Smarte Verkehrsrevolution

Energierückgewinnung im Straßenverkehr, Mitfahrservices als Social Game und automatisierte Elektromobile, die nahtlos zwischen Straße und Schiene wechseln können: Im Rahmen der Sommeruni haben internationale Studentengruppen an der Wiener WU Verkehr von Grund auf neu gedacht.

Es ist wohl eine der drängendsten Fragen unserer Zeit: Wie können die individuellen Mobilitätsbedürfnisse der Menschen so erfüllt werden, dass die natürlichen Ressourcen geschont werden und der Verkehr trotzdem flüssig vonstatten geht? Auf Einladung von Kapsch haben Studierende der Uni St. Petersburg und der WU Wien zwei Wochen lang Konzepte ausgearbeitet, die mögliche Antworten darauf liefern. Die Aufgabenstellung bestand darin, bestehende Technologien und Konzepte für »intelligente Verkehrssysteme«, wie Kapsch sie bereits anbietet, weiterzudenken und auch die dazugehörigen Business-Modelle, Marketing-Konzepte und Einführungsszenarien auszuarbeiten.

Bewegungsenergie auf der Straße »ernten«

Eine Gruppe hat eine Idee präsentiert, wie die Bewegungsenergie von Menschen und Fahrzeugen im Straßenverkehr »geerntet« und als elektrische Energie nutzbar gemacht werden kann. Die technische Basis dafür soll der Piezo-Effekt bilden, bei dem Kristalle durch mechanische Verformung elektrische Energie abgeben. Wenn Piezo-Kristalle in den Boden eingebracht werden, stellen sie eine Energiequelle dar, die das Abfallprodukt Energiequelle Bewegungsenergie wieder in den Kreislauf zurückführt. Die Studenten haben für ihre Berechnungen die 25 Kilometer lange Autobahn A23 (»Südosttangente«) herangezogen und gehen davon aus, dass die Strommenge mehr als ausreichend für eine autarke Stromversorgung des Autobahnteilstücks (inklusive Beleuchtung, Mautanlagen etc.) ist und dass sich der Energiepreis gerechnet auf einen Zeitraum von 30 Jahren sogar unter dem offiziellen Strompreis bewegen dürfte.

Stadtverkehr als Social Game

Hinter dem Projektnamen CarMe verbirgt sich eine Art Social Network für den Stadtverkehr. Autobesitzer bieten ihre Transport-Dienste an und erhalten dafür Incentives wie Gutscheine für Autowäschen oder Ähnliches. Eine Smartphone-App sowie CarMe Meetingpoints übernehmen die Vermittlung. Diese Gruppe hat bei der Präsentation betont, dass das Konzept keine Plattform für private Taxiunternehmer sei, sondern ein Social Game, in dem die Fahrer Reputation gewinnen können. Für Wien gehen die Studierenden von einem Potenzial von etwa 9.000 Fahrern und 135.000 Passagieren aus.

Im Zentrum jeder Lösung: eine App

Die restlichen Gruppen haben durchaus unterschiedliche Ansätze verfolgt, aber bei allen ist eine Smartphone-App das Element, mit dem der persönliche Mobilitätsbedarf besser koordiniert wird. Egal, ob es sich um ein Hybridsystem zwischen Straße und Schiene handelt, bei dem Elektrofahrzeuge nahtlos zwischen beiden Infrastrukturen wechseln können, um eine Flotte fahrerloser Elektro-Taxis, die registrierte Kunden zu Fahrgemeinschaften zusammenfassen oder um ein Service, das die aktuell schnellsten umweltfreundlichsten Verkehrsmittel empfiehlt und auch für Buchung und Abrechnung verwendet werden kann: Ohne App geht scheinbar auch im Verkehr nichts mehr.

Utopien mit Business-Erdung

Die Sommeruni ist eine Kooperation zwischen Graduate School of Management der St. Petersburg University (Russland), dem Institute for Entrepreneurship and Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien. Auch wenn manche der heuer entwickelten Ideen sehr gewagt sind, sie sind mehr als Utopien. Die Studierenden haben auf ihre ökonomische Erdung geachtet.

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