Painphone versus Fairphone

(c) markcraemer.com

(c) markcraemer.com

Smartphones werden heuer hübsch verpackt unter unserem strahlenden Christbaum zu finden sein. Doch hinter dem Bling-bling steckt oft brutale Ausbeutung und alles andere als Lifestyle und Glamour. Wir geben euch einen Blick hinter die Kulissen der „Blut-Handys“ und beleuchten den Funken Hoffnung der Handyindustrie – das Fairphone.

Der Aufdeckerfilm „Blood in the Mobile“ des dänischen Regisseurs Frank Piasecki Poulsen zeigt schockierende Bilder von lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen und Kinder, die für einen Hungerlohn täglich das junge Leben aufs Spiel setzen. Die Mineralien werden mit den bloßen Händen abgebaut. Wir sprechen hier von Coltan, Kassiterit oder Zinnerz, die bevorzugt im Osten des Kongos, oft in illegalen Kleinminen abgebaut werden und sich in unseren Mobiltelefonen wiederfinden. Einige der Minen finanzieren darüber hinaus den blutigen Bürgerkrieg vor Ort und stellen für die Rebellen den Nachschub an Waffen sicher.

Ortswechsel nach Chile. In der Atacama Wüste wird Lithium abgebaut, welches in unseren Akkus wiederzufinden ist. Leidtragende sind hier die Umwelt durch das Versiegen der Grundwasserreserven, Luftverschmutzung durch die gewaltigen Fabriken, Aussterben von Pflanzen-und Tierarten und die dort ansässigen Menschen, die von der Industrie verdrängt werden.

Weiter geht die Reise nach Indien. Im März waren zwei Südwind-Mitarbeiterinnen vor Ort in Südindien und erfuhren mehr über die miserablen Arbeitsbedingungen der 20.000 Arbeiter, die am Fließabend für den europäischen Markt arbeiten. Um mit den 100 Euro Lohn über die Runden zu kommen, der oft die ganze Familie versorgt, teilen sich die gut ausgebildeten ArbeiterInnen zu fünft bis zu zehnt ein winziges Zimmer ohne Fließwasser. Auch beim Essen wird gespart, manche Leute fallen in Ohnmacht, weil sie so hungrig sind – Schilderungen, wegen denen Südwind zur E-Petition „Notruf für faire Arbeitsbedingungen“ aufgerufen hat.
Auch die Selbstmordwelle bei Foxconn, Zulieferer für Apple, Sony & Co., sollte uns zum Nachdenken anregen. Muss es immer das neueste Handy sein?

Lichtblick: das Fairphone

Ab 2013 soll das fair produzierte und gehandelte Fairphone um ca. 300 Euro erhältlich sein. Eine streng kontrollierte Produktionskette – von den kongolesischen Minen in Kivu bis hin zur Sicherstellung adäquater Arbeitsbedingungen durch „Sustainable Trade Initiative“ und LaborVoices sowie dem Recycling des Smartphones durch die Initiative „Closing Loop“ – lässt das Projekt vielversprechend klingen. Ob es das auch wirklich ist?

Dein Smartphone hat also eine lange Reise hinter sich; Es hat Kinder für sich arbeiten lassen, Bürgerkriege finanziert, verzweifelte indische ArbeiterInnen hungern lassen, den Lebenswillen der Foxconn-MitarbeiterInnen zunichte gemacht und die Umwelt verschmutzt. Zeit, um es vom Wunschzettel zu streichen!

 

www.fairphone.com
Stephanie Fischer bloggt über Nachhaltigkeitsthemen auf www.reduse.org/blog, wo auch dieser Beitrag erstveröffentlicht wurde.

VERWANDTE ARTIKEL