Warum wir immer noch Müll produzieren
Wir sind mittlerweile um eine Erkenntnis reicher: Verpackungsfreiheit geht nicht von heute auf morgen. Zu groß der Altbestand an verpackten Nudeln, Hülsenfrüchten, Gewürzen usw. Und für manches haben wir auch schlicht noch keine Alternative gefunden. Und dann gibt es da natürlich noch ein heikles Thema: Geschenke!
Liebe Billy!
Ich komme mir vor, als würde ich schummeln. Das ist alles viel zu einfach. Milchautomat? Immer noch lustig, mit dem Kleingeld und den Flaschen zu spielen. Wochenmarkt? Immer lustiger, mit netten Leuten zu plaudern, während sie Stoffsackerl und Pfandgläser füllen. Und der Plastikmüll? – Der wird nicht leerer.
Es ist nämlich so: Wir haben alles. Mungobohnen, Feuerbohnen, Linsen, Nudeln, Buchweizen, Reis. Mozartkugeln, dunkle Schokolade, Waffeln, Raffaelo. Wir können noch lange konsequent ohne Plastikmüll einkaufen und trotzdem Plastikmüll produzieren.
Und dann kriegen wir wahrscheinlich immer noch Geschenke, die in Plastik eingepackt sind oder aus Plastik bestehen. Was soll ich tun? Der freundlichen Dame beim Altenheim-Besuch sagen, dass sie ihre Merci selber essen soll? Und was mach ich mit dem Geschenkkorb, der in meinem Wohnzimmer steht?
Die Goodies da drin sind sogar noch mit KLEBEBAND zusammengeklebt! Mehr Plastik geht wohl gar nicht mehr…
Was machst du, wenn euren Kindern jemand Plastikspielzeug „Made in China“ schenkt?
Liebe Grüße!
Sarah
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Liebe Sarah!
Bin am Wochenende (da waren wir zu einer Hochzeit von Freunden eingeladen) genau über das gleiche Problem gestolpert. Auf der Zugfahrt dorthin haben die Kinder vom Schaffner Stifte und Block geschenkt bekommen – was zu meiner großen Freude in Recyclingkarton verpackt war! Glück gehabt.
Auf der Hochzeit gab es dann für die Kinder ein super Kinderprogramm inklusive liebevoll vorbereiteter Goodie-Bags, zwar im Papiersackerl, aber natürlich mit diversem Plastiksüßzeugs, Hupfball, Seifenblasen drinnen.
… in diesem Moment hätte ich mich wie eine Öko-Diktatorin gefühlt, wenn ich dem freudestrahlenden Kleinkind mit unverständlichen Argumenten wie „leider verpackt“ oder „Made in China“ gekommen wäre und sie als einziges Kind leer ausgegangen wäre. Mein persönliches Fazit: Geschenke sollen weiterhin Freude bereiten und werden dankbar angenommen. Punkt.
Schließlich geht es uns mit dem Experiment ja nicht primär darum, die Komfortzone aller Beteiligten zwanghaft zu ignorieren, sondern darum, alltagsfähige und massentaugliche Konsumwege ausfindig zu machen.
Aber eigentlich wollte ich mich ja dafür gar nicht rechtfertigen 😉
Lieben Gruß,
Billy
PS: Mangels verpackungsfreier Wimperntusche & Co. bin ich ungeschminkt und mit einer Frisur, die den 3-Wetter-Taft-Kapriolen natürlich nicht gewachsen war, zur Hochzeit gegangen. Warst Du ins Sachen verpackungsfrei ‚Aufbrezeln‘ schon findiger als ich?