Precycling ist besser als Recycling

Bild: Kiezladen Blank

Bild: Kiezladen Blank

Immer mehr kleine Lebensmittelgeschäfte widmen sich einem neuen Konzept: dem Precycling. Sie wollen Müll vermeiden und bieten daher ihre Lebensmittel ohne Verpackung an.

Einkaufen ohne Verpackung ist unseren Großeltern noch gut in Erinnerung: die einzelne Manner-Schnitte, der in Zeitungspapier eingewickelte Fisch, früher gang und gäbe, heute kaum mehr zu sehen. Die Precycling-Bewegung will diese unverpackte Art des Einkaufens wieder zurückbringen und dadurch zur Vermeidung von Verpackungsmüll beitragen. Die Idee: Lebensmittel wie Nudeln, Kaffee oder Tee werden in großen Behältern, sogenannten Bulk-Systemen, angeboten, man erhält die Ware in loser Form und bezahlt nach Gewicht. Transportiert wird sie in Papiertüten oder selbst mitgebrachten Gläsern, so entstehen kaum Abfälle. Man kann außerdem genau die Menge kaufen, die man benötigt, so wird auch dem Wegwerfen von Lebensmitteln vorgebeugt.

Bild: BIORAMA

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Neuer Begriff, bewährtes Konzept

Der englische Begriff „Precycling“ vereint zwei Elemente der traditionellen Abfallhierarchie „reduce, reuse, recycle“ – einerseits die Reduktion des anfallenden Mülls (reduce), andererseits die Wiederverwendung von Vorhandenem (reuse). Das Wort nutzt einerseits die Popularität des Recycling-Konzepts für sich, hinterfragt es aber gleichzeitig. Denn Recycling braucht oft viel Energie und zumeist geht dabei ein Teil des Rohstoffes für immer verloren. Die Vermeidung von Abfällen sollte also Priorität haben, denn:

Einfach, zweifach, dreifach verpackt

2013 sammelte die Altstoff Recycling Austria (ARA) in Österreich 835.500 Tonnen Verpackungen ein, das entspricht in etwa dem Gewicht der Golden Gate Bridge in San Francicso. Immerhin 86% Prozent davon wurden recycled, Österreich ist seit Jahren im EU-Spitzenfeld was die Recyclingquoten angeht. „Wellpappe zum Beispiel wird mittlerweile mehr als zehn Mal wiederverwertet“, so Hubert Marte, vom Forum Wellpappe Austria. Sowohl er als auch Christoph Scharff, Vorstand der ARA, heben hervor, dass es in Österreich bereits enorme Bemühungen zur Abfallvermeidung gibt: „Während sich das Bruttoinlandsprodukt seit 1991 um 52% erhöht hat, ist der Verpackungsverbrauch unverändert geblieben“, sagt Scharff. Und dennoch, bald könnten auch unverpackte Äpfel im Supermarkt aus Hygienegründen nicht mehr erlaubt sein, betont Marte.

Nackt und natürlich einkaufen

Dagegen wollen die „Precycler“ ankämpfen: „Es ist doch erstaunlich, was nach jedem Einkauf so alles im Müll landet“, so Sara Wolf zur Berliner Zeitung. Ihr Start-up Original Unverpackt soll der erste Supermarkt ohne Einwegverpackungen werden. „Wir versuchen Müll in der kompletten Lieferkette, vom Erzeuger bis zum Verbraucher, zu vermeiden. Das Wegfallen von Einwegverpackungen hat den Vorteil, dass wertvolle Ressourcen wie Wasser und Erdöl, die für die Produktion notwendig sind, eingespart werden“, heißt es auf der Website. Das Team von Original Unverpackt verlässt sich bei der Umsetzung auf Crowdfunding, wie auch das Start-up Kiezladen Blank, und das sehr erfolgreich, die Menschen sind begeistert vom Konzept des Precycling.

In Wien kann man bereits seit Jänner in Lunzers Maß-Greißlerei unverpackt einkaufen. Wir konnten im Rahmen einer Lesersafari „nackte“ Äpfel, verschiedene Tees und Gewürze bei Inhaberin Andrea Lunzer erstehen. Die Greißlerei wurde dafür vor Kurzem mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet. „Es geht darum einen anderen Weg aufzuzeigen“, so Lunzer zu BIORAMA, „man muss sich überlegen ‚Wo kann ich die Verpackung weglassen, geht’s auch ohne?‘ Ein Apfel braucht  keine Verpackung.“

Bild: BIORAMA

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Einsparungspotenzial

Aber auch wer meist im Supermarkt einkauft, kann Verpackungsmüll vermeiden, dazu ein paar Tipps von BIORAMA:

  • Lose ist besser als abgepackt. Lieber unverpacktes Brot, Obst und Gemüse mitnehmen.
  • Frisch kochen ist besser als verpackte Fertiggerichte kaufen. Logisch!
  • Leitungswasser ist besser als Wasser in Plastikflaschen. Wer Kohlensäure will, sollte lieber Mehrweg-Glasflaschen oder gleich eine Sodamaschine kaufen.
  • Theke ist besser als Kühlregal. Wurst und Käse lieber an der Theke kaufen, dort wird meist sparsamer verpackt.
  • Einfach ist besser als dreifach. Produkte vermeiden, die mehrmals verpackt sind.
  • Eine große Verpackung ist besser als viele kleine. Dinge, die man öfter braucht und die sich lange halten lieber in Großpackungen kaufen.
  • Mehrweg-Glas ist besser als Dosen. So verursacht zum Beispiel Dosenbier dreimal so hohe CO²-Emissionen wie Bier in der Glas-Mehrwegflasche. Mehrweg-Glasflaschen können bis zu 40 Mal wieder befüllt werden.
  • Stoff ist besser als Plastik. Lieber mit einem Stoffbeutel einkaufen gehen, statt immer ein neues Sackerl zu kaufen. Generell gilt: Dinge möglichst öfter verwenden!

Mehr Infos zum Thema Verpackung gibt’s auch in BIORAMA Nummer 17.

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