Stadt Land Food: Ein Festival für gutes Essen und gute Landwirtschaft
Von 2. bis 5. Oktober kommt in Berlin-Kreuzberg das Land in die Stadt: Zum ersten Mal findet das Stadt Land Food-Festival in der historischen Markthalle 9 statt.
Das Festival-Programm ist dicht und abwechslungsreich und das Angebot an kulinarischen Spezialitäten groß, sodass jeder auf seinen Geschmack kommen sollte. BIORAMA sprach mit Nikolaus Driessen vom Veranstaltungsteam über gute Landwirtschaft, Regionalität und den Street-Food-Trend.
BIORAMA: Das Festival möchte ein enorm vielfältiges Programm, von der Diskussion, über die Werkstätte zum Lebensmittel-Selbermachen, bis hin zur kulinarisch umrahmten Record-Release-Party, bieten. Was für ein Publikum wollen Sie damit erreichen?
Nikolaus Driessen: Die Idee von Stadt Land Food ist es, im besten Sinne „mainstream“ zu sein, das heißt, wir möchten ein vielfältiges Programm anbieten, dass für jeden etwas dabei ist. Sicherlich ist auch gerade die unterschiedliche Herangehensweise an das Thema reizvoll.
Verstehen Sie sich als Alternative zur Grünen Woche und dem dort Gebotenen?
Wir sehen uns als Alternative zur industriellen Lebensmittelproduktion.
Was verstehen Sie unter einer „guten Landwirtschaft“?
Das Thema Regionalität ist uns wichtig. Warum werden bei uns Schweine in überfüllten Ställen mit Antibiotika vollgepumpt, um sie dann in die ganze Welt zu exportieren?! Auch versuchen wir mit unserer Plattform die kleinen Strukturen zu erhalten und zu fördern.
Wie sieht, Ihrer Meinung nach, die Landwirtschaft der Zukunft aus?
Wahrscheinlich gibt es wie auch in anderen Bereichen der Gesellschaft sehr ambivalente Positionen. Auf der einen Seite immer größere Megabetriebe, die Ihre Produkte global vertreiben, auf der anderen Seite aber auch ein immer größeres Bewusstsein für nachhaltige Herstellungsweisen und regionale Produkte bei den Verbrauchern. Auch das wird sich stärker bemerkbar machen.
Liegt es in der Macht der Konsumenten, über ihre Kaufentscheidungen die Produktionsmechanismen zu verändern?
Ja, die Macht liegt bei den Konsumenten – jeden Tag beim Einkauf! Das Festival möchte Konsumenten, Produzenten und Verarbeiter vernetzen, also gegen die Anonymität auf dem Teller und in den Regalen anarbeiten. Dieser Trend zeichnet sich im Moment allerorts ab. Die Verbraucher sind mündiger und aufmerksamer geworden, weil sie mehr wissen. Die diversen Lebensmittelskandale haben dazu natürlich auch beigetragen.
Die Markthalle 9 möchte „die Halle für alle“ sein und betrachtet sich als „nicht ganz so streng ökologisch“. Wie gestaltet sich die Koexistenz zwischen den einzelnen Anbietern und ihren unterschiedlichen Produktionsweisen?
Uns ist es ganz wichtig nicht zu dogmatisch zu sein. Unsere Markthalle befindet sich mitten in einem Bezirk, der noch vor kurzem als absoluter Brennpunkt in jeder Sozialstatistik auftauchte. Daher haben wir uns zum Beispiel entschlossen, den Aldi- Discounter in der Halle zu lassen. Und wir freuen uns jedes Mal, wenn wir neue Kunden gewinnen, die einfach dem guten Geschmack nicht widerstehen können. Das ist dann auch keine Preisfrage mehr.
Was macht diesen sicherlich historischen Ort, die Markthalle 9, für Sie so besonders?
Alles. Die über 120-jährige Geschichte und die Umwälzungen der letzten 20 Jahre, an denen sich exemplarisch die Entwicklung des Einzelhandels ablesen lässt. Vor allem aber die Menschen und deren Lebensgeschichten hinter den Produkten. Ihre Motivation, sich dem Thema zu widmen, ist immer sehr individuell und macht auch die Produkte so besonders.
Street-Food abseits von Döner und Currywurst ist im Moment in aller Munde. Wie sehen Sie die Entwicklungen in diesem Bereich?
Street-Food, so wie wir es in der Halle anbieten, ist eine neue Form des Restaurants. Wir nennen es das „demokratische Restaurant“, weil es viele gemeinsam teilen, es ist ungezwungen und günstig.
Stadt Land Food-Festival
2.10.-5.10.2014
Markthalle 9, Eisenbahnstraße 42/43
10997 Berlin-Kreuzberg