Stromsparen. Das bringt’s.

In den kinderlosen Haushalten der Städte wird mitunter bei anderen Tätigkeiten Strom verbraucht als im Häuschen im Grünen. Vier große Stromfresser im kleinen Haushalt.

Illustration von vier oft große Stromfressern im kleinen Haushalt als Icons.
Bild: Biorama/ istockcom-margi.

Unsere Nutzungsgewohnheiten, die Ausstattung sowie der Zustand unserer Geräte und unseres Wohnraums bestimmen, wie viel Energie wir verbrauchen. Manche Haushaltsgeräte oder Tätigkeiten benötigen aber grundsätzlich mehr als andere. 

Den Verbrauchsdaten des deutschen  Stromverbrauchsrechners »StromCheck« der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft Co2online zufolge liegt der durchschnittliche Pro-Kopf-Stromverbrauch bei 1300 Kilowattstunden im Jahr. Je weniger Personen im Haushalt leben, desto höher fällt der Pro-Kopf-Verbrauch aus: Der Jahresverbrauch einer Person, die allein im Einfamilienhaus lebt, kommt auf 2300 Kilowattstunden.

Dabei sind die Einsparungspotenziale noch individueller als der Stromverbrauch – es lohnt sich trotzdem, sich einen jungen, kinderlosen städtischen Singlehaushalt vorzustellen, um die großen Stromfresser jenseits der Klimaanlage und des Wäschetrockners im Dauerbetrieb zu identifizieren – denn beides gibt es in der typischen Singlestadtwohnung ohnehin oft nicht. Im Vergleich zum Mehrpersonenhaushalt ist das Leben allein teurer. Anders gesagt: Der Fixkostenanteil sinkt, wenn mehrere Personen zusammenleben.

Illustration f. den Bereich Unterhaltungselektronik.

1. Entertainment

Die Home-Entertainment-Ausstattung ist wohl der individuellste Aspekt in einem Haushalt. Während manche MinimalistInnen nur einen Laptop und Kleinelektronik besitzen, sind andere mit Fernseher, Spielekonsolen und HiFi-Anlagen voll eingedeckt. Im Durchschnittshaushalt verbrauchen die gesamten Entertainmentgeräte bis zu 30 Prozent des gesamten Stroms. Bei Heavy-NetflixerInnen, die keine Babywäsche auskochen und die Wochenenden nicht zum Kuchenbacken nutzen, liegt der mengenmäßige Energieanteil im Haushalt vermutlich höher. Natürlich sind Laptops in aller Regel sparsamer als Desktop-Rechner und Smartphones oder Tablets bis zu 25-mal effizienter als gängige Fernseher. TechnikenthusiastInnen wird man damit aber nicht überzeugen, auf ihr liebgewonnenes Equipment zu verzichten. Allerdings steht inzwischen in so gut wie jedem Raum eines typischen Haushalts auch mindestens ein Gerät, das rund um die Uhr im Stand-by-Betrieb läuft – ein alter Hut, aber das summiert sich zu erheblichen Strommengen. Nach einer Berechnung der gemeinnützigen Energieberatung Co2online verbraucht ein durchschnittlicher Zweipersonenhaushalt in einer Wohnung im Mehrfamilienhaus rund 210 kWh Strom durch Geräte im Stand-by-Modus. Allein Fernseher und Stereoanlage etwa können jährlich über 100 kWh Stand-by-Strom ziehen.

Als Alternative zum Deaktivieren des Stand-by-Modus in den Einstellungen jedes einzelnen Geräts bzw. dem Abstecken dieser bietet sich der gute alte Mehrfachstecker mit Kippschalter an. Auch Investitionen in eine Zeitschaltuhr für den WLAN-Router oder Funksteckdosen für schwer zugängliche Stellen können sich schnell rechnen.

Das durch die EU-Kommission und die deutsche Bundesregierung geförderte Beratungsportal bietet umfassende Tipps und Onlinerechner zum Thema Klimaschutz und Energiesparen für VerbraucherInnen
co2online.de
Illustration eines E-Herds
Bild: Biorama/istock.com–margi.

2. Elektroherd

Herd und Backofen haben einen Anteil von etwa 10 Prozent am Stromverbrauch eines

Durchschnittshaushalts. Wenn abends häufig Tiefkühlpizza zubereitet wird, dann mehr, denn als Richtwert wird angenommen, dass ein durchschnittlicher Backofen bis zu viermal mehr Energie für das Aufwärmen eines Essens als ein Herd benötigt. Um die Energiekosten zu verringern, sollte man dort, wo es keinen besonderen kulinarischen Mehrwert hat, auf das Vorheizen verzichten und die Umluftfunktion benutzen. Allein durch den Verzicht auf das Vorheizen spart man bis zu 20 Prozent der Energie. Die meiste Energie braucht ein Ofen währende des Aufheizens und bei jedem Mal öffnen entweicht eine beträchtliche Menge Wärme, die dann wieder ausgeglichen werden muss.

Auch wenn ein durchschnittlicher Herd energieeffizienter als ein Backofen ist, gibt es auch hier Einsparpotenzial. Es fängt bei der Wahl des richten Topfs an. Wenn er zwei Zentimeter kleiner ist als die Herdplatte, wird bis zu ein Fünftel mehr Energie benötigt. Ohne den Deckel geht noch mehr verloren. Stattdessen sollte man sich die Restwärme zunutze machen, indem man die Kochplatte wenige Minuten vor Ende der Garzeit ganz abschaltet. 

Bild: Biorama/istock.com–margi.

3. Die Waschmaschine

Bei einem Waschgang verbraucht das Aufwärmen des Wassers am meisten Energie. Ein 30-Grad-Waschgang benötigt rund zwei Drittel weniger Strom als einer mit 60 Grad. Bei einem Großteil der Wäsche sind hohe Temperaturen von 60 oder gar 90 Grad, die vor allem aus hygienischen Gründen teilweise sinnvoll sind, gar nicht nötig. Deshalb haben Energiespar- oder Öko-Programme eine längere Laufzeit, sparen aber bei Temperatur und Wasser. Flecken werden (energie)effizient besser durch Behandlung vor dem Waschen als durch hohe Temperaturen und große Mengen Waschmittel in der Maschine behandelt. Wer auf umweltschonende Reinigungsmittel (etwa durch Naturkosmetikzertifikate gekennzeichnet) achtet, braucht dann nicht bei der Menge sparen. Allerdings kann der Einsatz von Wasserenthärtern dabei helfen, grundsätzlich weniger Waschmittel und Temperatur zu brauchen, um Wäsche sauber zu bekommen.

Um insgesamt energiesparend zu waschen, muss Wäsche also getrennt werden und jedes Textil mit der niedrigstmöglichen Temperatur gewaschen und die Waschmaschine auch ausreichend beladen werden. Nur eine voll beladene Waschmaschine erreicht die angegebene Energieeffizienz – selbst wenn ein Gerät eine Mengenautomatik hat. Im Singlehaushalt reicht oft auch eine 3-Kilo-Maschine aus, die großen Polster und Winterdecken kann man meist ohnehin bequemer einmal im Jahr in den 10–20-Kilo-Maschinen der Waschsalons waschen.

Illustration eines Kühlschranks.
Bild: Biorama/istock.com–margi.

4. Der Kühlschrank

Kühlschränke sowie Kühl- und Gefrierkombinationen laufen das ganze Jahr durch und verbrauchen je nach Gerät etwa 10 bis 20 Prozent des Haushaltsstroms. Klingt banal: Schnelles Einräumen von Einkäufen lohnt sich genauso, wie den Nachdenkprozess übers Abendessen und den Blick in den Kühlschrank als zwei Arbeitsschritte zu verstehen. Denn bei offener Tür geht sehr schnell eine Menge Energie verloren. Der Verbrauch hängt aber trotzdem vor allem von der Temperatur im Kühlschrank ab. Ihn »zur Sicherheit« auf maximale Kühlleistung zu drehen hat sehr starke Auswirkungen auf den Stromverbrauch und ist für einen Großteil der im Kühlschrank zu lagernden Lebensmittel einfach nicht nötig. Übrigens: Wenn man die Kühlschrankgröße passend zu den eigenen Gewohnheiten auswählt, kann man leichter dafür sorgen, dass er meistens zu mindestens zwei Dritteln befüllt ist, was wiederum Energie spart im Vergleich zu einem großen, aber halbleeren Kühlgerät. Um den Platz zu füllen, können auch Kühlelemente eingesetzt werden. Ebenfalls große Wirkung hat regelmäßiges Abtauen des ganzen Geräts. Aber nicht nur die Temperatur im Kühlschrank spielt eine Rolle, auch die Platzierung des Kühlgeräts an einem möglichst kühlen Ort hilft dabei, Strom zu sparen – zum Beispiel nicht direkt neben einem Herd oder Heizkörper.

EU-Energieverbrauchskennzeichnung
Seit 2021 werden in der EU sukzessive neue Energieausweise eingeführt, bei vielen Produktgruppen sind sie inzwischen schon im Einsatz. Die »+-Klassen« wurden abgeschafft und die Produkte werden (wieder) auf einer Skala von A bis G ausgezeichnet. Die neuen Labels enthalten auch einen QR-Code, mit dem weitere Informationen über das Produkt in der European Product Registry for Energy Labelling – kurz EPREL– zu finden sind.
Empfehlungen dazu, wie man einen Kühlschrank befüllt, gibt’s hier.

Keine Neuanschaffung ohne Blick auf den Energieausweis

Nur auf den Kaufpreis eines Elektrogeräts und nicht auf die EU-Energieverbrauchskennzeichnung zu schauen ist eine sehr kurzsichtige Perspektive. Vor allem bei energieintensiven Elektrogeräten wie Waschmaschinen, Tiefkühlgeräten und Kühlschranken kann man durch energiesparende Geräte eine Menge Geld sparen, vor allem, wenn sie langlebig sind. Funktionierende Altgeräte sollten erst ausgetauscht werden, wenn der Energieverbrauch des neuen Geräts im Vergleich zum alten sehr viel niedriger ist, denn durch Produktions- und Entsorgungsaufwand kann die Gesamtökobilanz des Tauschs sonst schnell negativ ausfallen. 

BIORAMA #80

Dieser Artikel ist im BIORAMA #80 erschienen

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