Pfui, Spinne?

(c) Gerstenberg Verlag

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Wenn sie nicht so viele dieser drahtigen, langen Beine hätten. Und nicht diese beinah unsichtbaren Netze spinnen würden, in denen sie auf hinterhältige Art und Weise ihre Beute fangen. Wenn die Vorstellung, sie könnten über den eigenen Kopfpolster krabbeln, nicht gar so schauderhaft wäre. Ja, dann gäbe es vermutlich einige Arachnophobiker weniger.  Denn es gibt fürwahr viel Verblüffendes über sie zu erfahren, über die Spinnen, es sind faszinierende Tiere. Ein ganz neues Sachbilderbuch ist fürs Erste Beweis genug und zwei Geschichten aus kleinen Verlagen zeigen, dass sich Spinnen als Protagonistinnen eignen.

Ein ausgesprochen kostbares Sachbilderbuch ist der im Gerstenberg Verlag neu erschienene Titel „Schau mal, eine Spinne!“. Auf den wunderbar eindeutig illustrierten Seiten erfährt man so einiges über die kleinen Tierchen – und das ist so viel mehr als das, was man für gewöhnlich über Spinnen weiß. Für den Einstieg in das Thema wurde eine Situation gewählt, in der ein Kind ein im warmen Licht der Abendsonne wie Seide glänzendes Spinnennetz entdeckt. Mittendrin sitzt eine Kreuzspinne. Hinter einer Klappe erfährt man dann, dass Kugelspinne, Baldachinspinnen, Bodentrichterspinnen und Wasserspinnen ganz unterschiedliche Netzte bauen. Der Aufbau des Buches folgt diesem Schema. Zuerst eine Doppelseite mit Bild und knappen Erklärungen dazu, meist mit der Aufforderung, genauer hinzusehen. Dann eine Klappe, unter der Details erklärt werden. Wie werden Spinnfäden gesponnen und wie kommt dieses faszinierende Radnetz der Kreuzspinne zustande? Wie werden die Beutetiere gefangen und gefressen? Und wozu hat die Spinne acht Augen? Diese und noch viele, viele andere Fragen werden beantwortet. Und ganz zum Schluss erhält man Tipps für das Erstellen eines Forschertagebuchs und eine Vorlage für einen Steckbrief. So darf man sich ein gelungenes Sachbuch für Kinder vorstellen.

(c) Gerstenberg Verlag

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„Schau mal, eine Spinne!“ von Bärbel Oftring und Isabel Müller ist im Gerstenberg Verlag erschienen. 32 Seiten. Für Kinder ab 4 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: Gedruckt auf Papier aus verantwortungsvollen Quellen (FSC-Mix Label)
Druck:

Tien Wah Press (Malaysia)

(c) neuDENKEN Media

(c) neuDENKEN Media

Der Verlag neuDENKEN Media wirbt damit, wertvolle Bücher für Kinder und deren Zukunft zu produzieren. Für den Titel „Die Spinne Lilo“ wurden Farben auf Pflanzenölbasis, 83 % Recyclingpapier und Lack auf Wasserbasis verwendet, der Klebstoff ist frei von Lösemitteln. Außerdem wird das Buch zur Gänze in Deutschland hergestellt. Warum das alles? „Um unsere Welt für uns, unsere Kinder und weitere Generationen lebenswert zu machen und zu erhalten, müssen wir lernen, nachhaltig zu denken und danach zu handeln. Wir, die neuDENKEN Media, gehen das dringlichste Thema unserer Zeit an. Bewältigen Hürden, die oftmals unüberwindbar scheinen, und bewegen uns in einem ständigen Streben nach den höchsten ökologischen Maßstäben immer weiter voran. Wir wollen mit bestem Gewissen ein Kinderbuch erstellen, etwas zum Klimaschutz beitragen, und gleichzeitig die Zukunft vieler nachfolgender Generationen sichern.“ Klingt alles gut, ist auf jeden Fall ein guter Ansatz. Von den Unternehmungen einer kleinen Spinne, der an der Zimmerdecke langweilig geworden ist, erzählt die Geschichte. Am Spielplatz spinnt Lilo ihr schönes Netz, im Dschungel schaukelt sie von Blatt zu Blatt und im Apfelbaum lauert sie ihrer Beute auf. Als ein tollpatschiger Igel unabsichtlich ihr kunstvolles Netz zerstört, ist klar: Lilo kann es in kürzester Zeit wieder neu weben. Ganz fasziniert beobachtet ein Junge namens Max die Spinne, die zu seiner Freundin geworden ist. Max fordert die kleinen Leserinnen und Leser dazu auf, genauer hinzusehen und auch kleine Tiere wie Ameise, Wurm und Raupe geduldig zu beobachten. Eine nette, unaufregende Geschichte. Die Bilder, die mit Wachsmalstiften gestaltet wurden, sind gewöhnungsbedürftig, könnten Kindern aber gefallen. Die Botschaft jedoch ist nicht ganz zufriedenstellend: Lilo ist lieb, fleißig und hübsch. Nützlich ist die Spinne, weil sie Mücken fängt – die uns dann nicht mehr stechen können.

(c) neuDENKEN Media

(c) neuDENKEN Media

„Die Spinne Lilo“ von Jennifer Straß und Marion Klara Mazzaglia ist bei neuDENKEN Media erschienen. 22 Seiten. Für Kinder ab 0 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: 83 % Recycling-Papier
Druck und Bindung:

Sachsendruck Plauen GmbH (Deutschland)

(c) Papierfresserchens MTM-Verlag

(c) Papierfresserchens MTM-Verlag

Die farbenfrohen Illustrationen aus dem Buch „Vera, die kleine Veggie-Spinne“ aus dem kleinen Papierfresserchens MTM-Verlag sind natürlich auch Geschmacksache. Schon die erste Zeichnung ist aber verstörend: Hier sitzen fünf angekleckerte Untiere an einem Tisch und futtern eine rote, undefinierbare Speise. Der Text klärt auf, dass es sich um Blutklöße handelt. Und nach der Lektüre des Textes rücken die eigenartigen Bilder sowieso in den Hintergrund. Vera, eine der kleinen Spinnen, hat angewidert beschlossen, nichts Tierisches mehr zu essen. Die Blutklöße sowie die toten Fliegen und Käfer in der Vorratskammer entsetzen sie zutiefst – aber etwas anderes bekommt Vera von ihrer Mutter nicht angeboten. Mit knurrendem Magen muss die kleine Spinne zu Bett gehen und die nächsten Tage überstehen. Trotz ihrer Kraftlosigkeit kann sie eine Fliege aus dem Netz einer anderen Spinne retten, und bald freunden sich viele Tiere mit Vera an. Sie wird immer hungriger und schwächer, schließlich schmeckt ihr aber eine Himbeere, die ein Mistkäfer gepflückt hat. Und plötzlich sind auch die Mutter und die Geschwister verständnisvoll und akzeptieren, dass Vera Vegetarierin ist. Geschichten für Kinder dürfen selbstverständlich – und gerne – Fiktionales beinhalten, aber hier wird grundlegend Falsches vermittelt. Diese Tiere, vor denen sich ohnehin viele fürchten, fressen ekeliges Zeug, obwohl sie sich genauso gut ausschließlich von Pflanzen ernähren könnten. Ist es wirklich notwendig, die Natur inkorrekt darzustellen, um Kindern die Beweggründe für vegetarische Ernährung näherzubringen?

(c) Papierfresserchens MTM-Verlag

(c) Papierfresserchens MTM-Verlag

„Vera, die kleine Veggie-Spinne“ von Udo Franke ist in Papierfresserchens MTM-Verlag erschienen. 32 Seiten. Für Kinder ab 7 Jahren.

Blickpunkt Umweltschutz und Nachhaltigkeit:

Papier: keine Angabe
Druck: AJS Vilnius (Litauen)

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