Fahrradautobahn für’n Ruhrpott
Das Internet liebt die Idee eines 100km Radwegs durch das Ruhrgebiet. Aber was hat es mit dem Plan wirklich auf sich?
Autobahnen gehören zur deutschen Identität. Irgendwie. Man darf auf ihnen stellenweise so schnell fahren, wie es das Auto hergibt, sie wurden von Kraftwerk in der elektronischen Populärkultur verewigt, und sie mussten in fragwürdigen politischen Diskussionen schon so manches Mal als die eine wirklich gute Idee Hitlers herhalten – obwohl Idee und Name weder von Hitler noch aus dem Dritten Reich stammen.
Weltweit findet die Idee Beachtung, ein paar Großstädte des Ruhrgebiets per Fahrradweg zu verbinden. „Germany to get bicycle Autobahns“ heißt es bei Treehugger. Bored Panda behauptet: Germany Opens Part Of A 100 Km Bicycle Superhighway“ und zeigt dazu ein Bild der Deutschen Alpenstraße, irgendwo zwischen Bodensee und Königssee. Das ist zwar weit weg vom Ruhrgebiet, aber auch schöner. The Verge verzichtet beim Superhighway auf ein Bild von Superlandscape.
Alles was wir über die deutsche Fahrradautobahn wissen
Es geht um RS1 – den Radschnellweg Ruhr, der Duisburg, Mülheim, Essen, Bochum, Dortmund, Unna und Hamm verbinden soll. Allein in diesen sieben Städten leben über 2,4 Millionen Menschen, oder drei von 100 Deutschen. Mit dem RS1 soll der Ballungsraum mit viel Mobilität für wenig Geld versorgt werden. Dabei folgt der Regionalverband Ruhr Beispielen aus London, Amsterdam und Kopenhagen, wo es bereits Pendlerlinien gibt, die an die Bedürfnisse von Radfahrern angepasst sind. Der Schnelle und direkte Weg mit dem Fahrrad ins Zentrum – oder auch in mehrere Zentren – soll durch Radschnellwege erleichtert werden.
Im Ruhrgebiet – wo traditionell viel im Stau gestanden wird, so als gehöre es zur vielbeschworenen Industriekultur, Wartezeit im Auto zu verbringen – soll der Fahrradhighway Menschen vom Umstieg vom Auto aufs Rad animieren. Seine Streckenführung ähnelt derjenigen der Autobahn A40.
Neue Standards für Radwege
Der RS1 soll weitgehend kreuzungsfrei errichtet werden, und das mit breiten Fahrstreifen in beide Richtungen. Er soll beleuchtet werden, und auf ihm soll es einen Winterdienst geben. Damit er auch wirklich Sinn macht und von den Bewohnern der Metropole Ruhr angenommen wird, sind die angrenzenden Städte und Gemeinden in die Planung eingebunden. Schließlich müssen die Radweg-Netze in den Städten der Region auch nahtlos an den RS1 anknüpfen.
Zwischen Mühlheim an der Ruhr und Essen ist der RS1 schon seit Ende November 2015 befahrbar.
Alle Infos zum Radschnellweg Ruhr gibt es unter www.rs1.ruhr.