Was wir am Muttertag mit Kindern lesen sollten
Muttertag hin – Muttertag her. Es gibt ein neues Buch, das dabei helfen kann, nervenaufreibende Muttertagsaktionen zur Nebensache zu erklären und die Erwartungen an diesen einen Tag so gering wie möglich zu halten. „Ich hab dich unendlich lieb …“ bietet sich für die gemeinsame Lektüre von Eltern und Kindern an. Selbstverständlich nicht nur an diesem kommenden Sonntag.
Über den Muttertag konnte man gut schimpfen, solange man keine Kinder hatte oder die Kleinen noch nicht in Betreuungseinrichtungen waren. Spätestens im Krippen- oder dann im Kindergartenalter des Ältesten wollen mit Herzchen beklebte Karten, mit Händen bedruckte Leinwände und auswendig gelernte Gedichte bestaunt werden. „Wir wären nie gewaschen und meistens nicht gekämmt. Die Strümpfe hätten Löcher und schmutzig wär das Hemd.“ Wer brächte es denn Bitteschön übers Herz, den Kindern eine Abhandlung über die Geschichte dieses Tages vorzutragen, wenn sie gerade mit liebenswertem Lispeln stotternd ihre Reime vortragen? Wohl kaum jemand. Man könnte den Kleinen im Gegenzug aber dieses schöne neue Buch schenken. Und damit dem Muttertag vielleicht ein kleinwenig seines Gewichts abspenstig machen …
„Ich hab dich unendlich lieb …“ gibt wunderbar vielschichtige und gleichzeitig ehrliche Antworten auf eine einfache Frage eines Kindes: „Mama, wirst du mich eigentlich für immer lieb haben?“ Der blond gelockte Junge namens Max erinnert mich so sehr an meinen zweijährigen Sohn, aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich dieses Buch sofort zur Hand genommen habe. Die pastellfarbenen Bilder der Illustratorin Pauline Martin machen richtig viel Freude – und die knappen Textpassagen von Astrid Desbordes könnten treffender nicht sein. Auf der einen Seite ist Max nämlich so, wie man ihn der Einfachheit halber vielleicht immer gerne hätte. Er malt die tollsten Kunstwerke, sieht adrett aus, lehnt sich bei seiner Mama an oder riecht gut, weil er gerade aus der Badewanne gestiegen ist. Aber Mamas (und auch Papas, wohlgemerkt) haben ihre Kinder auch irgendwie lieb, wenn sie wie Max die Wohnzimmerwände mit ihrer Kunst verschönern, mit juckenden roten Pusteln verunstaltet sind, sich gegen die Erwachsenen auflehnen oder mit schmutzigen Fußballschuhen ins Haus laufen. „Ich hab dich lieb, wenn du an mich denkst und wenn deine Gedanken woanders sind. Ich hab dich lieb, wenn ich an dich denke und wenn meine Gedanken woanders sind.“ Jeden Tag haben Mamas ihre Kinder lieb. So ist das, und ob dieser – natürlich nicht so neuen – Erkenntnis rücken doch wirklich jegliche muttertäglichen Inszenierungen in den Hintergrund. So kitschig dieses Buch auch sein mag, es ist zum Heulen schön und klug obendrein.
„Ich hab dich unendlich lieb …“ von Astrid Desbordes und Pauline Martin ist im Verlag Kleine Gestalten erschienen. 40 Seiten. Für Kinder ab 3 Jahren.
Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:
Papier: | keine Angabe |
Druck: |
Toppan Leefung (China) |