Paradl fahren – Am Sonntag ist Radparade
In wenigen Tagen darf wieder munter und ungestört auf der Wiener Ringstraße geradelt werden. Wir haben mit Alec Hager, den Sprecher der Radlobby Wien und Mitorganisator der Wiener Radparade gesprochen. Über die Anfänge, das Rahmenprogramm der Radparade und die (nicht nur positive) Rolle der Medien.
BIORAMA: Warum habt ihr die Radparade ins Leben gerufen?
Hager: Wir wollten den Wienern ein Gefühl davon geben, wie es ist wenn man – gemeinsam mit der Familie und FreundInnen, ob Alt oder Jung – sicher und entspannt über den Ring radeln kann. Also eine umweltfreundliche, fröhliche Nutzung eines Raums, der sonst von Autos beherrscht wird. Und damit das Radfahren feiern. Vorbild dafür sind zum Beispiel die „Ciclovias“ in Bogota, wo 120 km Straßen jeden Sonntag freigegeben werden fürs Rad. Das wär auch was für Wien!
Ist die Radparade heute noch so relevant wie vor 5 Jahren?
Als gemeinsamer Radstart in den Frühling ist die Parade immer relevant und sie wird immer breiter angenommen. Es bilden sich eigene Initiativen, wie heuer zum Beispiel die „Superheroes“, die im Kostüm mitradeln und neue Spaßaspekte beisteuern. Oder auch die zahlreichen Soundmobile.
Der Ring ist ja den Autofahrern heilig. Für die Radparade wird er an einem Tag für Autos gesperrt. Gibt es viel Kritik beziehungsweise auch mal welche, die unter die Gürtellinie geht?
Eigentlich ist durch den Sonntasgtermin und die grundsätzlich positive Stimmung der Radparade wenig Kritik spürbar. Schöne Werbung fürs Radfahren eben!
Das Fahrradthema allgemein polarisiert ja in Wien ziemlich. Habt ihr das Gefühl, dass die Akzeptanz für Radfahrer seit ihr dieses Event organisiert eher zu- oder abgenommen hat?
Das Thema würde ich in größerem Zusammenhang betrachten – es sind ja viele Events und Initiativen gesetzt worden, um Radfahren aus dem Winkerl zu holen, und wir merken dass die Akzeptanz für Radverkehr generell im letzten Jahrzehnt stark zugenommen hat. Dementsprechend hat aber auch die Gegenbewegung in Boulevardmedien, wo verschiedenste Interessen dazu führen, dass der Abkehr vom Automobilstau gegengeschrieben werden wird, zugenommen – eine Art Erfolgsbeweis. Eine Mobilitätswende ist eben nicht ohne Widerstände im überholten System zu haben.
Waren Räder dabei, die euch bis heute nicht aus dem Kopf gehen?
Viele! Vor allem die selbst geschweißten Tallbikes. Aber am meisten wohl die Reiter auf Kartonfahrradpferden vor zwei Jahren!
Was waren, abgesehen von den Fahrrädern, die Highlights der letzten 5 Jahre?
Das Musikprogramm trägt viel dazu bei, dass die Parade so positiv ist: Von der ersten Parade 2011, wo die MusikarbeiterInnenkapelle noch auf Lastenrädern musizierend mitfuhr, bis zum bunten Programm heuer mit Platzkonzert vor dem Burgtheater, Dudelsack, brasilianischen TrommlerInnen und fetten Bläsersounds.
Seid ihr bereits dabei die darauf folgende zu organisieren, oder habt ihr dann erst einmal Pause?
Wir haben nie Pause! Als nächstes folgt im Eventkalender das fünfte Wiener Fahrradpicknick im Prater, die Critcial Mass feiert 10 Jahre Jubiläum und im Herbst kommt die erste Wiener Fahrradschau. Dazwischen kümmert sich die Radlobby natürlich um die Radverkehrsanliegen, da gibt es in Wien genug zu verbessern.
Wann hat die Radparade ihren Zweck erfüllt? Würdet ihr in diesem Fall damit Aufhören?
Da die Parade den Hauptzweck hat, Radfahren als bestes urbanes Verkehrsmittel fröhlich zu feiern, gibt es eigentlich keinen Grund zum Aufhören. Selbst wenn der Ring irgendwann autofrei sein sollte, kann die Parade dann um so besser und länger rollen!
Die nächste Radparade findet am Sonntag dem 3. April, von 11 bis 18 Uhr, statt. Hier geht es zum Facebook-Event. Also rauf aufs Rad und nichts wie hin.