Alpine Crossing – Tag 3, Bled: Määäh kommt von Rasenmähen
Seit ungefähr 12 Stunden hat der Campingplatz in Bled einen neuen Rasenmäher: Über Nacht wurde ein Lamm geboren und weidet jetzt gemeinsam mit den anderen Schafen genüsslich im Gras. Was den einen Futter, ist den anderen lästiges Übel – eine Tatsache, die sich das kreative „Grüne Team“ des Unternehmens Sava Hoteli Bled, das auch Camping Bled betreibt, zu Nutze gemacht hat. Seit 2009 setzen sie die Schafe als „natürlichen Rasenmäher“ ein.
„Die Produktivität der Schafe kann man schwer prüfen“, meint Alenka Bester, PR Sprecherin von Sava Bled Hoteli, dem größten Hotel- und Tourismusunternehmen der slowenischen Alpine Pearls Gemeinde, in fließendem Deutsch und scherzt weiter, „auch, ob sie wirklich acht Stunden täglich arbeiten wissen wir nicht.“ Als wir die Schafe an unserem dritten Tag der Alpine Crossing besuchen, machen sie jedenfalls gerade Pause… schließlich ist ihre wichtigste Arbeitszeit die Vor- und Nachsaison des Campingplatzes. In der Hauptsaison zwischen April und Ende Oktober ist der Rasen ohnehin für 280 Stellplätze und etwa 90.000 Übernachtungen der hauptsächlich niederländischen, italienischen, deutschen und österreichischen Gäste reserviert.
Der Verzicht auf Rasenmäher und die Reduktion von künstlichem Dünger sind nur ein Aspekt: Mit einem Katalog von 24 Maßnahmen soll der Campingplatz zu einem Vorbild und Initiativen-Führer hinsichtlich nachhaltigem Tourismus im Ort und der Region werden. Der Erfolg gibt Sava Hoteli Bled, das außerdem sechs Hotels und den Golfplatz Bled betreibt, Recht: Bei der ersten Messung im letzten Jahr wies der Campingplatz eine Co2-Emission pro Gast und Nacht von 1,7 kg auf. Das klingt nicht nur niedrig, sondern ist es auch, wenn man bedenkt, dass deutsche Mitbewerber im Vergleich durchschnittlich 5,1 kg Co2 ausstoßen. Doch damit nicht genug ist das Ziel der jungen Führungsmannschaft dieses für 350 MitarbeiterInnen größten Arbeitgeber der Region, den Wert heuer noch einmal um 5% zu senken.
Schon jetzt werden Gäste des Campingpark Bleds nicht nur überall auf dem Platz über Möglichkeiten der Energiereduktion – sei es Spritsparen, Mülltrennung oder ähnliches – informiert; wenn sie außerdem bei ihrer Ankunft den Autoschlüssel an der Rezeption abgeben, erhalten sie dafür entweder einen Preisrabatt auf ihren Aufenthalt oder auf umweltschonende Freizeitangebote wie Fahrradverleih. Außerdem sollen in Zukunft die gesamten Sanitäranlagen mit Wärmepumpen und Regenwasser für die Toilettanlagen ausgestattet werden.
Ein besonderes „Schmankerl“ und Stolz des Campingplatzes ist das sogenannte „Glamping“: Luxus-Camping, das schon in Italien, Frankreich oder England und jetzt erstmals auch in Slowenien angeboten wird. Sechs Hütten, die nach dem Vorbild von Kohlebrenner-Unterkünften aus heimischen Hölzern gebaut worden sind, sind seit 2010 in Betrieb, zwei weitere folgen im Juni. Besonders bei den Slowenen – einer Zielgruppe, die Bled bisher kaum erreicht hat – erfreut sich dieses ökologische Dorf, das die Energieintensive Anfahrt mit Wohnwagen überflüssig macht, einer großer Beliebtheit. „Früher hatten wir nur 2% slowenische Gäste“, erklärt Alenka Bester, „jetzt kaufen viele Geschenkgutscheine zum Beispiel für ein romantisches Wochenende in diesen beheizbaren Hütten.“ Ein ab 40 Euro pro Nacht durchaus erschwingliches Angebot, das auch im Winter rund um Silvester gut angenommen wurde. Wer die besondere Luxusvariante möchte, der erhält für 20 Euro mehr noch einen Whirlpool – und vermutlich im September werden auch die privaten Waschanlagen dazu eröffnet. Bisher müssen nämlich „Glamper“ – gar nicht luxuriös – die Toiletten mit anderen Gästen teilen…
„Unsere Gäste kommen wegen der Natur“, begründet Alenka Bester das Engagement von Sava Hoteli Bled für nachhaltigen Tourismus – nicht nur, aber auch – im Rahmen der Alpine Pearls, „das ist der Hauptgrund, Bled zu besuchen. Wenn ich jetzt nicht darauf Wert lege und mich nicht um die Natur kümmere, dann haben wir in wenigen Jahren nichts mehr zu bieten“. Sie bestätigt damit das, was gestern Abend Günter Mussnig, Geschäftsführer der Nationalpark-Region Hohe Tauern, für Mallnitz und Umgebung auf den Punkt gebracht hat: „Wir sind hier in der Abwanderungsstärksten Region. Der nachhaltige Tourismus ist die einzige wirtschaftliche Perspektive, die wir haben.“ Ein Campingplatz mit seiner im Vergleich zu Hotels doch geringen Infrastruktur ist ein ideales „Versuchsobjekt“ für umweltschonende und gewinnbringende Initiativen, wie Camping Bled beweist.
Übrigens, eine kleine Anekdote zum Schluss: Der heutige 25. Mai wurde seit 1945 als Geburtstag des früheren jugoslawischen Staats- und Parteichefs Josip Broz Tito gefeiert. Was wäre ein besserer Zeitpunkt, um dessen ehemalige Sommerresidenz Bled zu besuchen sowie in Titos 1947 erbauter Vila Bled, das seit 1987 als Hotel geführt wird, zu Mittag zu essen?! Die Fahnen, die an diesem auch als Tag der Jugend bezeichneten Feiertag überall hängen sollten, habe ich heute in der 5.000 Seelengemeinde Bled, die fast genauso viele Hotelbetten wie Einwohner hat, allerdings vermisst. Stattdessen erleben wir die Nachwehen des 1.000 Jahr-Jubiläums der Burg Bled, das letzten Sonntag über die Bühne gegangen ist – oder sind es doch schon Vorläufer für die Ruder-Weltmeisterschaft im Herbst 2011?
Vielleicht erfahren wir morgen mehr, wenn wir den Nationalpark Triglav erkunden. Ganz nach dem Motto „I feel sLOVEnia“, das unsere Gastgeber in Bled stolz auf ihren T-Shirts tragen…
PS: Tag 4 unserer Alpine Crossing führt von Slowenien weiter nach Sauris in Italien – und ob ich dort Internet habe, das wird sich erst weisen. Eines ist aber klar: Ihr lest wieder von mir, vielleicht auch schon morgen…