Der Sustainabilinator

(c) R20 Conference

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Ein Steirer von Weltformat hat zum gemütlichen Nachhaltigkeits-Event nach Wien geladen. Ist die Vienna R20 Conference mehr als eine Greenwashing-Veranstaltung? Ein Kommentar von Thomas Stollenwerk. 

Hochrangige Politiker suchen sich, nachdem sie aus Amt und Würden geschieden sind, oft eine neue Rolle als Elder Statesman bzw. Stateswoman. Dazu gehört es, ein Thema zu finden, über das sich trefflich diskutieren lässt, und das prominent genug ist, um weltweit Vorträge darüber zu halten, die zumeist auch gut bezahlt werden. Auch eines der bekanntesten Exportprodukte der Steiermark hat sich ein Herzensthema ausgesucht und nutzt seine Popularität nun, um weltweit als Vortragsreisender aufzutreten. Die Rede ist von Arnold Schwarzenegger. Der „Charakterdarsteller“ und ehemalige Mister Olympia, -Europe, -World, -International und -Universum ist seit seinem Abtritt als Gouverneur Kaliforniens unterwegs in Sachen Nachhaltigkeit. Der Begriff Nachhaltigkeit ist vielschichtig. Deshalb fällt es schwer, zu beurteilen ob der „Gouvernator“ ein legitimer Repräsentant für Nachhaltigkeit ist. Einerseits hat er während seiner achtjährigen Amtszeit dafür gesorgt, dass Kalifornien heute als der grünste US-Bundesstaat gilt. Unter Schwarzeneggers Ägide wurde der Klimaschutz zum Ziel politischer Entscheidungen. So wurde beispielsweise die Reduktion der kalifornischen CO2-Emissionen um 15 Prozent bis zum Jahr 2020 festgeschrieben. Andererseits hat sich die Verschuldung Kaliforniens in Schwarzeneggers Amtszeit zwischen 2003 und 2011 verdreifacht. Deshab gilt der 65-Jährige heute in Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens, auch als gescheitert.

Vienna R20 Konferenz

Für zwei Tage weilte der Ex-Gouverneur vergangene Woche in Wien, um an der Vienna R20 Conference teilzunehmen. R20 steht für zwanzig sogenannte Regions of Climate Action. Die Initiative R20 wurde von Schwarzenegger selbst ins Leben gerufen und vernetzt als Public-Private Partnership in Erster Linie regionale öffentliche Institutionen und Unternehmen. Dabei war die Teilnehmerriege durchaus prominent. Zur Eröffnung der Konferenz kamen sogar Bundeskanzler Werner Faymann und EU-Komissionspräsident Jose Emanuel Barroso vorbei, die zeitgleich in Wien über das EU-Budget berieten.

Das, was Privatjet-Besitzer Schwarzenegger gegen den Klimawandel unternimmt, sieht er ganz typisch amerikanisch, nämlich als Kampf. Dementsprechend fiel sein Grußwort zur Eröffnung der Konferenz auch im martialischen Tonfall eines alternden Actionhelden aus: „Meine Waffe ist die Überzeugung, dass wir, wenn wir alle zusammenhalten, und den richtigen Weg gehen, unsere Welt sauberer, gesünder und viel besser machen können. Wir müssen gemeinsam die Zerstörung unserer Umwelt stoppen. Terminating.“

Wer für Mr. Gouvernor die wichtigsten Protagonisten im Kampf gegen den Klimawandel sind, wird deutlich, wenn man sich die Liste der Partner und Sponsoren seiner Konferenz ansieht, die mehrheitlich auch gleich verantwortlich sind für die inhaltlichen Beiträge.

Mit Unternehmen wie der Rewe-Group und Siemens sind es hauptsächlich internationale Großunternehmen , die R20 nutzen, um ihre eigenen Nachhaltigkeitsprojekte zu präsentieren. Auch der Autohersteller Renault-Nissan und Austrian Airlines treten als offizielle Partner oder Sponsoren der Nachhaltigkeitskoferenz auf. Bei R20 darf sich sogar der heimische Erdöl- und Erdgasriese OMV als Kämpfer in Sachen Nachhaltigkeit präsentieren. Vergeblich sucht man auf der Untertützerliste dagegen nach Umweltverbänden oder anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Der Faktor Aufmerksamkeit

R20 ist ein weiteres Forum zur Vernetzung von Politik und Wirtschaft, soviel wird schnell deutlich. Zwischen kaltem und warmem Buffet, Impuls-Referaten über Corporate Social Responsibility Projekte verschiedener Großunternehmen und  Absichtserklärungen für mehr Klimaschutz von verschiedenen Regionen, wird der Kampf gegen den Klimawandel zum Anlass, sich gegenseitig über die Schulter zu schauen, welche Wege es so gibt, Klima- oder Umweltschutz in die eigene PR-Strategie aufzunehmen.

Dass Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema ist, das mittlerweile in der breiten Öffentlichkeit Aufmerksamkeit schafft, zeigen Events wie R20. Allerdings ist zu bezweifeln, dass bei solchen Wirtschaftsforen tatsächlich der Klima- oder Umweltschutz im Vordergrund steht. Für Unternehmen geht es hier vorrangig um Imagepflege, auch wenn es heute viele ambitionierte und interessante Nachhaltigkeitsprojekte von Unternehmen gibt.

Ob Arnold Schwarzenegger durch R20 wirklich zum Klima- oder Umweltschützer wird, sei dahingestellt. Dass er seine Strahlkraft nutzt, um auf den Umweltschutz hinzuweisen, möchte wir ihm allerdings nicht vorwerfen.

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