Spenden als Geschenk per Webshop

Ein Gemüsezucht-Startpaket ermöglicht MfM für 15 Euro.

Ein Gemüsezucht-Startpaket ermöglicht MfM für 15 Euro.

In der Vorweihnachtszeit ist die Spendenbereitschaft besonders hoch. Hilfsorganisationen werben online und offline innovativ um Unterstützung. 

Im Spendenshop von Menschen für Menschen fällt es leicht, Gutes für gebeutelte Äthiopien zu tun. Eine ganze Reihe von Möglichkeiten, Projekte finanziell zu supporten, wird da geboten. Eine Augenlicht rettende Operation (10 Euro), eine Geburtsthilfe für eine Frau (7 Euro) und ein Set Obstbaumsetzlinge (10 Euro) liegen schnell im „Einkaufswagen“. Nach Klick auf den „Zur Kasse gehen“ Button gibt man die Kreditkartennummer ein und hat für 27 Euro geholfen, zu helfen.

Wer spenden möchte, der muss heute nicht darauf warten, dass ihm Studierende mit Klemmbrett und im Windbreaker einer Hilfsorganisation als Spendeneintreiber in der Fußgängerzone auflauern. Spenden funktioniert heute fast wie Einkaufen – und das wandelt die Arbeit von Hilfsorganisationen. Mit modernen Webshops, gesteigerter Transparenz und Marketing hat sich der Einsatz für die Guten Sachen modernisiert.

Der Advent ist dabei noch immer die Zeit im Jahr, in der mit Abstand am meisten für wohltätige Zwecke gespendet wird. Fast 20 Prozent des jährlichen Spendenaufkommens in Österreich entfallen auf die letzten Wochen des Jahres, schließlich wird auch gerne als Weihnachtsgeschenk gespendet. Die Österreicherinnen und Österreicher unterstützen Caritatives gern. Pro Kopf und Jahr mit knapp 70 Euro. Wer das Spenden gern als Wettbewerb betrachtet, kann Österreich damit als ein Land im europäischen Mittelfeld betrachten, was die Spendenbereitschaft angeht. Und: Im Westen Österreichs wird mehr gespendet als im Osten. Das alles lässt sich im Spendenbericht des Fundraising Verbands Österreich nachlesen, der jährlich herausgegeben wird.

Effizienz und Transparenz bitte!

Wohltätigkeitsorganisationen und NGOs der Entwicklungs-Zusammenarbeit stehen vor dem Problem, dass gerade sie, die Geld einsammeln, um es Bedürftigen zukommen zu lassen, besonders für ihr Tun und ihr Finanzgebaren rechtfertigen müssen. Die Ansprüche an die Transparenz von Hilfsorganisationen sind heute meist größer als die Ansprüche an die Transparenz oder das verantwortungsvolle Handeln von Unternehmen. Die Gute Sache muss verdammt gut sein, um auch so wahrgenommen zu werden. Und Organisationen, die nicht profitorientiert sind, kommen so manchem gleich verdächtig vor.

Die wichtigsten Motive, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob für etwas gespendet wird oder nicht, sind laut Fundraising Verband Austria die Sicherheit, dass eine Spende auch ankommt, das sympathische Auftreten einer spendensammelnden Organisation und die Solidarität mit Armen.

Hilfsorganisationen gehen unterschiedliche Wege, um für die geforderte Transparenz zu sorgen und um das Spenden an ganz konkret messbare Erfolge zu knüpfen. Das müssen die NGOs ständig aufs Neue, denn Was als vertrauenswürdig, sympathisch und solidarisch wahrgenommen wird, wandelt sich.

Spenden erhalten die Form von Produkten

Immer mehr Hilfswerke haben daher Online-Shops, in denen die unterschiedlichen Spende-Möglichkeiten fast wie Produkte veranschaulicht werden. Der Online-Spendenshop der Äthiopien-Hilfsorganisation Menschen für Menschen zeigt, wie sich die Spendenpraxis den Kommunikations- und Konsumgewohnheiten des Online-Shopping-Zeitalters anpasst. Wer im Spendenshop von Menschen für Menschen Geld ausgibt, der bekommt ganz konkret präsentiert, wofür er das tut. Die Spendenentscheidung kann man für ganz bestimmte Leistungen treffen. Niedrige Einstiegs-Spenden erleichtern die Entscheidung, zu spenden. Wer deutlich mehr spenden kann und will, ermöglicht zum Beispiel für 260 Euro einen Webkurs, der Menschen dabei helfen kann, Einkommen zu erwirtschaften.

Bei größeren Projekten der NPO vor Ort, zeigt der Spendenshop auch, wieviel Spenden noch fehlen, um bestimmte Projekte zu realisieren, ungefähr so wie man es inzwischen von Crowdfunding-Portalen gewohnt ist. So zeigt der Spenden-Webshop an, dass zum Bau des Toilettengebäudes der Haro Berbabo Mittelschule noch 1 von 2 Spenden fehlen. Mit 7.300 Euro kann man zur Projektrealisierung beitragen. Für Transparenz sorgt MfM mit wissenschaftlicher Unterstützung. Von der TU Wien werden Projekte anhand einer Social Return On Investment Analyse geprüft. Wie bei jedem anderen Finanzinvestment auch, lässt sich mit der Methode ermitteln, ob sich der Einsatz auch rentiert.

Zweckwidmung ist transparent, aber nicht immer hilfreich

Ist die Produktform von Spenden heute notwendig, um den Konsumgewohnheiten zu entsprechen? Rupert Weber, Chef von MfM in Österreich sieht die Vorteile des Spenden-Shoppings vor allem in der Transparenz: „In der Regel fällt es den Menschen leichter nachzuvollziehen was eine Organisation mit ihrer Spende bewirkt, wenn eine Spende mit einem konkreten Projekt in Verbindung steht.“ Allerdings gebe es bei der Zweckwidmungs-Transparenz von Spenden auch Grenzen: „Wir möchten die Spender auch dahingehend sensibilisieren, dass wir zur Umsetzung unserer Arbeit auch allgemeine Spenden – ohne Zweckbindung – benötigen. Aus Erfahrung wissen wir zum Beispiel, dass für Infrastrukturprojekte wie Zufahrtswege kaum jemand spendet. Dabei sind diese essentiell, um überhaupt Entwicklungsprojekte umzusetzen und eine ganze Region zu entwickeln. Finanzielle Mittel ohne konkrete Bindung sind auch deshalb wichtig, um auch auf nicht vorhersehbaren Bedarf reagieren zu können. So wäre zum Beispiel die Nothilfe die wir im vergangenen Jahr geleistet haben, nicht möglich gewesen, wären sämtliche Spendenmittel die wir erhalten zweckgebunden.“

Menschen für Menschen unterstützt äthiopische Bauern mit Bildung und neuen Anbau-Methoden.

Menschen für Menschen unterstützt äthiopische Bauern mit Bildung und neuen Anbau-Methoden.

Gutes tun, und als Story tellen

„Spendenshopping“ anhand konkreter Projekte und nicht-zweckgebundene Überweisungen sind nicht die einzigen Möglichkeiten, seiner philanthropischen Seite finanziellen Ausdruck zu verleihen. Voll auf die Spendenbereitschaft der Adventszeit setzt zum Beispiel der deutsche Verein 24 gute Taten mit einem eigenen Adventskalender. Hinter jedem Türchen des Kalenders wartet ein Projekt, für das mit dem Kauf des Kalenders gespendet wird. Den Kalender kann man für 24, 48 oder 90 Euro erwerben. So wird Spenden zum Konsumgut mit Sinn, bei dem man auch eine ganze Menge Wissen über die unterschiedlichen Ansätze und Möglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit lernt.

Was die Spendenshops großer NGOs, Spenden-Kalender oder auch die Kampagnen großer Umweltschutz-Organisationen gemein haben, ist, dass sie mit ganz konkreten Geschichten zu den Menschen durchdringen müssen. Storytelling schafft heute die Transparenz, die von Spendern erwartet wird. Schließlich macht es einen Unterschied, wenn man weitererzählen kann, wofür man gespendet hat, ganz konkret. Bei Menschen für Menschen sorgt ein eigener Youtube-Channel dafür, dass die Hilfsprojekte ganz konkret werden. Noch stärker auf das Erzählen von multimedialen Geschichten setzt zum Beispiel Greenpeace, wenn es darum geht, entlegene natürliche Lebensräume per Video erlebbar zu machen. Zum Beispiel in diesem Virtual-Reality-Video, indem man die Kamera hoch über dem Amazonas-Gebiet frei bewegen kann. 

Um Spender zu werben, gehen Hilfsorganisationen moderne Kommunikationswege. Die Möglichkeiten der digitalisierten Kommunikation helfen dabei auch, die Verwaltungsgebühren für einzelne Spenden zu senken. Eine gute Sache für die Gute Sache.


Hier geht es zum Spendenshop von Menschen für Menschen. 

Und hier geht es zum Spenden-Adventkalender von 24 Gute Taten

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