Tierschutz Geprüft – Werner Lampert geht schon wieder weiter
Hofer legt die Bio-Latte wieder höher und versieht alle seine tierischen Produkte mit dem Siegel „Tierschutz Geprüft“. Wieder einmal wurde eine Initiative durch Bio-Pionier Werner Lampert ins Leben gerufen. Damit sorgt er diesmal für artgemäße Nutztierhaltung. Ausreichend Auslauf, gesunde Tiere und artgerechte Fütterung sind nur grob die Forderungen, die er und das Projektteam an die Landwirte haben.
Am Dienstagmorgen lud Hofer zu einer Pressekonferenz um feierlich – bei einem gemeinsamen Frühstück – das neue Siegel zu erklären. Dabei bekommt man als Journalist allerlei Leckereien und ein paar Informationen, mundgerecht serviert, damit man das auch alles toll findet.
Werner Lampert ist bekannt als Bio-Pionier und Erschaffer der Marken „Zurück zum Ursprung“ (Hofer) und „Ja! Natürlich“ (REWE). Er selbst wuchs auf einem Bauernhof auf, wie er einleitend erzählt. Das Wort Nutztier sei in seiner Kindheit gar nicht gefallen, die Kühe wären seine Freunde gewesen, die ihm die Milch fürs Frühstück lieferten. Heute, klagt er, sind Tiere und Landwirte nur mehr wirtschaftliche Unternehmen, die schon seit Jahren auf internationale Abkommen wie TTIP konditioniert würden. Da will er gegensteuern und das neue Siegel soll sein Beitrag dazu werden.
Ein Siegel, das mehr will als „Bio“ kann
Das Siegel auf den Joghurtbechern und Eierpackungen gesellt sich zu einer Reihe anderer Siegel, die auf „Zurück zum Ursprung“ Produkten bereits abgedruckt sind. Da sind etwa das Bio-Siegel der Europäischen Union mit den 12 Sternen oder das „Prüf Nach!“-Siegel als Transparenz- und Qualitätszeichen von Bio-Produkten der Hofer-Linie. „Tierschutz Geprüft“ soll ergänzen, was ein Bio-Siegel allein nicht versichern kann.
Das Bio-Siegel wird nach europäischen Richtlinien erteilt. Dabei müssen gewisse Standards eingehalten werden, doch für Werner Lampert und seine Projektpartner sind diese Standards nicht stark genug. Ein Bio-Bauer müsse lediglich gewisse Größenordnungen einhalten und einen bestimmten Auslauf ermöglichen, aber er ist nicht verpflichtet, darauf zu achten, dass es seinen Tieren auch gut geht. Denn was heißt denn schon „gut gehen“? Wie kann ein Bauer erkennen, ob seine Tiere Qualen erleiden, wenn es nirgends definiert ist?
„Jeder Betrieb wird mindestens einmal im Jahr kontrolliert“, betont Zoklits von der Gesellschaft für artgerechte Nutztierhaltung. Daneben gibt es stichprobenartige Prüfungen und auch Prüfungen von der AMA oder von der EU. Entsprechen die Betriebe dann nicht den Forderungen, werde der Betrieb entweder ausgeschlossen oder er müsse die Fehler innerhalb einer Frist beheben. Die Auflagen, die das „Tierschutz Geprüft“ Siegel verlangt, sind weitaus höher als das, was die EU verordnet. Zoklits: „Bio sagt, die Tiere müssten artgerecht gefüttert werden, aber es ist nirgends definiert, was damit gemeint ist.“ Die Initiatoren verlangen von ihren Landwirten, dass sie sich in der Tierhaltung so weit wie möglich an der Natur orientieren.
Ein besseres Leben für die Hendln
Ein bereits funktionierendes Beispiel für artgemäße Tierhaltung sei die Initiative „Hahn im Glück“. Anfangs wäre es schwierig gewesen, die Bauern zu überzeugen, eine Umstellung auf artgemäße Tierhaltung bedeutet immer auch einen Verlust und Kosten. Die geringere Legekapazität ist eine große Angst der Landwirte, Hennen legen ohne den großen Legestress eben 20% weniger Eier. Außerdem mussten die Bauern für das Projekt auf Dualhennen umstellen. Das sind Zweinutzungsrassen, bei denen die Hennen für die Eier und die Hähne für den Fleischertrag zuständig sind, so wie es früher eben war. Heute werden die männlichen Geschwister der Legehennen schon einen Tag nach dem Schlupf getötet. Hofer ist nicht der erste Supermarkt, der die Hähne in einem Legebetrieb am Leben lassen und nutzen will. Ja! Natürlich und Vier Pfoten nutzen dafür die Zweinutzungsrasse Moosdorfer Haushuhn. BIORAMA hat sich schon sehr oft mit den männlichen Geschwistern der Hennen beschäftigt: einmal auf einer Leser-Safari zu Toni Hubmann und seiner Initiative Henne&Hahn, dann einmal mit dem Schicksal der männlichen Küken in einem Legebetrieb oder auch mit einem finnischen Biobauern, der seine Junghähne nicht zu Hundefutter verarbeiten lassen will.
Bei Hofer heißt diese Initiative „Hahn im Glück“, im Grunde geht es den Beteiligten ebenso wie Toni Hubmann und dem finnischen Biobauern darum, dass nicht auf der einen Seite Hähne getötet werden, weil sie in einem Legebetrieb keinen Platz finden und auf der anderen Seite wieder Fleischrassen gezüchtet werden, um die unersättliche Nachfrage nach Hühnerfleisch zu stillen. Die Vorteile dieser Hühnerhaltung lernen immer mehr Landwirte schätzen, vor allem, weil immer klarer wird, dass die Tiere mit konventioneller Haltung nicht besonders gut leben.
Wer’s nicht glaubt, kann es selbst nachprüfen
Ob die Tiere tatsächlich so gut leben, wird regelmäßig kontrolliert, doch wer ganz sicher gehen will, sollte die Bauern selbst besuchen fahren und sich überzeugen. Schließlich ist auf vielen Verpackungen bereits beschrieben, woher die Produkte kommen. Zumindest „Zurück zum Ursprung“ sorgt dafür, dass die Konsumenten wissen, was sie in den Händen halten. Diese Eier hier stammen aus St. Oswald bei Plankenwarth, dem Dorf in dem ich aufgewachsen bin. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich meinem ehemaligen Volksschulkollegen mal einen Besuch abstatten.