Diese Info macht U-Bahn Netzpläne besser
Es gibt nun einen offiziellen Plan der Londoner U-Bahn, der auch die Gehdauer zwischen Stationen in Minuten angibt. Das ist verdammt praktisch. Wieso gibt es das eigentlich nicht in Wien?
U-Bahn-Pläne sind oft grafische Meisterwerke. Gerade der Londoner U-Bahn-Plan hat es zum weit verbreiteten Postermotiv gebracht. Die bunten Linien mit dem abstrahierten Verlauf der Themse, die berühmten Stationsnamen, das ist fast Pop, genau wie die ,Mind the Gap‘ Schriftzüge in den Station oder das Logo der Tube. Und auch die Netzpläne anderer Metropolen geben optisch so viel her, dass ein Unternehmen aus Brooklyn sich darauf spezialisiert hat, sie als minimalistische Motive auf Poster und T-Shirts zu drucken. Knapp 30 Städte hat man dort im Angebot. Unter anderem Berlin und München. Wien fehlt. Schade eigentlich.
Was die Netzpläne der öffentlichen Verkehrsmittel in Großstädten oft nicht schaffen, ist es, Touristen und anderen Planlosen dabei zu helfen, Entfernungen richtig einzuschätzen. Schließlich ist das Design der schematischen Netz-Darstellungen auf Übersichtlichkeit getrimmt, kaum maßstabsgetreu, und manchmal sogar extrem verwirrend. In Wien zum Beispiel müsste man sich den östlich der Donau gelegenen Teil der Stadt (Transdanubien) viel kleiner vorstellen, als den Rest der Stadt, ginge es nach den Netzplänen der Wiener Linien.
Die sinnvollste Ergänzung
Die Gehdistanz zwischen Stationen im U-Bahn-Plan anzugeben, ist eine sehr weise Entscheidung. Es ist sogar die sinnvollste Ergänzung zum Netzplan, die man sich vorstellen kann, neben dem Einzeichnen von Flüssen und anderen geografischen Merkmalen, vielleicht. Gerade in Städten mit oft zusammenbrechendem Bahnnetz, wie London oder Berlin, gehört es zum Alltag, dass man Strecken zu Fuß geht, anstatt die U-Bahn zu nehmen. Gut – wenn man dann weiß, wie lang das dauert. Und für Touristen ist die Zusatzinfo sowieso wertvoll.
Transport for London hat die Gehdistanzen zwischen Tube-Stationen nun für das gesamte Stadtgebiet recherchiert und zusammengetragen. Schließlich ist Transport for London nicht nur für die Untergrundbahnen, sondern auch für Fuß- und Radwege in der Hauptstadt zuständig.
Wieso gibt’s das nicht in Wien?
Bei den Wiener Linien sah man für einen Netzplan mit Gehdistanzen bisher keinen Bedarf. Ein Plan mit solchen Angaben wurde auch noch nie nachgefragt. Die Gehzeiten zwischen den Stationen wurden deshalb noch nie systematisch erfasst, allerdings berücksichtigt die Wiener Linien App qando Gehzeiten beim Routing und schlägt auch einen reinen Fußweg vor, wenn es sich dabei um die schnellste Verbindung handelt. Auf unsere Frage hin geben die Wiener Linien auch zu bedenken, dass man den schnellsten Fußweg zwischen zwei unterirdischen Stationen auch kennen müsse, um ihn zu Fuß gehen zu können. Das große Angebot an Navigations-Apps bietet da die bessere Unterstützung, als eine reine Zeitangabe.
Kathrin Ivancsits von der Wiener Mobilitätsagentur findet es gut, wenn auch die Netzpläne öffentlicher Verkehrsmittel zur Multimodalität der Verkehrsmittel beitragen. Dazu befinde man sich in dauerhaften Gesprächen mit den Wiener Linien, auch wenn über Gehzeit-Angaben noch nicht konkret gesprochen wurde. Im ersten Schritt werden Radabstellanlagen rund um die Stationen in die Umgebungspläne integriert. Für Fußgänger gibt es inzwischen ein Orientierungs-Leitsystem, das laufend ausgebaut wird, die Wiener Fußwegkarte und die Wien zu Fuß App.
Eine Sammlung unterschiedlichster Netzpläne für die Wiener Linien gibt es übrigens hier.