Erste Hilfe: Isn’t there an app for that?

Bild: ÖRK/LV Kärnten/Marco Riebler

Bild: ÖRK/LV Kärnten/Marco Riebler

Am 13. September 2014 ist Welt-Erste-Hilfe-Tag. Ursula Fraisl und Gerald Czech vom Roten Kreuz erklären, warum es keine App für Erste Hilfe gibt. 

Apps begleiten uns durchs Leben: Ich habe eine iGrill-App, die mir die Kerntemperatur meines Grillgutes auf den Tab überträgt und coole Temperaturgraphen macht. Zum Laufen habe ich ebenfalls eine App, die beim Joggen Kilometer, Höhenmeter und Kalorien zählt und meine Leistung mit der von anderen vergleicht. Währenddessen läuft eine Streaming-Music-App, damit ich auch den richtigen Trab habe. Und wenn mir danach wieder übel wird, habe ich eine App, die meine Blutdruckdaten verwaltet und dem Arzt in hübschen Grafiken aufbereitet.

Es gibt sie zum Eierkochen, zum Sporteln, zum Daten jedweder Orientierung, um ein Auto zu mieten, ein Hotel zu finden und zum Kofferpacken. Eine, um den optimalen Zeugungszeitpunkt zu finden oder zur Verhütung nach dem Vatikanischen Roulette und ja, es gibt sogar eine Wehen-App, um den richtigen Moment abzupassen, um ins Spital zu fahren. Sozusagen eine Logistic-Supply-Chain, die komplett vom iPhone abgedeckt werden kann. Warum also keine neue Erste-Hilfe-App des Roten Kreuzes?

Bild: ÖRK/Alexander Seger

Bild: ÖRK/Alexander Seger

Wir im Roten Kreuz betreiben das größte Webportal im NGO-Bereich, haben gerade eine erfolgreiche Jugendkampagne #getsocial mit Social-Media-Schwerpunkt umgesetzt und sind für Neues, Lustiges und Praktisches im Web immer zu haben. Aber gerade das Beispiel mit der Wehen-App beweist, dass es Situationen gibt, in denen die digitalen Devices keine Unterstützung (mehr) bieten können. Da ist Hilfe gefragt, da ist menschlicher Verstand, Kontakt und Erfahrung notwendig und da gilt es, zu handeln. Unmittelbar und direkt, nicht virtuell.

Wegschauen ist falsch machen

Gerade in der Ersten Hilfe kann man nichts falsch machen, außer man tut gar nichts. Grundsatz Nummer eins ist hingehen, direkt helfen. Und wenn man dazu erst das Tablet oder Handy hervorziehen, nachlesen und sich dann erst recht nicht traut, vergehen möglicherweise wertvolle Minuten. Wertvolle Minuten, die vielleicht durch zufällig Gefundenes[1] noch verlängert werden. Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können. Leben und Tod eines Menschen, der uns nahesteht: Denn hauptsächlich betreffen Notfälle in unserer Umgebung die eigene Familie, Freunde oder Kollegen. Wichtig ist es, sich die Notrufnummer zu merken – in Österreich 144 – und beherzt zu helfen. Sofort, ohne App, old fashioned und hands-on. Dabei braucht man in Wirklichkeit nur drei Dinge zu wissen, und gleich fürs erste braucht man das Smartphone:

  1. Notruf 144 – die Leitstelle gibt Erste-Hilfe-Tipps und bleibt online bis die Rettung kommt.
  2. Nicht ansprechbar und atmet? Auf die Seite drehen.
  3. Nicht ansprechbar und keine Atmung? Auf den Rücken drehen und immer wieder schnell in die Mitte des Brutkorbs drücken.

Obwohl: Nur old fashioned sind wir auch nicht in der Ersten Hilfe: Man kann seit dem Sommer einen Teil des Kurses für den Führerschein jetzt auch bequem daheim am Sofa absolvieren.

Bild: OeRK/Markus Hechenberger

Bild: OeRK/Markus Hechenberger

Appetit auf Erste Hilfe ohne App? www.erstehilfe.at

 

[1] Wer braucht beispielsweise im Notfall die vier verschiedenen Formen der quantitativen Bewusstseinsstörungen im Falle eines reglosen Notfallpatienten, oder die juristischen Auswirkungen im Zivil- oder Strafrecht?

 

AD PERSONAM

Gerald Czech ist Leiter der Neue Medien und Ursula Fraisl arbeitet im Bereich Marketing und Kommunikation beim Österreichischen Roten Kreuz.

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