Palmöl boykottieren bringt’s auch nicht

Palmöl-Mühle in Sepang, Malaysia. Bild: Marufish, Flickr, CC BY-SA 2.0

Palmöl-Mühle in Sepang, Malaysia. Bild: Marufish, Flickr, CC BY-SA 2.0

Das Öl der Ölpalme Elaeis Guineensis ist eine der gebräuchlichsten Rohstoffe, kommt in unzähligen Nahrungsmitteln und Kosmetika zum Einsatz. Gleichzeitig ist das tropische Exportgut ziemlich umstritten. Während seine Produktion vielen Schwellen- und Entwicklungsländern – bzw. Unternehmen, die dort investieren – satte Profite beschert, weichen für die riesigen Plantagen wichtige Regenwald-Flächen. Die Palmöl-Industrie stellt damit eine Bedrohung für Klima und Biodiversität in vielen Regionen, gerade in Südostasien, dar. Zu den Methoden der großen Palmöl-Hersteller gehört offenbar auch massiver Landraub. Palmöl und die daraus gewonnenen Produkte stecken in fast jedem zweiten Konsum-Artikel des täglichen Bedarfs und sind dennoch höchst umstritten.

Nur 12 Unternehmen erfüllen Mindeststandards  

Der WWF hat heute die neue WWF Palmöl Scorecard für den österreichischen Markt veröffentlicht. Dafür wurden 66 Unternehmen zu ihrer Einkaufspolitik beim Thema Palmöl befragt. Positiv bewertet hat der WWF ganze 12 Unternehmen. In einer Pressemitteilung werden Dazu zählen die 11er Nahrungsmittel, BiologoN, Kuchen-Peter-Backwaren und die Vereinigte Fettwarenindustrie in der Kategorie Verarbeiter, gefolgt von Dr. Julius Pompe, Wewalka, Tante Fanny, Gutscher Mühle Traismauer, Wojnar’s, Ulreich, Jomo und Landena Wels aufgezählt. Die positiv bewerteten Unternehmen erfüllen zumindest die vom WWF als Mindeststandards betrachteten Kriterien des Round Tables on Sustainable Palm Oil, der 2004 vom WWF initiiert wurde.

Palmöl-LKW in Sabah, Malaysia. Bild: CIFOR, Flickr, CC BY-NC-ND 2.0

Palmöl-LKW in Sabah, Malaysia. Bild: CIFOR, Flickr, CC BY-NC-ND 2.0

Zu den Kriterien des RSPO gehört, dass Plantagen nicht auf Torfböden oder Flächen mit hohem Kohlenstoffgehalt angelegt werden, Anbauer sich verpflichten, zumindest auf als hochgefährlich klassifizierte Pestizide zu verzichten, die Treibhausgasemissionen ihrer Plantagen und Ölmühlen sofort öffentlich zu machen und klare Reduktionsziele für Plantagen und Mühlen auszuweisen. Die Palmfrüchte müssen außerdem ausschließlich und nachweisbar aus legalen Quellen stammen.

Immerhin: ein Drittel der befragten Unternehmen greift bei seiner Palmöl-Beschaffung zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl zurück. Ernüchternd: 55 Prozent der Unternehmen verweigerten die Auskunft. Das waren zehn Prozent mehr als im Vorjahr 2014, und das obwohl die Diskussion um Palmöl immer breiter geführt wird und bei vielen Menschen das Bewusstsein für die Kehrseiten des Rohstoffs wächst.

Verladen von Palmöl-Früchten in Sabah, Malaysia. Bild: Rainforest Action Network, Flickr, CC BY-NC 2.0

Verladen von Palmöl-Früchten in Sabah, Malaysia. Bild: Rainforest Action Network, Flickr, CC BY-NC 2.0

Palmöl zu boykottieren ist schwierig und nicht unbedingt sinnvoll 

Auf einen so verbreiteten Rohstoff wie Palmöl zu verzichten, ist nicht einfach – weder für Industrieunternehmen, noch für einzelne Konsumenten. Zwar gibt es Gütesiegel, und auch Bio-Palmöl, doch ist die Verbreitung des Rohstoffs quer durch die Produktpalette unterschiedlichster Industrien gigantisch, ebenso wie der herrschende Preisdruck. Und unabhängig davon: würde die Industrie auf Palmöl verzichten, müsste sie auf andere Öle wie Raps- oder Sojaöl ausweichen. Die lassen sich oft nur weniger effizient als Palmöl anbauen, und würden die Umwelt sogar stärker belasten, als der Anbau von Palmen zur Ölgewinnung. Zertifizierte Ersatz-Produkte sind schließlich ebenso Mangelware wie das verbreitete Palmfett mit Zertifizierung.

Was tun?

Für Konsumierende bleibt die Frage, was man denn nun sinnvollerweise beachten soll. Der WWF empfiehlt, nur RSPO- oder bio-zertifiziertes Palmöl zu kaufen. Leichter gesagt als getan. Schließlich steckt Palmöl in der einen oder anderen Form in jedem zweiten Produkt. Es gibt mehrere Initiativen, die höhere Standards beim Thema Palmöl fordern. Das sind zum Beispiel die Mitglieder des deutschen Forums Nachhaltiges Palmöl oder der Palmoil Innovation Group. Produkte der beteiligten Unternehmen enthalten zumindest Öl aus überprüfbaren Quellen mit eindeutigen Kriterien. Möchte man bewusst konsumieren, kann man das – aber die einfachen Antworten gibt es bei dem Thema kaum. Ganz allgemein hilft es, sich darüber Gedanken zu machen, wofür das Öl der Palme verwendet wird. Es ist fettig und dient zum erzeugen cremiger Konsistenzen. Darauf könnte man achten.

Einige Informationen zum Thema Palmöl hat der WWF im Factsheet Palmöl zusammengetragen. 

Zur Palmöl Scorecard 2015 geht es hier entlang

Der Frage, was ein Boykott von Nutella und anderen Produkten bringen würde, ist auch Ilka Petersen vom WWF Deutschland nachgegangen.

 

 

 

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