Präsidentschaftskandidat Van der Bellen „pro Jagd“
Dass Niederösterreichs Landesjägermeister Josef Pröll klar für den von den Grünen unterstützen Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen Stimmung macht, verstörte Teile der Jägerschaft. BIORAMA gegenüber gab Van der Bellen nun eine eindeutige Stellungnahme Pro Jagd ab: „Jagd ist notwendig.“
Die österreichische Waffenlobby war erbost. Immerhin hatte sich mit dem ehemaligen ÖVP-Finanzminister Josef Pröll nicht nur ein Christlich-Sozialer, sondern auch einer der ranghöchsten Jagdfunktionäre des Landes öffentlich auf die Seite des einstigen Grünen-Chefs und nunmehrigen Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen geschlagen. Er halte Van der Bellen klar für den besseren Repräsentanten des Landes als den freiheitlichen Anwärter auf das höchste Amt im Staat, hatte Pröll bekannt. Auch Prölls Vorgänger als Niederösterreichischer Landesjägermeister – der nunmehrige Flüchtlingskoordinator Christian Konrad – macht sich für Van der Bellen stark.
In einem offenen Brief wandte sich die Initiative für ein liberales Waffenrecht „irritiert“ an Josef Pröll:
„Jedem Jäger ist nämlich seit langem bekannt, daß der Kandidat Van der Bellen immer ein vehementer Gegner der Jagd gewesen ist, dies auch stets deutlich zum Ausdruck gebracht und sich darüber hinaus als Kämpfer gegen den privaten legalen Waffenbesitz deklariert hat. Wiewohl Van der Bellen nun als „unabhängiger“ Präsidentschaftskandidat antritt, ist er lange Jahre Vorsitzender der grünen Partei gewesen und hat als solcher die fast jährlich im Parlament eingebrachten Entwaffnungspläne dieser Partei mitgetragen. Das ist auch immer gegen die Jäger gegangen.“
Vom freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer, selbst Sportschütze und Besitzer einer Faustfeuerwaffe, fühlen sich manche Waffenrechtsaktivsten offensichtlich besser vertreten. Pröll reagierte darauf jedenfalls in einer Stellungnahme. Sinngemäß: Seine Aussage habe er nicht in seiner Funktion als Jagdfunktionär, sondern als Generaldirektor der von ihm geführten Unternehmensgruppe getätigt habe – also mit Fokus auf den Wirtschaftsstandort Österreich und auf das Wohlergehen des Landes.
In der Vergangenheit hatte Van der Bellen die Jägerschaft tatsächlich irritiert, etwa indem er den deklarierten Jagdgegner und Tierrechtsaktivisten Martin Balluch auf die Liste der Grünen Kandidatinnen und Kandidaten für die Nationalratswahl gesetzt hat. An eindeutig unwählbarer Stelle zwar – aber das Symbol kam bei manchen Jägerinnen und Jägern nicht gut an. Obwohl die Listung mutmaßlich vor allem gedacht war, um in der unrühmlich in die österreichische Justizgeschichte eingegangenen „Tierschutzcausa“ Stellung zu beziehen, blieb bei vielen Jägerinnen und Jägern Skepsis.
Schon im ersten Wahlgang im April warb Martin Balluch um Stimmen für Van der Bellen, der ihn einst im Gefängnis besucht hatte.
Dass Alexander Van der Bellen selbst – wie von der Initiative für ein liberales Waffenrecht unterstellt – ein Gegner der Jagd ist, ist allerdings falsch. BIORAMA bat das Büro des Präsidentschaftskandidaten um eine Stellungnahme, welche im Folgenden ungekürzt abgedruckt wird.
„Alexander Van der Bellen ist im Kaunertal aufgewachsen und bis heute so oft wie möglich in seiner Heimat zu Besuch. Viele seine Freunde und Bekannten in Tirol sind Bauern und Jäger. Der Vater seines besten Freundes im Kaunertal, Hans, war Jäger von Beruf. Sie haben zusammen viele Stunden verbracht, Erfahrungen ausgetauscht und auch oft über die Jagd gesprochen. Van der Bellen weiss daher aus erster Hand, dass die Jagd notwendig ist – und er hat auch niemals eine andere Position vertreten.“ – Soweit die Stellungnahme.
Auch eine offizielle Position – unmissverständlich pro Jagd – gab er ab. Van der Bellen: „Verantwortungsvolle Jägerinnen und Jäger leisten einen wertvollen Beitrag, um Wildtierpopulation in einem ökologischen Gleichgewicht zu halten und tragen zur Erhaltung unserer Kulturlandschaften bei. Die weidgerecht und nachhaltig ausgeübte Jagd ist für Österreichs Kulturlandschaft daher unverzichtbar und stellt einen Mehrwert für die Natur dar. Jägerinnen und Jäger erfüllen heute wichtige Aufgaben, die von der Gesellschaft anerkannt werden.“
Auf das Thema Waffenbesitz und Waffenrecht geht Van der Bellen allerdings nicht ein. Neben Pröll und Konrad gibt es jedenfalls auch einige andere mehr oder weniger prominente Sportschützen und Jäger, die sich für Van der Bellen und gegen Norbert Hofer aussprechen. Etwa der ÖVPler Michael Ikrath, der mit seinen Schießaktivitäten selbst bereits für Aufsehen gesorgt hat. Gleich nach dem ersten Wahlgang sagte Ikrath Van der Bellen „uneingeschränkte Unterstützung“ zu. Oder der Unternehmer, Nebenerwerbs-Biobauer und Jäger Martin Rohla. Auch Rohla ist medial kein Unbekannter. Gerade erst eröffnete er mit Mitstreitern hinter der Wiener Börse das Lokal „Habibi & Hawara, in welchem Geflüchtete in der Gastronomie auf die freie Wirtschafts-Wildbahn vorbereitet werden. Davor prägte er den Begriff „Jeganer“. Als solcher isst er keinerlei tierische Produkte – außer selbsterlegtem Wild.
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