Bio Undercover: Regenwurmexperte Alfred Grand im Gespräch

Urban Gardening liegt immer noch im Trend, in erster Linie ist es aber eine Notwendigkeit. BIORAMA und bioinfo.at suchen daher heuer zum fünften Mal im Rahmen des Urban Gardening Wettbewerbs nach begabten Stadtgärtnern und ihren Ideen. Konkret geht es dieses Jahr um die originellsten Gardening Hacks – Tipps und Tricks zur Verbesserung der Bodenqulität bis zur Verarbeitung der Ernte sollen eingereicht werden und zum nachmachen anregen. Wir haben uns mit Jurymitglied Alfred Grand darüber unterhalten, worum es ihm bei diesem Bewerb eigentlich geht.

BIORAMA: Du bist Jurymitglied beim Urban Gardening Wettbewerb 2017. Heuer gibt es eine Life-Hack-Challenge, bei der Videos mit Tipps fürs Bio-Gärtnern gesucht werden. Von wem wünschst du dir Einreichungen?

Alfred Grand: Als Jurymitglied freue ich mich natürlich über möglichst viele Einsendungen, daher wünsche ich mir vor allem eine große Anzahl an Videos. Besonders freuen würde ich mich aber über Projekte, die von Gruppen eingesendet werden, zum Beispiel generationenübergreifende Produktionen, oder Videos aus Gemeinschaftsgärten.

BIORAMA: Tipps austauschen über ein kontemplatives Hobby ist schön und gut. Bedeutet Urban Gardening für dich mehr als einen naturnahen Zeitvertreib?

Alfred Grand: Ein basales Wissen darüber, wie Pflanzen kultiviert werden, wurde früher von den Großeltern an die Enkelkinder weitergegeben. Die Kinder haben während des Unkrautjätens und Gartengießens gelernt, einen Garten zu betreuen und Lebensmittel zu produzieren. Diese Form der Wissensvermittlung war die letzten Jahrzehnte fast ausgestorben, daher freue ich mich über jeden neuen Stadtgarten, der das Thema und das damit verbundene Wissen auch für die städtische Bevölkerung wieder greifbarer macht. Die Möglichkeiten online und hier besonders das Videoformat sind dazu eine ideale Ergänzung, um Wissen zu teilen. Ein Video ist schnell mit dem Smartphone produziert, rasch geteilt und sehr leicht zu konsumieren.

BIORAMA: Warum ist es wichtig beim Urban Gardening auf Bio zu achten?

Alfred Grand: Der Umgang mit Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger erfordert sehr großes Fachwissen und ist durch viele Gesetze geregelt. Trotzdem kann eine Beeinträchtigung der Umwelt oder der produzierten Lebensmittel nicht immer verhindert werden. Bio ist daher im Urban Gardening die einfachste, umweltfreundlichste und beste Lösung. Neben der Schonung der natürlichen Ressourcen sind auch die produzierten Lebensmittel von bester Qualität und Geschmack und frei von Spritzmittelrückständen!

BIORAMA: Lacht man eigentlich als „echter“ Biobauer wie du einer bist darüber, was sich Urban Gardener unter Landwirtschaft vorstellen?

Alfred Grand: Für mich ist jeder, der sich mit dem Thema Nahrungsmittelproduktion beschäftigt, ein Held! Wichtig ist vor allem, bewusst zu machen, welch ein Aufwand dahinter steht, bis eine Tomate (wir sagen Paradeiser) im Salat landet. Und schließlich bin ich als Biobauer ja auch nur ein Gärtner – mit mehr Fläche halt!

BIORAMA: Ist es wirklich notwendig, dass sich urbane Menschen am eigenen Balkon oder im Hinterhof mit Bio-Landbau beschäftigen, wenn Selbstversorgung auf ein paar Quadratmetern ohnehin nicht machbar ist?

Alfred Grand: Während des zweiten Weltkriegs gab es in Großbritannien die Kampagne „Dig for Victory“. Damals wurden auf jedem noch so kleinen Fleckchen Lebensmittel produziert. Auch in der ehemaligen Sowjetunion wurde der Großteil des Gemüse privat in Kleingärten produziert. Ich glaube, wenn wir über die Welternährung sprechen, wird Urban Gardening wieder an Bedeutung gewinnen und einen wichtigen Beitrag leisten.

BIORAMA: Im Wettbewerb einreichen kann man in vier Kategorien: „Im Erdreich: Bio Undercover“, „Vom Saatgut bis zur Ernte“, „Verarbeiten und Genießen“ und „Avantgardening – Hacks“. Auf welche Hacks freust du dich persönlich am meisten?
Alfred Grand: Welch eine Frage! „Im Erdreich: Bio Undercover“ ist eindeutig meine Favorit!

BIORAMA: Als Jurymitglied bist du natürlich nicht teilnahmeberechtigt. Wärest du das nicht, welchen Life Hack würdest abfielen und einschicken?
Alfred Grand: Ich glaube ja, ich wurde nur für die Jury ausgewählt, damit ich nicht zu viele Beiträge einsende! Ich habe vor ein paar Jahren ein System entwickelt, welches dem Urban Gardener ermöglicht, direkt im Hochbeet zu kompostieren! Die sogenannte Humusbox produziert mit Hilfe von Kompostwürmern Biodünger aus Küchenabfällen, während sich die Pflanzen zeitgleich den produzierten Dünger einverleiben. Und das ohne Geruch oder Fliegen. Ich bin mir sicher, ich würde eine Topplatzierung erreichen beim Wettbewerb zu den Urban Gardening Hacks (lacht)!

Beim Wettbewerb mitmachen könnt ihr unter bit.ly/UrbanGardening2017 und worauf Alfred in der Bewertung der Einsendungen zum Wettbewerb besonders wertlegt, hat er im Video verraten:

Alfred Grand hat im Rahmen des Urban Gardening Wettbewerbs 2017 einen Workshop zur Herstellung und Verwendung von Wurmkompost geleitet. Warum ist Wurmkompostierung besonders im urbanen Raum ideal? Wie kann man auch im kleinen Stadtgarten in Kreisläufen arbeiten? Wie befüllt man eine Wurmkiste und wie verwendet man den entstehenden Kompost richtig? Die Antworten darauf in aller Kürze findet ihr in den dort entstandenen Kurzvideos:

 

 

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