Zuviel Frost für die Tiefkühlkost
Unsere Ernährungsgewohnheiten beeinflussen den fortschreitenden Klimawandel in hohem Ausmaß. Kleine Schritte können helfen und beginnen muss man ohnehin bei sich selbst.
Unlängst lauschte ich dem Vortrag von Helga Kromp-Kolb, einer der angesehensten Klimaforscherinnen. In einer Grafik zeigte sie die Veränderungen unserer Geografie, sollten wir den Klimawandel nicht bald in den Griff bekommen. Wenn die Kurve der Erderwärmung weiter steigt und wir mit Ende dieses Jahrhunderts die Grenze von +2 Grad erreicht haben, dann sind nicht nur die Malediven längst unter Wasser. Köln würde Küstenstadt sein, Holland und Belgien wären schon geflutet.
Ob sie denn glaube, dass diese Entwicklung noch zu stoppen sei, wurde die Meteorologin gefragt. »Da bin ich mir nicht sicher, aber ich möchte meinen Beitrag zur Wende geleistet haben.« Helga Kromp-Kolb ist eine gute Multiplikatorin, als Professorin an der Uni Wien erreicht sie viele Menschen. Aber wie sieht es denn mit meinem eigenen Beitrag aus? Hier schreiben – Papier ist geduldig – ist das eine, aber wie konsequent bin ich im wirklichen Leben? Da gibt es noch einen großen Graben zwischen Vorsätzen und Umsetzung. Leider.
Vermeidbarer Ressourcenverbrauch
Mein ewiges Thema – die richtige Ernährung. Sie kann soviel beitragen zur Eindämmung des Klimawandels, denn sie benötigt im schlechtesten Fall wahnsinnig viele vermeidbare Energieressourcen. Wir kennen die Zahlen zur CO2-Bilanz von Fleisch. Aber da gibt es noch andere Punkte: Stark ins Gewicht fällt dabei die Tiefkühlkost. Es bedarf abseits der eigentlichen Herstellung extrem viel Energie, diese einzufrieren und zumeist große Transportwege ohne Unterbrechung der Tiefkühlkette. Dann die Zwischenlager, Tiefkühltruhen des Handels und daheim das Tiefkühlfach. Irgendwie ist es ja auch irrwitzig oder eigentlich eher irr: Im Winter heizen wir unsere komplette Wohnung auf und mittendrin steht so ein Tiefkühler, der innerhalb dieses beheizten Wohnraums die Lebensmittel wieder auf Minusgrade hinunterfriert. Früher gab es für die Lagerung von Lebensmitteln die Speisekammer, den kühlsten Raum im Haus. Warum also nicht auch solche Ansätze im modernen Wohnbau umsetzen? Oder Ausbuchtungen nach außen, die im Winter natürlich kühlen?
Lebensmittel oder bloß Sattmacher?
Freilich ist es praktisch, Speisereste einzufrieren und über Tage haltbar zu machen. Besser aber gleich vernünftig einkaufen oder portionsgerecht kochen! Der Trend zu Tiefkühlgerichten ist auch ein Schritt zu ungesünderer Ernährung. Gerade zeitnah schockgefrostetes Gemüse soll noch mehr gesunde Inhaltsstoffe haben als tagelang in der Gemüsekiste liegendes Frischgemüse. Aber bei tiefgefrorenen Komplettgerichten? Solche lassen sich heute nur mehr mit ausgefeilten Techniken und mit Einsatz von Konservierungs-, Farb- und Aromastoffen sowie Geschmacksverstärkern, Bindemitteln und Emulgatoren produzieren. Mit Lebensmitteln im eigentlichen Sinn hat das nicht mehr viel zu tun. Gerade mal als Sattmacher tauglich.
Und jetzt bei meiner Entscheidung für die anstehende neue Küche? Mit oder ohne Tiefkühl-Lade? Sollte eigentlich eine klare Entscheidung sein. Oder soll ich noch meine Freunde in Holland und Belgien fragen?