Bemüht frech: „Peter Hase“
Ungewöhnlich sarkastisch für einen Familienfilm: „Peter Hase“ ist sorgsam produziert, überzeugt aber nicht ganz. Neu im Kino
Wäre Peter Hase ein Mensch, dann würde ihn der alte McGregor wohl einen „Rotzlöffel“ schimpfen. So aber droht McGregor, wenn Peter wieder in seinem Garten Tomaten und Gurken wildert, ihm: „Wart nur, ich werde Pastete aus dir machen, und dann landest du auf meinem Teller.“ Zwar lacht Peter, der Hase, den Alten dafür aus, aber er findet das auch ziemlich ungerecht. Denn immerhin haben seine Vorfahren, eine alteingesessene Hasenfamilie, schon lange hier Grünzeug gefuttert, bevor die Menschen mit ihren Häusern und Gärten die Tiere verdrängt haben. Verständnis hat nur die Hobbymalerin Bea (Rose Byrne), sie sagt: „Die Wildtiere waren zuerst da, wir Menschen sind die Nachzügler.“ Und wenn es regnet, dann dürfen sich Peter Hase und seine Geschwister bei ihr im Wohnzimmer das Fell trocknen.
„Peter Hase“ ist ein (etwas bemüht) frecher Film, der den kleinen Hasen bunte Jacken übergezogen hat und sie als die witzigeren und besseren Menschen präsentiert. Zumindest aus Sicht der Künstlerin Bea. Bis der alte McGregor stirbt und mit dem Einzug von dessen umtriebigen, neurotischen Neffen Thomas (Domhnall Gleeson) die Eskalationsspirale effekttechnisch nochmal ordentlich nach oben gedreht wird. Irgendwann ist dann auch Sprengstoff im Spiel. Doch die anarchisch-kindliche Kraft der bedenkenlosen Zerstörung, wie sie etwa Stan Laurel und Oliver Hardy betreiben, fehlt hier. „Peter Hase“ wirkt immer ein bisschen gebremst, ein Film, der wild auftreten möchte, aber dann doch nicht auf gute Stimmung und pädagogische Botschaften verzichten möchte. (Anders als der inhaltlich ähnlich gelagerte aber von krassen Dynamiken angetriebene „Furry Vengeance“ / „Reine Fellsache“, 2010, in dem die Waldtiere einen Immobilienmakler in die Flucht schlagen.)
Zwar bietet „Peter Hase“ Charaktere auf, deren (britisch gefärbter) Sarkasmus für einen Familienfilm zuweilen erstaunlich ist. Doch zugleich streben diese Charaktere in alle Richtungen auseinander. Dass die nette Künstlerin den unsympathischen Londoner Thomas liebt, halten die Hasen zurecht für ein Mißverständnis. Sie selbst werden durch die aufkeimende Liebesgeschichte aber vorübergehend an den Rand gedrängt, statt das Geschehen voranzutreiben und ihren Garten zurückzuerobern. Ohne dass sie es merken, werden sie plötzlich in eine unglückliche Sache verwickelt und sollen eine schiefe Romanze reparieren. Und auch wenn „Peter Hase“ ein Film ist, der eine Agenda hat (der mit Ernährungs- und ökologischen Themen aufhorchen lässt), ist es seltsam, dass der Hasenclan durch Peter und seinen dicken Bruder den Ton angibt, während den Schwestern nur die Statistinnenrolle bleibt. Dennoch, insgesamt eine sorgsam produzierte Arbeit, bei der etwa die Animationsästhetik der Hasen durch den Look alter Zeichentrickfilme erweitert wird, wenn Peter sich an seine Eltern erinnert und das Leben von früher, als er die Welt noch aus Kinderaugen betrachtet hatte.