Solarkreislauf

Wie entsorgt man Solaranlagen und welche Teile können weiterverwendet oder recycelt werden?

Auch Solaranlagen geben irgendwann den Geist auf. Wo können sie abgegeben und in welchen Fällen recycelt werden? Bild: Istock.com/Cherezoff.

Laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesystem (ISE) deckten 2020 rund zwei Millionen in Gebrauch befindliche Photovoltaikanlagen in Deutschland ungefähr neun Prozent des Brutto-Stromverbrauchs ab. In Österreich liegen die Werte weit darunter. 2020 wurden laut einem Bericht des Klimaschutzministeriums rund 0,5 % Prozent des Brutto-Stromverbrauchs durch heimische Photovoltaik erzeugt. Solaranlagen werden eine durchschnittliche Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren zugeschrieben. Besonders durch den Photovoltaik-Boom Ende der 90er-Jahre in Deutschland fallen immer weiter wachsende Mengen an ausgedienten Solaranlagen an, die in Zukunft weiter steigen werden.

Wann Solaranlagen den Geist aufgeben

Eine Solaranlage besteht aus mehreren Komponenten, unter anderem aus Solarmodulen und einem Wechselrichter. Sie sind hauptverantwortlich für die Stromgewinnung und Netzeinspeisung, jedoch gelten sie als Verschleißteile der Anlage. Beim Leistungsverlust von Photovoltaikmodulen spricht man von Degradation. Richtwert für diese Degradation ist laut einer Studie des ise ein durchschnittlicher jährlicher Leistungsverlust von 0,15 Prozent. Die Leistungsgarantien von HerstellerInnen für PV-Module von 25 bis 30 Jahren können somit gut eingehalten werden, denn diese garantieren einen maximalen linearen Leistungsabfall der Module von 20 Prozent. Auch Wechselrichter gelten aufgrund der starken elektrischen Beanspruchung als Verschleißteil einer Photovoltaikanlage.

Die Neufassung des deutschen Elektrogesetzes (ElektroG2) ist seit 2015 in Kraft. Seitdem sind die Rücknahme, Entsorgung und Recycling von PV-Modulen in Deutschland gesetzlich geregelt.
Infos auf ektrogesetz.de

Gründe für den Leistungsabfall

Zwischen den PV-Modulen und dem Wechselrichter ist die Anlage verkabelt, ein Heimspeicher fungiert als Batterie. Um die Leistungsfähigkeit einer Solaranlage zu Hause zu überprüfen, sollte nicht nur zu Jahresende, sondern auch regelmäßig zwischendurch ein Blick auf den Stromertrag geworfen werden, sagt Jürgen Beckmann, Umweltschutzingenieur am Bayerischen Landesamt für Umwelt. Wichtig sei es außerdem, sicherzustellen, dass die PV-Module weder verschmutzt noch verschattet sind, denn das hat große Auswirkungen auf die Leistung der gesamten Anlage.

Austausch von Einzelteilen

Einzelne PV-Module können zwar repariert werden, wenn das jedoch nicht möglich ist, können sie genau wie leistungsschwache Wechselrichter durch baugleiche Modelle getauscht werden. Dabei kann man entweder auf Neuware oder auf gebrauchte Teile von Zweitmarktplattformen setzen, welche sich zu einem eigenen Marktsegment entwickelt haben. Auf verschiedenen Plattformen können NutzerInnnen ihre ausgedienten Solaranlagen inserieren und Ausschau nach gebrauchten Einzelteilen halten. Der Markt hat sich rasant vergrößert, mittlerweile bieten in Deutschland viele Plattform den An- und Verkauf gebrauchter Komponenten einer Photovoltaikanlage an. Ein besonderes Service bietet das Hamburger Unternehmen 2ndlifesolar: Es holt deutschlandweit alte oder defekte Photovoltaikmodule direkt bei den KundInnen ab und überprüft sie auf deren Funktionalität. Sind die Module noch intakt, können sie nach intensiver Prüfung auf der Zweitmarktplattform verkauft werden. Auch Wechselrichter können durch ein baugleiches Modell ausgetauscht werden. Hierbei ist unbedingt darauf zu achten, dass die Stromkennwerte des neuen Wechselrichters zur bestehenden Anlage passen, sagt Beckmann. Verfügt man nicht über das nötige Fachwissen einzelne Teile korrekt auszutauschen, sollten dies von einem Solarteur, der die Anlage installiert hat, durchgeführt werden. Jürgen Beckmann gefällt die Idee der Secondhand-Solaranlagen, auch er würde beim Tausch von Solarmodulen auf Zweitware setzen.

Keine kommunalen Sammelstellen in Österreich

Seit 2014 sind Photovoltaikmodule Teil der österreichischen Elektroaltgeräteverordnung. Sie regelt deren Rücknahme-, Entsorgungs- und Verwertung.

In Österreich wird die WEEE-Richtlinie durch die Elektroaltgeräteverordnung (EAG-VO) umgesetzt. HerstellerInnen, ImporteurInnen und HändlerInnen von PV-Modulen sind demnach verpflichtet, Module, die sie nach 30. Juni 2014 in Verkehr gebracht haben, unentgeltlich von den EndverbraucherInnen zurücknehmen und sie ordnungsgemäß zu entsorgen. Kommunale Sammelstellen wie in Deutschland gibt es nicht, EndverbraucherInnen sollten sich direkt an das Unternehmen, das die Anlage verbaut hat, wenden. Österreichische HerstellerInnen, HändlerInnen und ImporteurInnen können dann beispielsweise bei dem Unternehmen UFH anfragen, das die rechtskonforme Entsorgung und das Recycling der ausgedienten Photovoltaikanlage sicherstellt. Auch wenn in Zukunft mit großen Rückgabemengen von Solaranlagen gerechnet wird, sind diese Zahlen derzeit noch gering, sagt Brigitte Reich, Mitarbeiterin bei UFH. Die meisten Rückläufe würden derzeit aufgrund von Witterungsschäden und nicht aufgrund des Leistungsverlusts entstehen. Der UFH hat nach Auskunft Reichs 2020 rund 9,5 Tonnen an PV-Komponenten gesammelt.

Wurden Photovoltaikmodule in Österreich vor dem 1. Juli 2014 verbaut und die EndverbraucherInnen entscheiden sich für einen Tausch, sind die neuen Module zwar kostenpflichtig, Tausch und Entsorgung der alten PV-Module sind aber nicht von den EndverbraucherInnen zu tragen. Werden die alten Module nicht durch neue ersetzt, bleibt die Verpflichtung für Demontage und Entsorgung bei den EndverbraucherInnen.
Infos auf eak-austria.at

Recycling von Salaranlagen

Verwertet werden können viele Teile einer PV-Anlage: Die Module haben je nach Typ einen Alurahmen oder sie sind aus Glas. Die Gestelle aus Aluminium oder Eisen. Diese Teile können ebenso wie Solarstecker und Solarkabel recycelt werden, sagt Jürgen Beckmann. Für ihn ist das deutsche Entsorgung- und Recyclingmodell für Solaranlagen ein funktionierendes System, Verbesserungspotential gebe es aber sowohl auf Seiten der EndverbraucherInnen als auch bei der Recyclinginfrastruktur. Beide Bereiche seien stark voneinander abhängig. »Das ist ein System, das insgesamt wachsen muss und wenn es irgendwo einen Flaschenhals gibt, dann geht’s an der Stelle nicht weiter«, sagt Beckmann.

Damit in Zukunft der Müllberg an Solaranlagen nicht zu groß wird sollte beim Kauf der Solaranlage jedenfalls auf Qualität geachtet werden. Nicht alle Photovoltaikanlagen funktionieren gleich lange gleich gut. Kauft man zu billig ein, zahlt man häufig später drauf.

BIORAMA #77

Dieser Artikel ist im BIORAMA #77 erschienen

Biorama abonnieren

VERWANDTE ARTIKEL