Künstliche Liebe
Pflege und Sexarbeit – Künstliche intelligente Roboter sollen bald Jobs erledigen, für die Körperkontakt unerlässlich ist. Beim Talk „Sex, Love and Artificial Intelligence” im Rahmen des Rrriot-Festivals diskutierten Expertinnen über die ethischen Fragen der Robo-Debatte.
Filme wie „I, Robot” oder „Her” haben schon vor Jahren Fragen gestellt, die jetzt praktisch in unserem Alltag ankommen. Wie intelligent darf ein Roboter sein? Ab wann braucht eine Künstliche Intelligenz Rechte, wie sie auch Tiere haben? Und nicht zuletzt: Was richtet die Automatisierung auf dem Arbeitsmarkt an – Nehmen uns Roboter alle Jobs weg? Diese Fragen haben Janina Loh, Technikethikerin an der Uni Wien, und Michaela Jungwirth, Expertin für Machine Learning und Artificial Intelligence, beim Rrriot-Talk diskutiert.
Künstlich intelligente Pflegeroboter
Künstliche Intelligenz klingt zwar nach Sci-Fi, ihre Ausformungen finden wir jedoch mittlerweile überall. Das einfachste Beispiel ist wohl der Spamfilter. Künstliche Intelligenzen schlagen uns aber auch Produkte auf Amazon vor, die uns gefallen könnten, und durch sie wird es möglich, dass in manchen Städten schon fahrerlose Busse und auf manchen Feldern autonome Traktoren fahren. Noch steckt die Umsetzung in den Kinderschuhen, wie Janina Loh weiß: „Ich bin in so einem Bus gesessen. Der musste alle paar Meter anhalten, weil ihm ein großer Stein im Weg lag, und er nicht wusste, wie er reagieren soll.“
Roboter, wenn auch künstlich intelligent, kommen also noch nicht ohne Hilfe aus. Doch was passiert, wenn Roboter sich um die körperlichen Bedürfnisse von Menschen kümmern sollen? Die Rede ist von Pflege- und Sexrobotern. In Japan wird bereits ein Pflegeroboter eingesetzt, der alten Menschen Gesellschaft leistet: Paro, die künstlich intelligente Robbe. Paro reagiert darauf, wenn er angesprochen oder gestreichelt wird. Er schnurrt, fiept und verhält sich auch sonst wie ein kuscheliges Haustier. Ganz ähnlich funktioniert auch ein Sexroboter. Er soll Menschen nicht nur im Aussehen ähneln, sondern auch im Verhalten ähneln. Der künstlich intelligente Sexpartner reagiert auf Sprache, Berührungen, und lernt mit der Zeit, was dem Benutzer gefällt und was nicht.
Meine Freund, der Sexroboter
Neben der ethischen Frage nach den Rechten und Gefühlen einer künstlichen Intelligenz wurde beim Talk auch die Frage aufgeworfen, ob Roboter irgendwann soziale Interaktionen mit Menschen ersetzen werden. Eine feste Beziehung zu einem Sexroboter oder auch eine soziale Bindung zu einer Pflege-Robbe klingt im ersten Moment nicht nach einer gesunden Beziehung. Doch das muss nicht sein, meint Janina Loh. „Es ist ja auch normal, einen Hund, der zur Familie gehört, zu betrauern, wenn er stirbt. Ich finde es ganz ehrlich gesagt perfide, dass ältere Menschen in Heimen nicht mehr von ihrer Familie besucht werden, sich aber gleichzeitig alle dagegen sträuben, dass wir künstliche Assistenzpflegesysteme haben.“
In Punkto Sexrobotik müsse man sich auch keine Sorgen machen, dass Roboter irgendwann soziale Interaktionen ganzheitlich ersetzen oder sogar so intelligent werden könnten, dass sie einen eigenen Willen entwickeln. Bis jetzt seien künstlich intelligente Systeme nur in der Assistenz zu finden, eigenen Aufgeben können sie noch nicht übernehmen. „Bislang gibt es keine KI (Künstlichen Intelligenzen) auf dem Markt, die in einem starken Sinne autonom und lernfähig wären“, erklärt Loh. „Sie können von ihrer Programmierung nicht abweichen. Ein wirklich eigenständiges System müsste ja auch ‚Nein‘ sagen können, und das würde man in den meisten Kontexten vermutlich nicht wollen.“ Angst vor dem Aufstand der Roboter ist also unbegründet.
„Die ethischen Fragen, die in Verbindung mit KIs immer wieder gestellt werden, muss man aber trotzdem beantworten“, so Loh. „Denn wir müssen entscheiden, ob wir überhaupt dorthin wollen.“
Weitere Talks und Workshops gibt es noch bis 10. März beim Business Rrriot-Festival.