Vanille aus Mexiko: Per Crowdfunding zur Bio-Zertifizierung 

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Bild: Sebastian Berlein

Sebastian Berlein möchte mit „Vanilla Campaign“ Vanille aus Mexiko nach Europa bringen – am liebsten mit Bio-Zertifizierung. Ein Crowdfunding soll dabei helfen. 
Woher kommt eigentlich Vanille? Darüber wissen die meisten Menschen herzlich wenig. So viel sei verraten: Der größte Vanilleexporteur der Welt ist der ostafrikanische Inselstaat Madagaskar. Doch die eigentliche Heimat des aromatischen Gewürzes ist Mittelamerika. Berlein hat das dort erfahren und beschlossen, mexikanische Vanille nach Europa zu bringen – wenn möglich mit Biosiegel. Doch das kostet Geld.

Aus Überzeugung zum Social Entrepreneur

Besonders viel Ahnung von Vanille hatte auch Sebastian Berlein nicht, als er vor vier Jahren von Berlin nach Mexiko zog. Seinen Lebensentwurf als Freelancer und Künstler hatte er an den Nagel gehängt, um sich ein paar Jahre Abstand vom hektischen Großstadtleben zu gönnen. Entspanntes Leben unter mittelamerikanischer Sonne am Pazifikstrand: ein Aussteigertraum. In Mexiko erzählte ihm der Koch Alberto Harwy vom Vanilleanbau im Nationalpark Xanath im Bundesstaat Veracruz, und dass Mexiko das Ursprungsland der Vanille überhaupt sei. Die Neugier von Sebastian Berlein war geweckt. Schließlich gilt Vanille als eines der teuersten Gewürze – nicht so teuer wie der legendäre Safran zwar, aber immerhin: ein edler Rohstoff. „Das konnte ich zuerst gar nicht glauben,“ erzählt Sebastian Berlein. „So fragte ich Alberto, ob er mich nicht nach Papanlta begleiten will, um zusammen die Vanille zu entdecken.“ Im Gespräch mit den kleinbäuerlichen Produzenten vor Ort wurde vor Ort die Idee geboren, die Vanille auch außerhalb Mexikos auf den Markt zu bringen.

Wieso mexikanische Vanille? 

Dass es Sinn macht, die Vanille Mittelamerikas in Europa zu verbreiten, liegt für Berlein auf der Hand. Die mexikanische Vanille hat schließlich einen besonders hohen Vanillinanteil und dadurch ein besonders starkes, natürliches Aroma. Dezent, würzig, angenehm süß. Wenn wir hierzulande Vanilleeis essen, dass erst durch Eigelb seine gelbe Färbung erhält, dann wird meist Konzentrat verwendet. Die Vanille aus Mexiko schmeckt viel intensiver. Ihr Mark soll für einen Vanille-Geschmackserlebnis sorgen, wie es die meisten Europäer gar nicht kennen. Die ersten Schoten hat Berlein schon im Koffer und per Flugzeug nach Deutschland gebracht. Vom besonderen Geschmack überzeugen kann man sich zum Beispiel in den Filialen der Berliner Eisdiele Vanille & Marille.

Sozialer Mehrwert und Bio

Vanilla Campaign ist nicht am schnellen Geld mit einem billigen Rohstoff aus Mittelamerika gelegen. Sozialen Mehrwert für die Familien in der Anbauregion ist beim Projekt mindestens so wichtig. Es sollen die kleinbäuerlichen Strukturen und ihre kulturelle Verwurzlung vor Ort gestärkt werden. Das bedeutet natürlich, dass faire Preise gezahlt werden sollen. Davon, dass das möglich ist, ist Social Entrepreneur Berlein überzeugt. Um die erfolgreiche Positionierung der mexikanischen Vanille auf dem Markt zu erleichtern, würde er die Schoten gerne mit einem Bio-Zertifikat versehen, entsprechend der EU-Bio-Verordnung. Wenn es die Finanzen irgendwann zulassen, würde er auch gerne entsprechend der noch weiter reichenden Richtlinien von Erzeugerverbänden wie Naturland oder Demeter anbauen lassen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und das weiß Berlein: „Gerade für kleine 1 Person-Food-Projekte mit sozialer Komponente, ist das Biosiegel eine Riesenherausforderung, besonders in Mexiko. Lokale Bauern, eine Kooperative und die Vanilla Campaign arbeiten gemeinsam daran, beispielhaft ein Novum in dieser Region zu setzen.“ Die Erwartungen so mancher Ansprechpartner in Europa überraschen ihn. „Was mich häufig irritiert, ist, wie wenig Verständnis gegenüber der Tragweite und Komplexität des Bio-Vorhabens seitens einiger Personen besteht  – die natürlich Bio wollen.“ Schließlich gehören zu einer Bio-Zertifizierung auch eine bestimmte Infrastruktur und das nötige Know-how bei den Produzenten. „Sehr oft wird in der Erwartungshaltung an mich und mein Projekt die Infrastruktur in Europa als Ausgangspunkt bzw. Vergleichspunkt herangezogen, ohne zu verstehen, dass Mexiko und Deutschland nicht miteinander verglichen werden können. Zumal das Biosiegel dort ein Novum ist.“

Der Vanilleanbau in der Region Papantla hätte eine Bio-Zertifizierung schon heute verdient. Die nötigen Mittel möchte die Vanilla Campaign per Crowdfunding bei Startnext sammeln. Wer Sebastian Berlein und die mexikanischen Landwirte dabei unterstützen möchte, kann das noch bis zum 15. Oktober tun.


Hier entlang geht es zur Website von Vanilla Campaign. 

Zur Crowdfunding Kampagne bei Startnext geht es hier entlang. 

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