»Schaufenster in der Landeshauptstadt«

Das erst 2013 errichtete »Glashaus« in Linz-Urfahr wird zur Biomarkthalle umgebaut. Arbeitstitel des ambitionierten Projekts: »Bio Austria Flagshipstore«

Die Biomarkthalle in Linz
Jeden Freitag soll es unter dem Vordach der Biomarkthalle am Linzer Grünmarkt-Gelände auch einen Biowochenmarkt geben. Dort sollen Bäuerinnen und Bauern Obst, Gemüse und Spezialitäten direkt vermarkten. Bild: Harald Dostal.

»Kein Bioladen« soll es sein, stellt Michael Schmid klar. »Alle Bäuerinnen und Bauern bekommen ein Gesicht.« Man wolle die Geschichten hinter den angebotenen Produkten erzählen, die regionale Vielfalt erlebbar machen, sagt er. Ganz ohne Zwischen- und Großhandel soll die zentral in der Nähe des Linzer Donauufers gelegene Markthalle zum Missing Link zwischen KonsumentInnen und ErzeugerInnen werden.

Markt und Gastro unter einem Glasdach

Michael Schmid, weithin bekannt als umtriebiger Betreiber des mittlerweile geschlossenen Gasthaus Kleebauer in Altenfelden, ist das Mastermind hinter dem Projekt Biomarkthalle. Den ganzen Sommer und Herbst über hat der Mühlviertler mit der Stadt Linz und Bio Austria Oberösterreich verhandelt. Die Landeshauptstadt hat Letztere – also den Verband der meisten oberösterreichischen Biobetriebe – kontaktiert und gefragt, ob man nicht das leer stehende Marktgebäude am Grünmarktgelände im Stadtteil Urfahr als Biomarkt betreiben wolle. Das Gebäude war erst 2013 errichtet worden, hatte sich als konventionelle Markthalle mit mehreren Kojen verteilt auf 180 Quadratmeter aber nicht behaupten können. So einigte man sich nun auf ein Konzept, welches Marktangebot und Gastronomie verbindet. Die Stadt finanziert den nötigen Umbau, vom Land und vom Bund werden die üblichen Förderungen abgerufen. Nicht nur die leer stehende Immobilie, auch der Stadtteil soll durch die Biomarkthalle wiederbelebt werden.

Michael Schmid, Biobauer, Fleischsommelier und Geschäftsführer der Linzer Biomarkthalle.

Michael Schmid,
Biobauer, Fleischsommelier und Geschäftsführer der Linzer Biomarkthalle.
bioernstl.at
Bild: Tom Mesic.

Produkte des Umlands in der Stadt

»Wir werden ein sehr breites Sortiment an heimischen Produkten anbieten«, verspricht Michael Schmid. »Es ist wirklich nur ein Arbeitstitel, aber das Projekt läuft unter dem Namen ›Bio Austria Flagshipstore‹.« Der Bioverband möchte mit der Markthalle ein »Schaufenster in der Landeshauptstadt« haben, sagt Obmann Franz Waldenberger. 2500 Betriebe zählt sein Verband in dem Bundesland. »Unsere Vision ist es, einen direkten Kontakt zwischen der städtischen Bevölkerung und unseren Biobäuerinnen und Biobauern schaffen zu können.« Außerdem soll die Markthalle den Mitgliedern auch weitere Absatzmöglichkeiten erschließen. Im Vorbeigehen möchte man den Einkaufenden auch die Mehrwerte der Bioproduktion vermitteln: wie der Biolandbau Biodiversität ermöglicht, wie er Wasser und Boden schützt, um wie viel besser es Tieren in der Biolandwirtschaft geht; und – aus Sicht der Stadtbevölkerung am wichtigsten – welch Delikatessen und handwerkliche Spezialitäten dabei erzeugt werden.

»Schöne Schinken, gute Weine«

Schmids Anspruch ist durchaus auch kulinarisch. Er arbeitet an einem »lässigen Sortiment, das es so in Linz nicht an jeder Ecke gibt«. Bio solle da gar nicht groß im Vordergrund stehen. Eher die Leckerbissen und das Rahmenprogramm. Auch als Fleischsommelier möchte er eine Lücke schließen, weil es kaum Bioläden mit einem vernünftigen Spezialitäten- und Frischfleischsortiment gebe. »Wir werden vor Ort Schweine- und Rinderrücken reifen, es soll Dry-Aged- und tolle Käseprodukte geben, schöne Schinken, gute Weine«, schwärmt er. Jeden Freitag ist auf der überdachten Freifläche um die Halle zusätzlich ein Biowochenmarkt geplant, auf dem ProduzentInnen ihre Erzeugnisse anbieten können.

Take-away-Menüs aus der Seminarlocation

»Klares Herzstück wird aber innen drin in der Halle die riesengroße Schau- und Seminarküche sein«, sagt Schmid. Täglich werden darin als lokales Gastroangebot zwei Mittagsmenüs zubereitet: eines vegetarisch, eines mit Fleisch. Schwerpunkt: Take-away. Die Küche soll auch zur Verarbeitung genutzt werden. »Wir werden gezielt auch Produkte von Bäuerinnen und Bauern kaufen, die nicht selbst direkt vermarkten. Wir übernehmen das für sie – indem wir etwa ganze Tiere verarbeiten und z. B. Leberknödel verkaufen.«
Die Eröffnung ist irgendwann zwischen März und Mai 2021 angedacht – je nachdem, was der Coronawinter möglich macht. Dann werden, hoffen Michael Schmid und die Stadt Linz, auch die TouristInnen wieder in Linz vorbeischauen. Auch SchiffstouristInnen, die in Linz an Land gehen, und BesucherInnen des nahen Ars Electronica Center möchte die Markthalle gezielt ansprechen. »Keine Frage«, stellt Michael Schmid klar, »wir wollen Oberösterreich als Bio produzierendes Land auch international präsentieren.«

Erstentwurf der Innengestaltung der Biomarkthalle in Linz.
Besucht soll die Biomarkthalle nicht allein wegen der Bioprodukte werden, sondern ob der Spezialitäten und des Gesamterlebnisses im »Glashaus«. Dieser Erstentwurf der Welser Ladenmanufaktur Schweitzer zeigt die Innengestaltung der Feinkosttheke sowie der Schau- und Seminarküche. Bild: Ladenbau GmbH.

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