Reuse-Weihnachtsbaum-Stamm
Ein Weihnachtsbaum zum alle Jahre wieder Selberbauen.
Der Testbericht, die Kritik zur Installation eines Weihnachtsbaums, scheint ein ungewöhnliches Genre, ungewohnt ist jedoch nur ihre Verschriftlichung. Die Grundidee des Osnabrückers Keinachtsbaums jedenfalls ist simpel: Drei schön verarbeitete und sauber geschliffene Holzstücke werden zu einem Ständer geschraubt, auf diesen wiederum sich verjüngende Baumstammteile: Schrauben auf der einen, Gewinde auf der anderen Seite. Abhängig von der Weihnachtsbaumzielvorstellung schraubt man ihn sich mit geschätzten drei oder vier Teilen zu einer Höhe von einem Meter – oder man lässt ihn bis zu einer Höhe von 2,85 Metern modular weiterwachsen. So oder so ist dieser Teil in 5–10 Minuten erledigt.
Eigentlich könnte man jetzt aufhören, wo er am schönsten ist: ein Designobjekt aus geölter Esche, an dem man sich beim Aufstellen nicht mit Nadelbaumnadeln ins Auge gestochen hat, der keinen Dreck macht und an dem man, wenn man ein paar Stifte in die Bohrungen steckt, bestimmt auch einiges aufhängen kann. Glücklich, wer dazu die Flexibilität besitzt. Alle anderen entdecken nun die unterschiedlichen Größen der Vorbohrungen für die Äste, nehmen Tannengrün (in liberalen Haushalten wahlweise Fichtengrün) und entwickeln ein Gefühl dafür, welcher Ast in welches Astloch passt. Mit Schnitzmesser und Baumschere wird, was nicht passt, passend gemacht; wer das ganze als Familienspaß mit Kindern betreiben will, erledigt das Zuschneiden eventuell als Teil der Vorbereitung. Keinachtsbaumgründer Nico Stisser jedenfalls kennt seine stadtverwahrlosten Pappenheimer und schickt das passende Opinel-Messer im Testset gleich mit. Zehn Kilo Tannengrün und eine Stunde (oder im konkreten Testfall vom ersten Lebensjahr an durch Imitation erworbene weihnachtsbaumästhetische Zwänge bedingtes mehrfaches Umstecken der Äste selbverschuldete zwei Stunden) später blickt man von Pinosylvinduft eingelullt auf den Baum, den man gemacht hat. Und huldigt seiner, indem man stolz ein Foto verschickt. Die gewohnte Antwort beweist die Nähe zum gewachsenen Original aus dem Weihnachtsbaumwald: »Wild!«. Heißt natürlich: unsymmetrisch. Ja, wenn man da nur was machen könnte! Wer sich traut, kann nun! Der zweite Vorteil liegt auf der Hand: Wer nur Äste und Zweige abschneidet und nicht den ganzen Baum fällt, richtet weniger Schaden in der Natur an.
Wer Ideen für Geschenke unter dem Baum sucht, findet vielleicht bei unseren Geschenketipps Inspiration.