Sonneneinfänger in Kärnten: Photovoltaik mit Bürgerbeteiligung
Auf Kärntens Dächern wird aus Sonne Strom produziert. Ein dezentrales Kraftwerk mit Bürgerbeteiligung hat jüngst Zuwachs bekommen.
Mit der kürzlichen Eröffnung des Standortes Naturpark Kindergarten „Sumsiland“ in Techendorf am Weißensee, ist die 45. Liegenschaft des Kärntner Bürgerkraftwerkes offiziell ans Netz gegangen. Am Dach des neuerlich sanierten Kindergartens haben neunzig Photovoltaik-Module ihren Platz gefunden. Sie erzeugen Strom für insgesamt neun Haushalte. Über die Kraft vom Dach kann auch der eigene Strombedarf des Kindergartens nahezu vollständig abgedeckt werden. Komplett abgeschnitten vom öffentlichen Stromnetz ist der Kindergarten natürlich nicht. Denn, wenn die Sonne über „Sumsiland“ einmal nicht scheint, sei es am Abend oder an trüben Tagen, wird der benötigte Strom aus dem Netz angezapft. Umgekehrt, wenn am Sonntag im Kindergarten die Lichter aus sind, die Sonne aber trotzdem scheint und Überschüsse entstehen, landen diese auch im Netz.
Gebündelte Sonne vom Dach
Zusammen mit dem neuen Standort „Sumsiland“ in der Gemeinde Weißensee, bilden 44 andere Liegenschaften in ganz Kärnten das dezentralen Bürgerkraftwerk. Zu diesem Photovoltaik-Kraftwerk gehören die Dächer von privaten und öffentlichen Bauten wie beispielsweise Gewerbebetriebe, Schulen oder Altstoffsammelzentren. Mit einer Gesamtleistung von 5 MW können damit insgesamt 1500 Haushalte mit Strom aus Sonne vom Dach versorgt werden.
Hinter dem alternativen Kraftwerk stehen „Kärnten Solar“, sprich das Ingenieurbüro Jaindl & Garz GmbH, und die beteiligten BürgerInnen. Michael Jaindl, Christian Garz und Matthias Nadrag von Kärnten Solar sorgen dafür, dass die Panele aufs Dach kommen, dass aus Sonne Strom entsteht und dass dieser Strom Abnehmer findet. Die BürgerInnen finanzieren die Photovoltaik-Panele durch Kauf einzelner Module und vermieten diese an Kärnten Solar wieder retour. Aus dem erzeugten Strom und dessen Umsatz, erhält der/die ModuleigentümerIn einen entsprechenden Zins, also eine Rendite. „Natürlich, die Finanzierung der Panele hätte man auch über eine Bank abwickeln können.“ erklärt Michael Jaindl, Geschäftsführer von Kärnten Solar. Aber es sei uninteressant – “Wesentlich spannender ist das Ganze über eine breite Bürgerbeteiligung zu machen“. Der einzelne Bürger kann seine erworbene Photovoltaikmodule maximal 13 Jahre seine Eigenen nennen, danach werden sie wieder an Kärnten Solar zum Ursprungspreis verkauft. Also eine Kapitalanlage in Form eines Photovoltaik-Moduleinkaufs auf Zeit.
Von der 1. bis zur 45. Anlage
Es ist einiges anders heute im Vergleich zur Inbetriebnahme der ersten Liegenschaft. Michael Jaindl blickt zurück: „Zu Beginn war es durchaus sinnvoll und lukrativ den erzeugten Strom voll einzuspeisen“. Diese Situation habe sich geändert, weil die Fördertarife sich geändert haben und es mittlerweile wirtschaftlich sinnvoller ist, den Strom vorher zu verbrauchen, sprich am Standort selber. „Wir müssen immer wieder das Geschäftsmodell anpassen“ – Michael Jaindl sieht dies als selbstverständlich. So hat sich auch die Suche nach den passenden Dächern für die Photovoltaik Module geändert. Ein großflächiges Dach ist nur dann interessant, wenn auch der Eigenverbrauch darunter entsprechend hoch ist. Landwirtschaftliche Betriebe können beispielsweise – so Jaindl – „ zwischen sehr gut und überhaupt nicht geeignet sein“. Schweinemast- und Hühnerbetriebe seien sehr gut geeignet, Milchviehbetriebe eher weniger. Es komme auf die Höhe des Eigenverbrauchs und das Tageslastprofil am Standort an. „Erstklassig“ bezeichnet der Ingenieur Kommunalinfrastruktur: „Tagsüber ist eine gewisser Stromverbrauch vorhanden und ein stabiler Partner ist eine Gemeinde zudem auch.“ Ob privat oder öffentlich, ein absolutes Muss für jedes Dach ist seine Stabilität und die Sonnenexposition: „Ein halbwegs aktuelles Dach sollte die Liegenschaft schon haben, ein Sanieringskandidat ist da fehl am Platz“, so Michael Jaindl. Besonders in gebirgigen Gegenden muss darauf geachtet werden, dass die Dächer sonnenexponiert sind und nicht auf der Schattenseiten liegen.
Die Nachfrage nach Kraftwerkbeteiligungen ist mittlerweile hoch. Das war nicht immer so. Michael Jaindl erinnert sich an den allerersten Standort, ganz am anderen Ende der Gemeinde Weiβensee, einem Bauhof: „Damals war es vergleichsweise natürlich schwierig Interessierten die Tatsache näher zu bringen und ihnen zu zeigen, dass die Vorteile überwiegen“. Vielleicht denkt der ein oder andere an dieser Stelle an das Landschaftsbild, welches durch Solarpanele nicht gerade aufgewertet wird. Dadurch dass die Photovoltaikplatten aber ausschließlich auf Dächern von bereits bestehenden Gebäuden montiert wurden, stand das Thema Landschaftsbild beim Bürgerkraftwerk nie zur Debatte.
Der Standort „Naturpark Kindergarten Sumsiland“ als 45. Standort des Bürgerkraftwerks Kärnten Solar gehört zu den fünf Gewinnern des Votings im Rahmen der Aktionstage Nachhaltigkeit im Juni 2017.