Als Neuling auf dem Puch E-Bike
Die erste Woche auf einem E-Bike sorgt für einige Lern-Momente. Und eine Beschäftigung mit der Geschichte des Waffenrads.
Mit dem Puch E-Waffenrad ist dem Hersteller, der eigentlich nur aus einem Namen besteht, ein ziemlicher Wurf gelungen. Die Marke Puch war schon quasi tot und wurde in den 80ern an Piaggio verkauft. Seit 2011 wird sie nun von Faber wieder betrieben. Faber selbst ist dabei in erster Linie der erfolreiche Importeur von Vespa, Piaggio oder auch Moto Guzzi und damit erklärter Zweirad-Fan. Und lässt eben seit ungefähr 2011 oder 2012 wieder Räder unter der Marke Puch herstellen. Und zwar vom belgischen Unternehmen Cyclo Europe – in Polen.
Nicht ganz unähnlich zu Vespa hat auch Puch einen traditionsbewussten Namen, der gern mit nostalgischen Gefühlen aufgeladen wird. Dabei ist die Typenbezeichnug Waffenrad vom Start weg ein bisschen unglücklich. Gemeint sind damit nämlich Räder, die unter einer Lizenz der britischen Swift-Räder seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für den zivilen Bereich in Friedenszeiten von der Österreichischen Waffenfabriks-Gesellschaft (dazu gehören unter anderem Puch und Steyr) hergestellt wurden.
Nachdem das klassische Waffenrad kürzlich wiederbelebt wurde, gibt es nun seit heuer mit dem E-Waffenrad eine neue Variante. Die Motorenwahl fiel dabei auf den ziemlich neuen Shimano-Steps Antrieb, der relativ leise und angenehm fließend die Trittbewegung mittels Mittelmotor unterstützt. Der Akku ist im Gepäckträger untergebracht und sobald die motorische Unterstützung zugeschalten ist, stehen drei Modi zur Verfügung, die Fahrern unterschiedlich stark helfen: Eco, Norm und Hoch. Allerdings nur bis 25 km/h – dann schaltet sich der Motor wieder weg. Eine Bedingung der Straßenverkehrordnung. Darüber hinaus verfügt das Rad über eine 8-Gang-Schaltung. Wie üblich braucht man davon im städtischen Normalbetrieb maximal 3.
Als Neuling auf dem E-Bike fallen aber zuerst einmal andere Dinge auf:
- Der Motor und die Gangschaltung haben keine Automatik. Wer schnell starten will, dann aber gemütlich fahren, muss doch immer wieder in den verschiedenen Modi umrühren.
- In der ebenen Stadt fährt man überraschend oft über 25 km/h und damit ohne Motorunterstützung.
- So ein Rad mit inklusive Akku 23kg ist beim Tragen (in Keller oder Abstellräume) doch schwer.
- Ja, die Motorunterstützung macht weniger faul und man fährt mehr mit dem Rad.
Vielleicht gerade als Nicht-Auskenner fallen einem an dem Rad wenig Schwächen auf. Das Design punktet mit nostalgischen Verweisen. Die Verarbeitung wirkt hochwertig. Die Unisex-Ausführung gefällt von der Idee, wirkt sich aber nicht auf alle Körpergrößen ergonomisch Vorteilhaft aus: Kleine Menschen langen mit den Füßen schwer auf den Boden, großen ist der Lenker vielleicht doch ein bisschen nah. Trainierte Vielfahrer greifen wohl sowieso selten zum E-Bike (sie hätten auch wenig vom Motor). Praktisch erweist sich das Rad bei weiteren Strecken und seinen größten Vorteil spielt es bei Bergauffahrten aus, die es zum Kinderspiel macht.
Rund 2.500 Euro Listenpreis sind eine Menge Geld. Nach allem was wir herausfinden und testen konnten, liegen jene, die gern ein E-Bike wollen, mit dem E-Waffenrad aber ziemlich richtig.