Winterhaut
Kalte Temperaturen draußen, beheizte Räume drinnen – der Winter ist für die Haut ein Wechselbad der Gefühle. Welchen Einfluss haben kalte Luft und niedrige Luftfeuchtigkeit auf die Haut? Und wie kann man sie dafür wappnen?
Die trockene Heizungsluft entzieht dem größten Organ des Körpers Feuchtigkeit und Fett. Es entstehen kleine Risse, die Haut wird empfindlich und rau. Wie viel Feuchtigkeit wir verlieren, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht nur der Feuchtigkeitsverlust direkt ist schlecht für die Haut. „Bakterien und Viren nisten sich auf trockener Haut aufgrund der rauen Oberfläche leichter ein, das Risiko einer Hautkrankheit ist größer“, sagt Tamara Kinaciyan, Dermatologin an der MedUni Wien. Im Freien produziert die Haut wegen der Kälte zu wenig Talg. Im Extremfall können dadurch permanente Schäden wie Couperose, die durch Gefäßerweiterungen zu Rötungen im Gesicht führt, entstehen.
Kürzer duschen
Auch wenn sie im Winter vielleicht besonders verlockend sind: Lange, heiße Duschen und Bäder entzieht der Haut Feuchtigkeit. Dasselbe gilt für Duschgel und Seife, die den Schutzfilm der Haut angreifen können und die Haut austrocknen können. Beim Baden sind ölhaltige, feuchtigkeitsspendende und rückfettende, pH-neutrale Zusätze schonender für die Haut. Vollbäder sollten maximal zweimal pro Woche gemacht werden, bei einer Temperatur zwischen 32 und 35 Grad Celsius. Wer häufig duscht oder badet, muss genauso häufig cremen! Hautpflegeprodukte mit Alkohol – wie Gesichtswasser – trocken die Haut noch mehr aus. Auch häufige Peelings reizen die Haut.
Anders pflegen
Bei Temperaturen unter acht Grad macht ein Umstieg auf fetthaltigere Cremes Sinn, da die Talgdrüsen die Produktion von schützenden Fett reduzieren: Wasser verdunstet dann schneller von der Hautoberfläche. Reichhaltige Cremes oder Öle schützen die Haut vor dem Austrocknen und vor schädlichen Umwelteinflüssen wie Kälte. Der Kauf einer neuen Creme ist nicht unbedingt notwendig. Wer schon eine reichhaltige Nachtpflege hat, kann diese im Winter auch tagsüber benutzen.
Anders ist es bei extremen Witterungsverhältnissen – etwa in den Bergen. Die Hautpartien, die direkt Kälte, Wind und Sonne, ausgesetzt sind, brauchen entsprechend zusätzliche UV- und Kälteschutzschichten. Zahlt sich die Investition in eine spezielle Kälteschutzcreme hier aus? Oder reicht es, einfach auf eine Creme mit hohem Fettanteil zurückzugreifen? „Kälteschutzcremes haben neben dem hohen Fettgehalt auch einen Schutzeffekt, da sie ein anhaftenden Schutzfilm auf der Haut bilden“, erklärt Kinaciyan.
Mehr Luftfeuchtigkeit
In geschlossenen Räumen ist ausreichende Luftfeuchtigkeit wichtig, da trockene Luft auch die Schleimhäute austrocknet. Laut Kinaciyan liegt eine optimale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen bei 40–60%. In beheizten Räumen liegt die Luftfeuchtigkeit manchmal jedoch nur bei 20%. Um neben genug Luftfeuchtigkeit auch genug Sauerstoff in der Wohnung zu haben, ist es laut Kinaciyan wichtig, mehrmals am Tag für zehn Minuten zwei gegenseitige Fenster zu öffnen und die Wohnung zu durchzulüften. Die Fenster zu kippen, kühlt die Wohnung nur ab. Außerdem empfiehlt sie, die Wohnräume nicht wärmer als auf 21 oder 22 Grad zu heizen.
Was ist eigentlich von den vielbeworbenen Luftbefeuchtern zu halten? Für Kinaciyan lohnt die Investition in einen speziellen Luftbefeuchter nicht. Die Gesundheitsgefahr, die von den sich im Gerät ansiedelnden Keimen ausgeht, halte sich zwar in Grenzen, doch die Kosten-Nutzen-Rechnung gehe nicht auf. Feuchte Handtücher auf dem Heizkörper sind für die Dermatologin eine gleichwertige, preisgünstigere und ökologischere Alternative: „Abgesehen vom Anschaffungspreis sind sie sind mit Wartungs- und Reinigungsarbeiten belastet. Außerdem wirken Luftbefeuchter lokal. Sparen Sie lieber das Geld und investieren Sie in die Pflege Ihrer Haut.“
BIORAMA #53