Spatenstich für Fischaufstiegshilfe Nussdorf
Der Donaukanal ist ein von Menschenhand überreguliertes Zweckgerinne, das man nicht unbedingt als Fischparadies bezeichnen kann. Trotzdem leben dort zahlreiche Fischarten, die auf ihrem Weg zu Laichplätzen in der Donau bei Kraftwerken anstehen. Das Kraftwerk Nussdorf bekommt deshalb jetzt eine Wanderhilfe. An beiden Uferseiten mit steil abfallendem Beton befestigt, es werden Ab- und Kühlwasser eingeleitet und im Winter wird der Räumschnee in den Kanal geschüttet – der Donaukanal ist wahrlich kein prächtiger Lebensraum für Nase, Stör und Karpfen. Um den Fischen aus dem Donaukanal aber zumindest artgerechte Wanderwege zu ermöglichen, muss man ihnen bei Staustellen Wanderhilfen bauen. Das geschieht derzeit beim Kraftwerk Nussdorf in Wien, am Beginn des Donaukanals, wo gestern mit dem Bau einer Fischaufstiegshilfe begonnen wurde. „Die Fischaufstiegshilfe ermöglicht den Fischen aus dem Lebensraum Donaukanal in die Donau zu gelangen“, erklärt Fischökologe Gerald Zauner, das sei den Fischen an dieser Stelle derzeit nämlich nicht möglich. „Weil es keine Laichplätze im Donaukanal gibt, können die Fische relativ schwer laichen. Sie können dann über den Fischaufstieg aus in die Donau steigen und im Bereich Klosterneuburg auf Schotterbänken laichen“, erklärt Zauner den Sinn der Fischaufstiegshilfe. Der Instinkt der Fische treibt sie zum Laichen flussaufwärts, wo sie nach sandigen Flussabschnitten suchen, nach Schotterbänken, wie es sie zum Beispiel entlang der Donauinsel bei Klosterneuburg gibt. Derzeit stehen die Fische aus dem Donaukanal beim Kraftwerk Nussdorf an und müssen – gegen ihren Instinkt – wieder flussabwärts schwimmen um einen anderen Weg zu finden. „Derzeit können sie nur beim Kraftwerk Freudenau, wo es eine Fischaufstiegshilfe gibt, die Donau queren und dann in den Stauraum des Kraftwerks Freudenau raufschwimmen“, so Zauner weiter.
Um den Fischen diese Hindernisse zu nehmen, wird jetzt die Fischaufstiegshilfe in Nussdorf gebaut. 6,4 Mio. € von verschiedenen Förderern und Projektpartnern fließen in das Projekt. Förderer sind unter anderem das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW), Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technik (BMVIT) und die Stadt Wien. Zum Bauvorhaben drängte aber nicht (nur) das ökologische Verantwortungsbewusstsein der Beteiligten, die EU-Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) sieht unter anderem die „Verbesserung des Zustands der aquatischen Ökosysteme und der direkt von ihnen abhängigen Landökosysteme“ vor und verlangte damit nach Maßnahmen wie dieser.
Seit 18.11.2015 wird nun also an der Aufstiegshilfe gearbeitet, damit ab 2017 die Fische problemlos passieren können. Projektleiter Winfried Fürst von der Via Donau geht davon aus, dass die Fische die Aufstiegshilfe annehmen werden: „Andere Fischaufstiegshilfen, die in ähnlicher Form gebaut worden sind, haben auch funktioniert. Es ist ein erprobtes Verfahren und sollte auch hier funktionieren.“