Party greener!
Bei Grillparties im Grünen entstehen of Berge an Müll. Die Autorinnen haben eine Party im grünen geschmissen – zu Forschungszwecken.
Das Wochenende naht, wir laden Freunde zu einer Party an einem der Grillplätze an der Donau in Wien ein. Bescheid bekommen sie über Facebook oder per Anruf – Einladungen auf dem Postweg sind zwar laut der Österreichischen Post CO2-neutral, aber unserer Ansicht nach immer noch Papierverschwendung. 13 Personen sagen zu – geplant wird daher einmal für 15.
Auf gute Planung kommt es an
Die Erfahrung zeigt, dass eine gute Absprache bei den Vorbereitungen sinnvoll ist, damit nicht jeder das Gleiche mitbringt. Dadurch kann auch Müll vermieden werden, weil so im Endeffekt weniger Lebensmittel übrigbleiben. Mittlerweile gibt es für solche Anlässe sogar Apps, die bei der Planung unterstützen. Damit können Listen für Lebensmittel und Getränke angelegt und miteinander gechattet werden. Außerdem können Erinnerungsfotos am Ende dort miteinander geteilt werden.
Wir überlegen, wie viel Essen und Getränke für alle gebraucht wird und teilen die Erledigungen untereinander auf. Manche sollen Salat, andere Dips und wieder andere Gebäck mitbringen. Natürlich wird darauf geachtet, dass für die veganen und vegetarischen Gäste gesorgt ist. Die Gäste werden gebeten, bei ihren Mitbringseln auf die Vermeidung von Plastikverpackung zu achten. Wir versuchen alles so genau wie möglich einzuteilen um zu vermeiden, dass Dinge doppelt oder dreifach mitgebracht werden und sie später weggeworfen werden müssen.
Worst Case: Am Ende bleibt ein Berg Verpackungsmüll, der hauptsächlich aus Plastik besteht, und es bleibt sehr viel Essen übrig, da die Planung ignoriert wurde.
Best Case: Alle Gäste kaufen verpackungsfrei ein. Durch vorherige Absprache und genaue Planung bleiben am Ende keine Lebensmittel übrig.
Was wir geschafft haben: Eine umweltfreundliche Party per App zu planen, ist nicht sehr schwer, aber auf die Umsetzung kommt es an. Alle Gäste müssen dafür an einem Strang ziehen. Wir sind überzeugt: Mit jedem versuch wird es einfacher.
Einkaufen für die Party
Alles, was auf den Grill kommt, und die Getränke besorgen wir. Das wurde den Gästen bereits in der Einladung zur Party mitgeteilt. Ausgestattet mit Stofftragetaschen und einer tragbaren Kühlbox geht es ans Einkaufen. Jährlich werden in Deutschland etwa sechs Milliarden Plastiktüten verwendet mit einer durchschnittlichen Gebrauchsdauer von 25 Minuten. In Österreich ist es eine Milliarde Plasticksackerl. Wir rechnen mit zwei Kilo Fleisch, drei Packungen Grillkäse, zwei Kilo Kartoffeln und zwei Kilo Grillgemüse, also Zucchini, Melanzani, Paprika, Kürbis. Zum Glück hat das typische Grillgemüse gerade Saison. Das bekommt man also ganz leicht verpackungsfrei am nächsten Markt.
Das Fleisch wird beim Metzger geholt, denn dort wird es nur in Papier mit Plastikbeschichtung und nicht komplett in Plastik, wie im Supermarkt, eingepackt. Außerdem soll es sich um Bio-Fleisch aus der Umgebung handeln. Grillkäse bekommt man im Supermarkt nur in Plastik verpackt, da fällt also leider etwas Müll an.
Bei den Getränken für einen Grillabend darf Bier natürlich nicht fehlen. Eine Kiste mit Glasflaschen ist uns für den Transport mit dem Fahrrad zu schwer – die Entscheidung fällt also auf Dosenbier. Zu fünf Sixpacks Bier gesellen sich noch fünf Flaschen Wein und zwei Liter Verdünnungssaft in Glasflaschen. Wasser muss keines gekauft werden, denn an jedem Grillplatz an der Donau gibt es Trinkwasserbrunnen.
Worst Case: Neue Plastiksackerl werden für den Einkauf verwendet, die gleich danach weggeschmissen werden, und da man sich vorher nicht über Alternativen informiert hat, sind alle Produkte in Plastik verpackt, auch die Getränke. Keines der gekauften Lebensmittel ist bio, regional oder saisonal.
Best Case: Einkaufstaschen werden von zu Hause mitgebracht, gekauft werden regionale, saisonale Bioprodukte und Bier kommt in Mehrweg-Glasflaschen aus eine nahegelegenen Bio-Brauerei.
Was wir geschafft haben: Auf Regionalität, Saisonalität und Bioqualität zu achten, kommt zwar teurer, ist aber abgesehen davon heutzutage nicht mehr schwer zu bewerkstelligen, wenn man bei der Speisewahl etwas Flexibilität zeigt. Das Dosenbier wurde aus reiner Bequemlichkeit gewählt, Mehrweg-Glasflaschen wären natürlich besser, wir verzichten aber einstweilen lieber aufs das Transport-Auto und bleiben bei den Dosen.
Auf zur Insel
Da wir so schwer bepackt sind, entscheiden wir uns mit der U-Bahn zu fahren. Die bringt einen in Wien direkt auf die Donauinsel, danach folgt also nur mehr ein kurzer Fußweg. Die meisten Gäste kommen bei den sommerlichen Temperaturen mit dem Rad, lediglich drei von ihnen kommen zusammen mit dem Auto. Eine Autofahrt verbraucht etwa 140g CO2 pro Kilometer. Zum Vergleich, bei einer U-Bahn-Fahrt werden etwa 65g pro Kilometer pro Zug ausgestoßen. Da in einem Auto maximal fünf Leute sitzen können, in einem U-Bahnzug etwa 800 Personen mitfahren können, verteilt sich die Bilanz auf viel mehr Menschen.
Die Entscheidung der Gäste fiel auf das Auto, da sie den Grill und die Kohle mitbrachten. Besser wäre es zwar, einen Elektrogrill zu verwenden, vor allem wenn er mit Ökostrom betrieben wird. Bei sonnigem Wetter ist auch der CO2-neutrale Solargrill eine Option. Ein Kohlegrill stößt beim Grillen mit fast sieben Kilogramm CO2 pro Stunde etwa das Dreifache eines Gasgrills aus. Ein Gasgrill wird aber mit nicht erneuerbaren Energien (Propan und Bhutan) betrieben. Bei der Kohle für unsere Party wurde darauf geachtet, Bio-Grillkohle zu kaufen, die einen nicht zu hohen Transportweg hinter sich hat. Die Wahl des Grills fällt jedoch in der Öko-Bilanz nicht so schwer ins Gewicht wie das Grillgut selbst. Laut TÜV, macht das, was auf den Grill kommt, 95% der klimarelevanten Emisionen aus.
Worst Case: Jeder reist alleine mit dem Auto an. Der Aluschalen-Einweggrill wird mit Holzkohle aus Nigeria befeuert, wo 84% des geschlagenen Holzes zu Kohle verarbeitet wird.
Best Case: Alle kommen mit dem Fahrrad. Diejenigen, die schwer zu schleppen haben, leihen sich ein Lastenrad aus oder verwenden einen Car-Sharing-Dienst. Ein Solargrill kommt zum Einsatz.
Was wir geschafft haben: Wenig überraschend haben wir als Radfahrerinnen in der Öko-Bilanz am Besten abgeschnitten, gefolgt von den Öffi-Fahrenden und das Auto – das wäre nicht nötig gewesen, hätten wir ein Lastenrad. Fürs das nächste Mal wird ein Lastenrad ausgeborgt.
Jeder Becher zählt
Angekommen an der Donau werden erstmal die Getränke verteilt. Der Wein wird nicht in Einwegplastikbecher, sondern in Mehrwegbecher gefüllt. Diese wurden schon für eine frühere Party besorgt, da immer Mengen an Einwegbechern übrigblieben. Beim Geschirr und Besteck fiel die Wahl auf kompostierbares Einweggeschirr. Bei weniger Gästen könnte man auch gut Geschirr von zu Hause mitbringen.
Der Grill wird angeworfen und das Fleisch und Gemüse aufgelegt. An diesem Punkt macht einer der veganen Gäste darauf aufmerksam, dass man Grillkäse auch in Aludosen bekommt oder sonst Tofu in einem Zero-Waste-Shop kaufen könnte. Das mit dem verpackungsfreien Tofu ist gut zu wissen fürs nächste Mal. Aber wäre der Grillkäse in der Aludose wirklich eine bessere Alternative zu dem im Plastik? Aluminiumverpackungen sind innen oft mit Plastik beschichtet und ihre Herstellung verbraucht viel Energie.
Beim Transport der mitgebrachten Speisen haben tatsächlich alle darauf geachtet auf Einwegverpackungen, wie Alufolie, zu verzichten, jeder bringt wiederverwendbare Behälter mit. Auch die vielen saisonalen Salate und selbstgemachten Dips fallen auf. Nur im Obstsalat fanden sich Früchte, die gerade nicht Saison haben, wie Erdbeeren und Marillen. Nicht-saisonales Obst und Gemüse aus Treibhäusern schneidet in der Umweltbilanz um ein Vielfaches schlechter ab als saisonale Produkte. Regionale Erdbeeren in der Schweiz werden, wenn sie aus dem Gewächshaus kommen, in Umweltbilanzen fast dreimal so schlecht bewertet, wie saisonale Erdbeeren.
Worst Case: Getrunken wird aus Einwegplastikbechern, die auf der Wiese liegen bleiben, genau wie das nicht-kompostierbare Geschirr und Besteck. Jeder bringt Speisen in Alu- oder Frischhaltefolie gewickelt mit.
Best Case: Verwendet wird Geschirr und Besteck von zu Hause. Die Behälter, in denen die Speisen mitgebracht werden, sind aus Bambus, Metall oder Glas. Das Obst im Obstsalat ist saisonal.
Was wir geschafft haben: Wir haben ausschließlich wiederverwendbares oder kompostierbares Geschirr, Becher und Besteck verwendet. Aber: Beim nächsten Mal wird der Einkauf auf Produkte aus dem Zero-Waste-Shop ausgeweitet.
Was am Ende übrig bleibt
Für den Glas- und Dosenmüll wurden zwei große Taschen mitgenommen, damit dieser nach dem Grillen ordnungsgemäß entsorgt werden kann. Wir wollen unbedingt darauf achten, dass die Glasflaschen auch wirklich im Recyclingcontainer landen. Recycelte Mehrweg-Glasflaschen schneiden in der CO2-Bilanz mit knapp 150g/Liter um ein Vielfaches besser ab als nicht recycelte Mehrweg-Glasflaschen (350g/Liter), laut eines Berichts der Deutschen Umwelthilfe. Abgesehen davon bleibt an Müll nur das kompostierbare Geschirr übrig. Was an Verpackungsmüll bei der Vorbereitung der mitgebrachten Speisen anfiel, wissen wir nicht genau. Bei den von uns besorgten Lebensmitteln war es die Verpackung von Fleisch und Grillkäse.
Nach ein paar Stunden des ausgelassenen Feierns setzt ein leichter Nieselregen ein und es wird entschieden, die Party – zumindest hier – zu beenden. Alles wird zusammengepackt, die übrig gebliebenen Speisen und Getränke aufgeteilt, kein Müll zurückgelassen. Wir machen uns auf den Heimweg.
Worst Case: Der Verpackungsmüll bleibt zurück und landet durch den Regen in der Donau.
Best Case: Es fällt kaum Müll an. Der Rest wird mitgenommen und recycelt. Und: Es fängt an diesem Abend nicht an zu regnen.
Was wir geschafft haben: Sämtliche Flaschen, Dosen und Verpackungen, die als Müll anfallen, werden mitgenommen oder direkt auf der Donauinsel sachgerecht entsorgt.
Diese Überlegungen beziehen sich alle auf eine eher kleine, intime Party. Wie sieht aus, wenn bei Großveranstaltungen mit mehreren tausend BesucherInnen auf die Umwelt geachtet wird? Hier gibt es mehr Infos zu „grünen“ Festivals.
Habt ihr selbst schon einmal eine umweltfreundliche Party geschmissen und euch fällt noch etwas ein, dass wir vergessen haben? Wir freuen uns, wenn ihr eure Erfahrungen in den Kommentaren mit uns teilt!