Redesign the market – Umgestaltung am Kaiser-Josef-Platz
Design meets Bauernmarkt: Im Rahmen des „Designmonat Graz“ wurde dem traditionsreichen Bauernmarkt am Kaiser-Josef-Platz ein Redesign verpasst. Etiketten wurden neu gestaltet, Verpackungen gebastelt, Leuchtkästen aufgestellt, Verkaufsflächen entworfen, Miniaturwelten geschaffen und Designer in Hirschkostüme gesteckt. BIORAMA hat Xaver Kettele, Organisator des einzigartigen Projekts, interviewt.
BIORAMA: Warum wurde gerade der Kaiser-Josef-Markt in Graz für dieses Projekt ausgewählt?
Kettele: Eigentlich wurde das Konzept für den Bolhoa Markt in Porto entwickelt. Dieser traditionelle Markt sollte einer Parkgarage weichen. Um das Bewusstsein für diesen Markt wieder zu erhöhen, sollten lokale DesignerInnen Konzepte aus vorhandenen Materialien für die meist armen VerkäuferInnen kreieren. Auf Grund diverser Hürden ist es aber leider nie zur Umsetzung gekommen. Glücklicherweise ist auch der Umbau zur Parkgarage nie passiert.
Wir glaubten aber an das Konzept glaubten und wollten es umsetzen, daher haben wir uns nach Alternativen umgesehen. Die meisten von uns stammen aus Graz, da hat es sich angeboten den Kaiser-Josef-Markt als Veranstaltungsort zu nehmen. Dieser Markt existiert seit mehr als 120 Jahren und zieht Personen aus allen Einkommens- und Alterschichten an. Der Kaiser-Josef-Markt ist – wie jeder Markt – ein Ort des Austausches und das wollen wir nutzen: den Austausch zwischen DesignerInnen und StandbetreiberInnen und weiterführend zwischen StandbetreiberInnen und ihren Kunden .
Wie waren die Reaktionen auf das Neudesign?
Die Kunden haben alle positiv auf die Veränderungen regiert und die liebevolle Ausarbeitung gelobt. Da es am Tag der Veranstaltung stark regnete war die Aufmerksamkeitspanne der Kunden leider eher kurz.
Interessanter waren die Reaktionen der anderen Standbesitzer. Das Interesse an der Aktion war sehr stark, obwohl im Vorhinein nicht alle Standbetreiber mitmachen wollten. Doch am Veranstaltungstag wurde alles genau hinterfragt und begutachtet, um zu sehen ob man sich selber was abschauen kann. Teilweise wurden die Veränderungen auch negativ aufgenommen, meist waren die teilnehmenden Bauern und Bäuerinnen aber so stolz auf ihre Neuerungen, dass sie diese auch tatkräftig verteidigten.
Worauf wurde bei den Designs besonders Wert gelegt?
Die Zugänge der Designer waren aber ganz unterschiedlich. Meist war das Ziel der Designer eine Verschönerung der Verpackung und der Präsentation. Meist wurde dazu auf klassische Drucktechniken zurückgegriffen. Es gab aber auch ganz andere Ansätze: Die drei Architekten von „Die Lieferanten“ zum Beispiel versuchten eine Verbindung zur Produktion zu schaffen und brachten ein Segel aus Flies, mit dem auch Gewächshäuser bespannt sind, über dem Marktstand an, während Tobias Zotter versuchte, die Landschaft in Miniaturform auf den Markt zu bringen. Was alle gemeinsam hatten war die Zusammenarbeit mit dem Bäuerinnen und Bauern um eine neue Perspektive zur Unterstreichung der Produkte und ihrer Qualität zu schaffen. Es gab Ansätze die alltagstauglicher waren als andere, aber jedes Konzept ist nennenswert.
Werden die Stände auch in Zukunft mit den neuen Designs arbeiten?
Es gibt 5 Stände, die die Konzepte der DesignerInnen weiterverwenden werden. Hier sind die DesignerInnen beauftragt worden die Konzepte für alle Produkte umzusetzen.
Wer waren die Designer, die in dem Projekt involviert waren und was war ihre Motivation?
Die Bandbreite der Designer reichte von jungen Studententeam Pipifein, über das Architektenteam „Die Lieferanten“, bis hin zu einigen kleinen renommierten Studios wie Wald und Schwert, 0717 oder auch Tobias Zotter der schon als Art Director bei Demner, Merlicek & Bergmann tätig war.
Einer der wichtigsten Motivationsfaktoren war sicher der Ort der Veranstaltung. Viele der Designer kaufen regelmäßig am Markt ein und haben deshalb auch eine besondere Verbindung dazu. Einige waren aber auch nur vom Konzept und der Möglichkeit etwas anderes auf einem so traditionellen Markt zu machen angetan. Gerade die geringen Vorgaben von unserer Seite und die Gestaltungsfreiheit waren große Anreize zum Mitmachen.
Wird es bald eine Veranstaltung mit ähnlichem Format geben?
Auf Grund des guten Feedbacks wird es sicher eine weitere Veranstaltung dieser Art geben. Da es in fast jeder Stadt traditionelle Marktplätze gibt, gibt es ja auch mehr als genügend Möglichkeiten. Das nächste Mal werden sich auch sicher auch mehr Standbetreiber finden, die teilnehmen wollen.
Photos: Alexander Rauch Photography