Vegetarisch – der Weg zum besseren Menschen?

Am 22.01. waren Jonathan Safran Foer und Karen Duve im Rabenhoftheater Wien zu Gast. Die beiden Autoren haben erst kürzlich Bücher zum Thema Ernährung veröffentlicht. Redakteurin Nina Daniela Jaksch war für Biorama vor Ort und hat es sich nicht nehmen lassen, einen persönlichen Nachbericht zu verfassen.

Jonathan Safran Foer, gefeierter Erfolgsautor und Literaturstar („Alles ist erleuchtet“, „Extrem laut und unglaublich nah“) erzählt von seinem Zugang zu „Tiere essen“. Es ist kein klassisches Sachbuch, sondern eine Mischung aus Autobiografie und journalistischer Recherche. Sorge und Verantwortung für die Zukunft seiner Kinder gaben ihm den Anstoß zu seinen Nachforschungen. „I was looking for food that corresponds with my values.“ meinte er auf der der Bühne des Rabenhoftheaters. Es sei ganz leicht ein Vegetarier zu werden, aber auf Dauer einer zu bleiben, sei wirklich schwer. Je mehr man über Ernährung wisse, desto weniger habe man Lust auf Fleisch. Foer hat Schlachthäuser besucht, Massentierhaltung beleuchtet und sich mit den vielen Facetten des Themas Fleischproduktion und Ernährung auseinander gesetzt. Er missioniert nicht, er reitet keine Dogmen, sondern er beginnt seine Lesung damit, von seiner Großmutter zu erzählen, denn Essen ist für ihn Teil der Geschichte, der Wertewelt und Identität in Familie und Gesellschaft. Jonathan Safran Foer rät zu einer Veränderungen in langsamen, kleinen, geduldigen, bewussten und darum nachhaltigen Schritten. Der erste Schritt beginne mit mehr Respekt für Essen und für Tiere. Und mit dem Nachdenken darüber, wie wir stimmiger mit uns selbst werden und leben. Sein Buch wolle einen Zugang zum Thema ermöglichen, es sei keine Faust, sondern eine „inviting hand“.

„Es gibt kein Fleisch von glücklichen Tieren. Nur von toten.“ so Bestsellerautorin Karin Duve. Kernige Worte, pointierte Aussagen, scharfzüngige Bemerkungen und – doch kein moralischer Zeigefinger oder gar Fanatismus, sondern eine interessante Begegnung mit einer engagierten und klugen wirkenden Frau: Karin Duve las im Rabenhoftheater Auszüge aus Ihrem Buch „Anständig essen“ und erzählte von ihrem 8-monatigen, strikten Selbstversuch in Sachen fleischloser Ernährung. Auf ihrem Recherchekurs lagen die Ernährungs-Experimente: biologisch, vegetarisch, vegan und frutarisch. Doch neben der Praxis der diversen Veggie-Ernährungsweisen und der aufwendigen Recherche zum Hintergrund der Tier- und Massentierhaltung passierte für sie Unerwartetes: die Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der Diskrepanz zwischen Wissen und konsequentem Handeln, mit den eigenen Gewohnheiten und Ausreden, mit der ach so bequemen Gedankenlosigkeit, dem Moral-Dilemma zum Thema Fleisch – Tiere töten – Massentierhaltung,. Dieses Buch zu schreiben habe sie verändert, sagte Karin Duve. Und so ist „Anständig essen“– wie bei Foer – ebenfalls kein reines Sachbuch daraus geworden, sondern ein Erfahrungsbericht. Und aus dem Abend im Rabenhof kein gewöhnlicher Autorenabend, sondern eine Begegnung. Und ein Plädoyer. Für die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema Fleischkonsum und dem Versuch, ein besserer Mensch zu werden.

Im Zuge, ihres Wien-Aufenthalts führte die Wiener Stadtzeitung Falter mit Karin Duve und Jonathan Safran Foer ein Interview.

Nina Daniela Jaksch

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