Stories aus Starbucks-Land, Teil 3
„Wollen Sie unseren Christmas-Blend oder unseren Fairtrade-Kaffee?“ fragte mich der Barista, als ich mir unlängst einen Kaffee vom großen Konzernanbieter holte. Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass der Christmas-Blend die „besondere“ Sorte sei – zur Zeit werden die Filialen des Kaffeekonzerns wieder so herausgeputzt, dass sie wirken, als ob der Weihnachtsmann höchstselbst dort wohnen würde.
Dabei hat sich Starbucks ja nicht unbedingt Weihnachtlichkeit, sondern Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen geheftet: Bis 2015, versprach eine Presseaussendung Ende Oktober, sollten 13 messbare Ziele erreicht werden, um den Kaffeeanbau besser zu gestalten. „Im Rahmen dieses Engagements werden 100 Prozent des Kaffees des Unternehmens verantwortungsbewusst angebaut und nach ethischen Richtlinien gehandelt werden“, hieß es. Derzeit würden 65 Prozent des Bedarfs durch „ethischen Handel“ gedeckt, was offenbar noch nicht gleich „Fair-Trade-Zertifiziert“ heißt:
Zertifiziert sind laut FairtradeUSA nämlich nur rund 6% des Starbucks-Kafffees, laut CSR-Report waren es 2006 18 Mio Pfund. 2009 möchte die Firma 40 Mio. Pfund Fairtrade-Kaffee einkaufen, dazu soll der Energieverbrauch der Filialen um ein Viertel reduziert werden, und die Becher sollten alle Recyclingfähig sein (komisch: sind sie das nicht jetzt auch schon?)
Ich bin ja anlässlich solcher Selbstbeweihräucherungen immer von Natur aus skeptisch, aber an sich sollte man es ja würdigen, wenn ein Großkonzern mit gutem Beispiel vorangeht und an seinen ökologischen Fußabdruck denkt. Ich weiß nicht, welches Marketing-Kalkül dahinter steht, wie viel mehr KundInnen, wie viel wirtschaftliche Einsparung sich der Konzern davon erhofft. Gut wäre es jedenfalls, wenn auch die Bedienung in Öko-Fragen geschult würde. Bei meinem Besuch heute hat man mich nämlich gar nicht mehr nach dem Fairtrade-Kaffee gefragt, sondern mir gleich „Christmas Blend“ eingeschenkt. Neben mir wollte jemand einen „Ventilator“ – womit ein sehr großer Milchkaffee, in Starbucks-Speak „Venti Latte“, gemeint war.
PS: Das schöne Logo sah ich übrigens auf dem ArtMart im Wiener Künstlerhaus. Da gibt’s auch Fotos und Objekte aus verfremdeten Starbucks-Bechern. Nur noch bis Sonntag!