Transparency International: Wenn es der Korruption an den Kragen geht

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Bild: Transparency International – Secretariat

Kevin Donegan ist Kampagnenleiter der NGO Transparency International. Am 30. Jänner wird er beim Campaigning Summit Vienna über Kommunikation und Korruptionsbekämpfung referieren. BIORAMA sprach vorab mit ihm über seine Arbeit.

BIORAMA: Was sind die Grundzüge einer erfolgreichen Kampagne?

Kevin Donegan: Die Botschaft der Kampagne sollte zeitgemäß, bedeutsam und auffällig für die Menschen sein, die man zu erreichen versucht. Die Welt ist ein sehr vielfältiger Ort und es hilft, wenn man dazu fähig ist, Menschen unterschiedlicher Kulturen und Hintergründe genau zuhören zu können. Transparancy International hat das Glück, nationale Organisationen in mehr als 100 Ländern zu haben. Die Herausforderung bei wirklich globalen Kampagnen – wie Unmask the Corrupt – ist, genau auf die Ungerechtigkeiten, mit denen Menschen überall auf der Welt konfrontiert sind, zu hören und darauf mit gemeinsamem, kollektivem Handeln über unsere Kampagnen zu reagieren.

Wie würden Sie Ihre Arbeit für Transparency International beschreiben? Sehen Sie sich selbst als erfolgreichen Campaigner?

Ich leite die globalen Kampagnen für Transparency International. Das ist eine Ehre und auch eine große Verantwortung für mich. Wie in jedem Job sind meine Kollegen und ich nicht immer einer Meinung, was den effektivsten Weg etwas voranzubringen anbelangt – in diesem Fall den besten Weg mit einer Kampagne erfolgreich zu sein. Diese strategischen Unstimmigkeiten können Organisationen und Unternehmen lähmen, aber wenn sie erfolgreich gelöst werden, bedeuten sie eine Verbesserung der Herangehensweise und stärken den Zusammenhalt als Organisation mit öffentlichem Interesse.
Erfolg bemesse ich als Campaigner mit dem positiven Effekt, den ich auf die Gerechtigkeit und das Leben der Menschen haben kann. Ich denke, dass wir jedes Mal, wenn ein Geschäftsmann oder staatlicher Beamter wegen Korruption verurteilt wird, erfolgreich sind. Wenn öffentliche Gelder an die Leute zurückgehen, von denen sie gestohlen wurden, dann ist das ein Erfolg. Wenn Menschen dazu bereit sind, sich in ihren Gemeinschaften gegen Korruption zu organisieren, oder wenn mehr Geld für Schulen und Gesundheitsversorgung verfügbar ist, weil es nicht in der Tasche eines korrupten Beamten gelandet ist, dann ist das ein Erfolg.

Korruption ist ein komplexes Themenfeld. Welche sind die größten Hürden, mit denen Sie in Ihrer Arbeit konfrontiert sind?

Wir kämpfen mit unserer Arbeit dafür, dass staatliche Beamte, die sich an öffentlichen Geldern bereichern, oder Unternehmen, die mit Bestechung arbeiten, in ihrem Handeln größeren Hindernissen begegnen und ihnen Gerechtigkeit widerfährt. Wir möchten es schwieriger und rechtswidriger machen, korrupt zu handeln – was ja bedeutet, dass weniger Geld für die Ausbildung von Kindern in den Schulen oder die Behandlung von Familien in der örtlichen Klinik zur Verfügung steht. Diejenigen, die in Korruption im großen Stil involviert sind, zum Beispiel Diebstahl von öffentlichen Geldern in einer großen Dimension, nutzen oft das internationale Finanzsystem, um ihre Gelder zu bewegen und einen verschwenderischen Lebensstil zu führen. Wir arbeiten daran, viele dieser existierenden Schlupflöcher zu schließen, wie zum Bespiel wie einfach es ist, ein Offshore-Unternehmen zu gründen, bei dem die eigene Identität verborgen bleibt. Es dauert etwa 15 Minuten, um online herauszufinden, dass es keine richtige Untersuchung zu möglichen korrupten Aktionen gibt. Das ist einfach inakzeptabel in unserer kultivierten und datenreichen Welt.

Sind die Regierungen der Welt daran interessiert, mit Transparency International zusammenzuarbeiten?

Einige sind sehr interessiert daran, andere wieder weniger. Wir haben einen sehr gemeinschaftlichen und offenen Zugang, was dazu beigetragen hat, dass unsere Organisation sehr schnell in vielen Ländern gewachsen ist. Ich denke, dass Regierungen generell die Anti-Korruptions-Expertise unserer weltweiten Organisation zu schätzen wissen. Gleichzeitig wollen sie nicht von internationalen NGOs wie Transparency International kritisiert zu werden. Das wiederum gibt uns signifikante Möglichkeiten, um Veränderungen voranzutreiben.
Die Realität ist, dass ein Großteil der Menschen auf dieser Welt denkt, dass die Regierungen nicht genug gegen Korruption unternehmen und dass in vielen Fällen die Institutionen der Regierung zu den größten Sündern gehören. Wir bei Transparency International arbeiten daran, das zu ändern, aber im Endeffekt kann dieser Kampf nur von der Bevölkerung gewonnen werden, nicht von NGOs.

Bild: Transparency International Lithuania

Bild: Transparency International Lithuania

Ist es schwer, Menschen in Zeiten abseits von großen Korruptionsskandalen gegen Korruption zu mobilisieren und zu aktivieren?

Den meisten Menschen ist bewusst, dass Korruption ein Problem ist. Unser Globaler Korruptions-Baromenter bestätigt, dass ein Großteil der Menschen in den meisten Ländern – Zentral- und Westeuropa inklusive – denkt, dass die Korruption ansteigt. Es mag schwierig erscheinen, Leute gegen Korruption zu mobilisieren und zu aktivieren, wenn sie sie als komplex und unheimlich wahrnehmen. Aber wenn man ihnen erklärt, dass das, worüber wir sprechen Diebstahl und Bestechung im großen Stil ist und wie diese Aktionen vertuscht werden, so denke ich, dass es für die meisten Menschen einfach zu verstehen ist. Und es ist ganz verständlich, dass es sie empört.

An welchen Kampagnen arbeiten Sie derzeit hauptsächlich?

Wir haben eine Kampagne mit dem Titel Unmask The Corrupt laufen. Unter www.unmaskthecorrupt.com ist es möglich, diese Kampagne zu unterstützen. Wir arbeiten auch an anderen Kampagnen, wie zum Beispiel unser Engagement für Transparenz in den Mechanismen der Klimafinanzierung und unsere Arbeit daran, dass die Konvention gegen Korruption der Vereinten Nationen auf der ganzen Welt aufrecht gehalten wird.

Wenn Korruption einmal aufgedeckt ist, wie läuft der Aufklärungsprozess ab?

Wir sind kein Teil des Gesetzesvollzugs, daher sind wir nicht in strafrechtliche Untersuchungen involviert. Wenn jedoch Fälle von Korruption aufgedeckt werden, dann versuchen wir die Staatsanwaltschaft und die Polizei zu ordnungsgemäßen Ermittlungen und einer entsprechenden Bestrafung für die Verantwortlichen zu drängen. Wir betreiben in vielen Ländern auch Bürgerhilfszentren, so genannte anwaltschaftliche und Rechtshilfe-Zentren. Das sind Orte, an die Bürger gehen können, um über Fälle von Korruption zu berichten und rechtliche Beratung dafür zu beanspruchen, wie man Korruption sicher meldet.

Zum Thema Klimawandel und der Finazierung in diesem Bereich: Welche Handlungsansätze verfolgt Transparency International hier?

Was den Klimawandel betrifft, so gibt es derzeit neun unterschiedliche Fonds, in denen Geld für Regierungen zur Verfügung steht, um den vom Menschen verursachten Klimawandel zu bekämpfen. Eine Schlüsselkomponente unserer Antikorruptionsarbeit liegt darin, Korruption in diesen neuen,  global funktionierenden Mechanismen zu verhindern und zu garantieren, dass das gesamte Geld tatsächlich zur Linderung der Effekte des Klimawandels in den Gemeinschaften eingesetzt wird und es nicht stattdessen in die Tasche von jemanden wandert.

 

Vienna Campaigning Summit
30. Jänner 2015
Studio 44, Rennweg 44, 1030 Wien

vienna.campaigning-summit.com

www.transparency.org

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