft an einer anderen Zukunft der Teppichindustrie.

»Als Label STEP 1996 seine Arbeit in Pakistan begann, begegneten die einheimischen Produzenten und Exporteure der Fair-Trade-Organisation mit Skepsis«, erklärt Tanveer Jahan, Koordinatorin von Label STEP die Situation in Pakistan. »In der Zwischenzeit ist es unter anderem dank einer langjährigen Unterstützung von dutzenden Schulen für die Kinder der Knüpferfamilien gelungen, die pakistanische Teppichindustrie davon zu überzeugen, dass Label STEP die Interessen der gesamten Branche vertritt und fördert.« Damit möglichst viele Knüpferinnen und Knüpfer vom fairen Handel profitieren, wurde das Projekt »Participatory Monitoring & Verification« entwickelt.

Mit sozialer Verantwortung zum wirtschaftlichen Erfolg

Dazu wurden insgesamt 50 Dorf-Komitees gegründet, die sich aus Knüpfern, Vertretern der Teppichbranche und lokaler Behörden, Lehrern und Dorfärzten zusammensetzen. Je zwei Komitee-Mitglieder werden in Menschen-, Arbeits- und Kinderrechten unterrichtet, erhalten Informationen zur Sicherheit und Hygiene am Arbeitsplatz, werden für Umweltthemen sensibilisiert und zu den Grundsätzen des fairen Handels geschult. Da es immer schwieriger wird, qualifizierte Knüpfer zu finden, werden zusätzlich Spezialschulungen zur Vermittlung moderner Knüpftechniken angeboten. Zurück in ihren Dörfern geben die Workshop-Teilnehmer das erlernte Wissen an die ganze Gemeinde weiter.

Von der Knüpferin zur Jungunternehmerin

Eine von ihnen ist die heute 27-jährige Saima Khalid. Obwohl sie als Kind zuhause beim Knüpfen helfen musste, konnte sie die Dorfschule besuchen. Nach ihrem Schulabschluss wurde sie Lehrerin und vor sechs Jahren auch Mitglied im Kontrollkomitee ihrer Gemeinde. »Label STEP Pakistan hat mit diesem Projekt bei der Dorfbevölkerung Bewusstsein für gute Arbeitsbedingungen und Bildung, ihre Gesundheit und nicht zuletzt für bessere Qualität der Teppiche geschaffen«, sagt Saima. Sie selbst ging noch einen Schritt weiter und fasste 2011 den Entschluss, Teppichproduzentin zu werden. Heute beschäftigt die Jungunternehmerin an fast 20 Knüpfstühlen Knüpfer aus ihrem Dorf und legt dabei größten Wert auf die Einhaltung der Fair-Trade-Standards von Label STEP.

Reduzierung von Abhängigkeiten

Mehr als 4.000 Teppichknüpferinnen und Knüpfer und deren Familien profitieren in 50 Dörfern der Region Punjab von den Verbesserungen infolge des Projektes. Vielerorts ist es gelungen, lokale Ressourcen für kostenlose Gesundheitsversorgung oder Mikrokredite zu mobilisieren. Die Löhne wurden um bis zu 80 Prozent angehoben, v.a. die Fortschritte für die Frauen innerhalb der stark konservativen Gesellschaftsstrukturen sind bemerkenswert: Seit sie sich gemeinsam organisieren können, sind sie ihren Auftraggebern nicht mehr ausgeliefert und können derart gestärkt bessere Löhne und Bedingungen aushandeln.

www.label-step.org

TEXT: Reto Aschwanden

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