Wir möchten mit unseren Büchern die Welt etwas besser machen
Charlotte Stiefel, Gründerin des ersten nachhaltigen Kinderbuchverlags neunmalklug im Interview über Nachhaltigkeit, die Produktion nach dem Cradle to Cradle-Konzept und ihre Einstellung zur Gemeinwohlökonomie.
Biorama: Hallo Charlotte! Vor zwei Jahren hast du im AndersGründer Programm in Frankfurt den neunmalklug Verlag gegründet. Was ist das für ein Verlag & wie kamst du auf die Idee, ihn zu gründen?
Charlotte Stiefel: Wir sind der erste nachhaltige Kinderbuchverlag, der umwelt- und gesundheitsfreundliche Bilderbücher nach dem Cradle to Cradle-Konzept produziert.
Als meine Nichte geboren wurde, wollte ich ihr so gerne nachhaltige Bilderbücher schenken. Beruflich komme ich aus der Buchbranche und fand es unerträglich, dass bei Bilderbüchern der Umwelt- und Gesundheitsaspekt sowie eine regionale Produktion kaum eine Rolle spielen. Als Unterstützerin des Cradle to Cradle-Gedankens ist dieses Konzept für mich am nachhaltigsten. Damit konnte ich meine Ansprüche erfüllen: Unsere Bücher sind perfekt für kleine Kinderhände und gut für unsere Umwelt.
Was ist seit eurer Teilnahme am AndersGründer Programm passiert?
Noch während ich weiter das Netzwerk und den Co-Working-Space im Social Impact Lab nutzte, haben wir eine erfolgreiche Crowdfundingkampagne auf die Beine gestellt. Kurz darauf wurde ich Mutter und veröffentlichte drei neue Titel – darunter die weltweit ersten Pappbilderbücher, die den Cradle to Cradle-Anforderungen für einen biologischen Kreislauf entsprechen!
Was ist das Besondere am neunmalklug Verlag?
Wir lassen all unsere Bücher nach dem Cradle to Cradle-Konzept drucken. Cradle to Cradle (dt. von der Wiege zur Wiege) bedeutet, dass weder bei der Produktion noch bei der Entsorgung unserer Bücher bedenklicher Abfall entsteht. Alle eingesetzten Materialien und Stoffe sind umweltfreundlich und für die Gesundheit unbedenklich. Die Idee hinter dem Konzept ist es, auf unserer Erde keinen negativen Fußabdruck zu hinterlassen.
Unsere Bücher strahlen vor Farbe und bunten Geschichten und sind trotzdem ökologisch einwandfrei – auch das macht uns besonders.
Was bedeutet Cradle to Cradle für dich?
Für mich ist Cradle to Cradle eine Möglichkeit, unsere Welt gesünder und besser zu machen. Wir denken nicht erst nach, sondern bereits vor der Produktion darüber nach, was mit dem Produkt am Ende seines Lebenszyklus geschieht, welche Auswirkungen die verwendeten Materialien haben und wie man sie am geeignetsten entsorgt. Deshalb sind alle Inhaltsstoffe umwelt- und gesundheitsfreundlich und damit gerade für Kinder geeignet.
Ihr produziert nicht nur nachhaltig, sondern hinter dem ganzen Verlag steht eine besondere Philosophie.
Wir haben hohe Ansprüche an eine nachhaltige Produktion und Unternehmensführung. Wir möchten durch unser Handeln und mit unseren Büchern die Welt etwas besser machen. Daher führen wir den gesamten Verlag ganzheitlich nachhaltig: angefangen mit einem Geschäftskonto bei einer sozial-ökologischen Bank über die Versorgung mit Ökostrom und Biolebensmitteln bis hin zur Müllreduktion und Vermeidung von Plastik sowie Geschäftsreisen mit der Bahn.
Was genau heißt eigentlich Nachhaltigkeit für dich?
Mit meinem Handeln und v.a. mit meinem Konsum so wenig wie möglich der Umwelt und den Menschen zu schaden. Das bedeutet auch, viel zu hinterfragen und nachzuhaken.
Wer ist für den Inhalt eurer Kinderbücher und die Gestaltung verantwortlich?
Wir bekommen sehr viele Manuskripte zugeschickt, die ich mit zwei Kolleginnen prüfe. Gefällt uns ein Titel, suchen wir gemeinsam mit dem/r Autor/in nach geeigneten, professionellen Illustrator/innen. Dabei ist uns die gute Zusammenarbeit zwischen Autor/in und Illustrator/in sehr wichtig. Die Feinheiten, wie Typografie und Rückseitengestaltung, sowie die Entwicklung unserer Vorschauen etc. übernehme ich selbst.
Wie stehst du zum Thema Gemeinwohlbilanz?
Ich bin ein großer Fan von Christian Felber, dem „Erfinder“ der Gemeinwohlökonomie, und durfte ihn auch schon privat kennenlernen. Ich möchte langfristig eine Gemeinwohlbilanz durchführen und damit auch offiziell zeigen, dass ich mit meinem Verlag etwas für die Gesellschaft tue. Ich habe mich schon viel damit auseinandergesetzt, hatte bisher aber noch nicht die Kapazitäten sie umzusetzen. Meine Druckerei hat sie schon.
Ihr habt mit neunmalklug schon vieles erreicht: Euer Verlag ist gegründet, zahlreiche Bücher sind erschienen. Was kommt als nächstes und was wünschst du dir für die Zukunft?
Vor allem wünsche ich mir, dass sich mehr und mehr Menschen gemeinsam mit uns für unsere farbenfrohen Kinderbücher und das Cradle to Cradle-Konzept begeistern lassen. Damit sie überhaupt darauf aufmerksam werden, werde ich im kommenden Jahr mehr Kapazitäten ins Marketing und die Werbung stecken. Wenn sich da die ersten Erfolge abzeichnen, werden wir in neue Produktionen investieren. Auf meinem Schreibtisch liegen bereits ein paar tolle Manuskripte, die nur darauf warten, die Kinderzimmer zu erobern!
Der Advent ist die perfekte Zeit für 24 kleine Geschichten: